Indy 500: Simon Pagenaud gewinnt dramatisches Finish
Simon Pagenaud
Das letzte Überholmanöver in der vorletzten Runde brachte die Entscheidung: Simon Pagenaud hat sich bei den legendären 500 Meilen von Indianapolis in einem dramatischen und mitreißenden Finish seinen ersten Sieg beim Indy 500 gesichert.
Der 35-Jährige stellte seinen Boliden auf der Start/Ziellinie ab, schlug die Hände vor sein Gesicht. Atmete tief durch, ließ den Erfolg kurz sacken. Dann stieg er auf sein Auto und ließ sich vom Publikum feiern. Er ist der erste französische Sieger seit 1920! Damals hatte Gaston Chevrolet das Rennen gewonnen.
Er setzte sich nach einem taktisch geprägten Rennen mit nur einem größeren Zwischenfall hauchdünn gegen Alexander Rossi (Andretti Autosport) und Takuma Sato (Rahal Letterman Langian Racing) durch. Für sein Penske-Team war es der 18. Erfolg beim Indy 500. Pagenaud hatte 2016 die IndyCar-Meisterschaft gewonnen, der Sieg beim Indy 500 ist sein größter Erfolg.
Nach besagtem Zwischenfall 19 Runden vor Schluss, bei dem mehrere Autos involviert waren, gab es eine längere Unterbrechung und nach dem Restart 13 hochspannende Runden, auf denen Pagenaud das bessere Ende für sich hatte.
«Ein Traum wird wahr»
«Es war ein so intensives Rennen. Ein Traum wird wahr. Ich bin einfach nur sprachlos. Ich habe nie erwartet, hier zu sein, obwohl ich es natürlich so hart wie möglich versucht habe. Wir haben es perfekt hinbekommen, keine Fehler gemacht», sagte Pagenaud.
Hinter dem Toptrioo landete Josef Newgarden vor Will Power (beide Penske) und Ed Carpenter (Ed Carpenter Racing). Die Top Ten komplettierten Santino Ferrucci (Dale Coyne Racing), Ryan Hunter-Reay (Andretti), Tony Kanaan (A.J. Foyt Enterprises) und Conor Daly (Andretti).
Unspektakulärer Start
Der Start verlief relativ unspektakulär, Pagenaud blieb vorne vor Power und Carpenter. Die Chevrolet bestimmten in der frühen Phase das Tempo. Hinter dem Trio lagen Spencer Pigot und Newgarden auf den weiteren Plätzen, in Rossi belegte der erste Honda-Fahrer Rang sechs.
Pagenaud war in der 32. Runde der erste Fahrer, der erstmals an die Box kam, die anderen Piloten folgten danach, um sich neue Reifen und Sprit zu holen. Kurios: Routinier Helio Castroneves räumte in der Boxengasse nach einem Fahrfehler James Davison ab. Beide fielen weit zurück.
Pagenaud bestimmt das Tempo
Pagenaud bestimmte nach den Stopps weiterhin das Tempo, lag nach 50 von 200 Runden vor Power, Carpenter, Newgarden und Rossi.
Zwischenfälle blieben weiterhin aus, Pagenaud legte in Runde 65 seinen nächsten Stopp ein, der Rest folgte in den Runden darauf. Nach den Stopps zeigte sich weiterhin ein ähnliches Bild: Pagenaud vorne vor Carpenter, Newgarden, Rossi und Sebastien Bourdais.
Alonso-Schreck Kaiser fliegt ab
Kyle Kaiser sorgte kurz danach für den ersten Crash: Der Kalifornier drehte sich nach einem Fahrfehler mehrfach und rauschte in die Mauer. Kaiser? Genau, er hatte Fernando Alonso aus der Quali gekickt. Beim Restart blieb die Spitzengruppe wie gehabt zusammen.
Zur Rennhälfte nach 100 Runden die nächsten Stopps: Pagenaud behielt die Führung vor Carpenter, Newgarden, Bourdais und Rossi, der länger draußen blieb als die Konkurrenz.
