Alex Zanardi: Kein Kuss von Charlize Theron
Alex Zanardi in seiner «Old Midnight»
Auch wenn es fast 17 Jahre dauerte, hat Chip Ganassi am Indianapolis Motor Speedway für Alex Zanardi eine ganze spezielle Übergabe organisiert: Der frühere Teambesitzer Ganassi hat Zanardis 96er Reynard Honda «Old Midnight» restauriert und dem zweimaligen Cart-Champion an der berühmten Yard of Bricks übergeben.
Das Spezielle an dem «Geschenk»: Es ist das Auto, das der Italiener 1996 fuhr, als er «das Überholmanöver» setzte. Ein nahezu unmögliches Manöver in der legendären «Corkscrew-Kurve» in Laguna Seca. Der 46-jährige Zanardi flog buchstäblich von der Strecke, um Bryan Herta zu überholen – in der letzten Runde, zum Sieg – seinem dritten in diesem Jahr.
Vor einigen hundert Gästen hielt der wortgewandte Italiener in seiner charmanten Art eine beeindruckende Rede. «Es ist wirklich schwierig, das in Worte zu fassen», sagte Zanardi. «Ich bin glücklich genug, eine lange Karriere mit vielen Highlights gehabt zu haben. Aus diversen Gründen hatte ich Tage des Ruhms, die – was die Emotionen angeht - noch darüber stehen, als ich realisierte, dass ich ein Champion bin. Von all den Dingen hat Laguna Seca mein Leben verändert. Ich hatte damals Glück. Ich bin aber sicher, dass ich damals viele Fans gewonnen habe. Ich war sicher lebendig.»
Bei der Übergabe, die vor der Glas- und Stahl-Pagode des Speedways stattfand, waren sowohl Zanardis frühere Teammitglieder, der frühere Teamkollege Jimmy Vasser, der frühere Teammanager Tom Anderson als auch der aktuelle Ganassi-Teammanager Mike Hull und viele andere Gäste aus der Indy-Szene dabei.
Dank an Chip Ganassi
Wie Zanardi erzählte, seien die Titelgewinne wichtig gewesen. Mit seinen «Jungs», die sein Auto gebaut hatte, die Geschichte des Rennens zu teilen, sei aber der Bonus gewesen. «Ich hätte das nicht geschafft, wenn Chip mir die Chance nicht gegeben hätte. Diese Jungs waren unglaublich», so Zanardi.
Zanardi erklärte auch, woher der Spitzname des roten Autos mit seinen goldenen Blitzen kommt: «Jedes Mal, wenn wir das Auto benutzten, gab es nach dem Motorwechsel ein Problem wie ein Ölleck, das sie beschäftigte», für Stunden. Zanardi wurde 1996 Rookie des Jahres und gewann 1997 und 1998 den Titel in der Cart-Serie. Die Formel 1 lockte, doch mit dem Team von Sir Frank Williams kam er nicht an die Erfolge heran, die er hier hatte.
2001 versuchte er mit seinem früheren Ganassi-Ingenieur Mo Nunn einen Neustart seiner Karriere. Doch dann kam der 16. September 2001. Bei der Europa-Premiere der US-Cart-Serie auf dem EuroSpeedway Lausitz verlor der Italiener beide Beine. In der 143. Runde hatte sich Zanardis Reynard-Honda bei der Ausfahrt aus der Boxengasse nach einem Dreher quergestellt. Der nachfolgende Alex Tagliani (Kanada) konnte nicht mehr ausweichen und prallte mit seinem bei Tempo 320 in Zanardis Fahrzeug.
Der Einschlag war zugleich einer in Zanardis Leben. Doch der tapfere Italiener kam zurück und besiegte in drei Events im Tourenwagen trotz seiner Prothesen jüngere, gesunde Fahrer. Ganz nebenbei gewann Zanardi bei den Paralympics 2012 auch zwei Goldmedaillen auf dem Handbike.
Die Indianapolis 500 konnte er wegen der Trennung der Cart-Serie von der Indy Racing League nie fahren. Sein einziger Besuch war, als er einen Dollar zahlte um als Tourist eine Busrundfahrt rund um die Strecke zu machen.
Traum von einem roten Auto
Er gab zu, dass Rennen fahren am Brickyard nie sein ultimativer Wunsch war. «Ich könnte nicht sagen, dass es ein Kindheitstraum war. Denn mein Traum war, ein rotes Auto (Ferrari) in Imola zu fahren. Jody Scheckter auf der letzten Runde zu überholen, denn er war mein Held. Ich hatte mein rotes Auto. Es sah nicht genauso aus wie in meinen Träumen, aber es war wunderschön und ein Genuss für mich, es zu fahren. Ich hatte mein Überholmanöver, obwohl es nicht in Imola sondern in Laguna Seca war. Und meine großartige Beziehung war nicht mit Enzo Ferrari, sondern mit einem Freund namens Chip Ganassi, der mein Leben verändert hat und ein enger Freund wurde. Und das wird für immer bleiben. Ich denke, dass mein Traum wahr wurde.»
Zanardi fühlt sich, als hätte er praktisch das Indy 500 gewonnen. «Ich habe so viele Geschichten von Freunden gehört, ich habe irgendwie davon geträumt. Ich hatte immer den Traum, es einmal wahr werden zu lassen», sagte Zanardi. «Es wäre fantastisch gewesen. Aber es wäre genauso fantastisch, Charlize Theron zu küssen, und das wird niemals passieren.»