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KTM Freeride 250 F: Die Allesfahrerin

Von Rolf Lüthi
KTM dampft das Freeride-Modellprogramm auf ein Modell ein, lässt diesem jedoch eine umfangreiche Modellpflege angedeihen. Die Neue ist leichter und hat bessere Federelemente.

Vor sechs Jahren stellte KTM die Freeride 350 vor, und eine zeitlang sah es aus, als würde daraus eine neue Modellfamilie entstehen. Auf 2018 nun wird es neben der Elektro-Freeride, (ebenfalls nur noch als Freeride erhältlich, die Supermoto- und MX-Versionen entfallen) nur noch eine geben, die Freeride 250 F. In den Rahmen, der ursprünglich für die Elektro-Freeride gebaut wurde, wurde statt des zuvor verwendeten 350er nun der kompaktere 250er Viertakter verbaut. Da der 350er wie der 250er aus Racing-Enduros stammen, mussten beide Motoren gedrosselt werden. Die Leistungsdaten sind für beide Motoren fast gleich, doch der 250er Motor ist kompakter und 2,7 kg leichter.

Als ersten grossen Fortschritt stellt man im Geländebetrieb fest, dass der Motor deutlich weniger oft unerwartet abstirbt. Und vor allem hat er eine Eigenart des 350ers abgelegt, die wir überhaupt nicht vermissen: Der 350er Viertakter hatte in der Freeride immer wieder mit Startproblemen genervt, deren Ursache sich nicht eruieren liess. Der 250er Motor springt (fast) immer auf den ersten Knopfdruck an.

Am Fahrwerk wurde aufgerüstet. Die bei schneller Fahrt am Limit agierende 43er Gabel des Vorgängermodells wurde durch eine 43er Xplor von WP ersetzt, die das Vorderrad nun deutlich souveräner führt. Auch an der Hinterhand wurde mit einem Xplor-Federbein von WP aufgerüstet. Mit dem reduzierten Gewicht durch den kleineren Motor und die Lithiumionen-Batterie, dem sauber am Gas hängenden Motor, den verbesserten Federelementen und den Trialenduro-Reifen von Maxxis ergibt sich ein rundes Gesamtpaket. Dazu ist die Stehposition durch den nun verbauten Endurolenker auf langen Strecken deutlich erträglicher geworden. Mit 7495 Euro/CHF 8690.- bekommt man das alles ohne Aufpreis aufs Vorjahresmodell.

Die Freeride-Käufer sind ein eher inhomogenes Grüppchen. Gelände-Einsteiger, kleingewachsene Fahrer und Fahrerinnen, Genuss-Fahrer, die ein Entschleunigungsmotorrad wollen, Enduro-Wanderer, Rennfahrer, die als Zweitspielzeug eine Freeride bewegen… Sie alle stellen unterschiedliche Anforderungen an die Freeride.

Die Freeride ist nicht so niedrig, wie sie aussieht, aber es gibt einen Tieferlegungskit, der einen gekürzten Seitenständer beinhaltet. Der Motor geht sanft und traktionsstark. Einsteiger werden nicht überfordert oder konditionell aufgerieben. Motor, Kupplung und Getriebe sind hochwertige Racing-Baugruppen und überhaupt ist das ganze Motorrad schön verarbeitet und erwies sich im Geländeeinsatz als robust. Mit Federwegen von 250/260 mm kann man schon anständig zügig durchs Gelände bügeln. In von Racing-Enduros tief ausgefrästen Rillen hat man Probleme mit mangelnder Bodenfreiheit. In engen und verzwickten Geländepassagen ist man dank dem niedrigen Gewicht, der kompakten Bauweise und der daraus resultierenden Wendigkeit klar im Vorteil: Einfach zentral in den Rasten stehen, konstant Gas geben, und das Viertakt-Zahnradbähnchen fährt die steilsten Berge hoch und umtuckert die engsten Kehren.

Auf die Motocross-Piste passt die Freeride weiterhin nicht so recht. Dort heizt sich auf Boden mit gutem Grip und sportlicher Fahrweise dann auch die vordere Bremse auf. Auf dem Trialgelände kann man mit der Freeride 250 F seinen Spass haben, wenngleich ein echtes Trialmotorrad bei diesem spezialisierten Einsatz natürlich mehr kann. Dafür ist die Freeride gutmütiger und bestraft Haltungsfehler bei weitem nicht so unmittelbar wie ein Trialmotorrad.

Weiterhin erleichtert die Freeride vielen Menschen, die nicht auf Rennsport, sondern auf Fahr- und Naturgenuss fokussiert sind, den Einstieg ins Geländefahren. Es ist deshalb zu hoffen, dass KTM dieses Konzept beibehält.

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