In Runde 112 drehte er richtig auf, startete drei Überholmanöver hintereinander und setzte Pagenaud erstmals richtig unter Druck. Ebenfalls in den Top Ten: Daly, Marcus Ericsson, Scott Dixon, Ferrucci und Hunter-Reay.
In Runde 130 folgten die nächsten Stopps, und es wurde dramatisch. Erst flog Ericsson in der Boxengasse ab, was eine Gelbphase zur Folge hatte. Quasi parallel war Rossi in der Box, wobei allerdings sein Tankstutzen klemmte. Durch die Gelbphase hielt sich der Schaden aber in Grenzen: Pagenaud blieb vorne vor Carpenter, Newgarden, Bourdais, Rossi, Daly, Hunter-Reay, Graham Rahal, Dixon und Felix Rosenqvist.
Entscheidende Phase
Der Restart in Runde 150 markierte den Start in die entscheidende Phase: Newgarden legte los wie die Feuerwehr und schnappte sich Pagenaud, der erstmals im Rennen auf Platz zwei lag. Dahinter: Carpenter, Daly, Bourdais und Rossi.
An der Spitze wurde taktiert: Pagenaud blieb in Lauerstellung, wollte offenbar nicht die Führung von Newgarden übernehmen, der es mit dem Tempo nicht übertrieb. Sprit sparen war die Devise. Carpenter blieb dahinter vor Rossi, der sich nach vorne arbeitete.
In Runde 169 kamen die Fahrer zu den letzten Stopps. 25 Runden vor dem Ende wurde es heiß. Pagenaud hatte Rossi im Nacken, knapp dahinter lauerte Carpenter vor Newgarden. Dann überschlugen sich die Ereignisse: Rossi schnappte sich die Führung, bevor es den ersten großen Crash gab, bei dem gleich mehrere Autos, darunter Rahal, Bourdais und Rosenqvist involviert waren und ausschieden. Die Folge: Rot in Runde 181, Abbruch, Aufräumarbeiten.
«Ich habe großen Respekt vor Sebastien, aber das gilt nicht für dieses Manöver», wetterte Rahal gegen Bourdais. Der erklärte: «Hinterher sagt es sich immer leicht, dass ich in dieser Situation nicht in die Kurve hätte einlenken sollen. Das war zu diesem Zeitpunkt aber keine Option für mich. Ich dachte, er würde vom Gas gehen.»
Um 21.49 Uhr wurde die heiße Endphase des Rennens mit dem Restart eingeläutet, die letzten 13 Runden. All in, Vollgas, alles auf den Sieg.
Pagenaud und Rossi lieferten sich vorne ein spektakuläres Duell, dahinter Sato, der von dem Unfall mächtig profitiert hatte und in die Spitzengruppe vorgestoßen war.
Wo war Alonso?
Und was ist mit Fernando Alonso? Der wollte ja bekanntlich Jagd auf die Triple Crown machen. Er hat sich allerdings nicht fürs Indy 500 qualifizieren können. Er war zu langsam, um einen Platz im 33-Wagen-Feld zu erhalten. Alonso wurde zum Schluss des Indy-Qualifyings von Kaiser aus dem Feld gedrängt.
Peinlich und bitter. Die schwache, teils amateurhafte Darbietung von McLaren in Indy hat zur Unterstellung geführt: Fernando Alonso wird 2020 nach Indianapolis zurückkehren – aber nicht mehr für McLaren!
McLaren-CEO Zak Brown in Monte Carlo: «Ich habe mit Fernando sehr viel gesprochen, auch über diese Möglichkeit. Wir würden es gerne nochmals versuchen, natürlich am liebsten mit Fernando. Aber Alonso will das 500 unbedingt gewinnen, und es steht außer Frage, dass es herausragende Rennställe gibt, die dort antreten. Basierend auf unseren Gesprächen sage ich: Fernando möchte mit McLaren gewinnen.»