Hardalpitour 2020: Heute gehn wir nicht ins Bett
Mit 350 Teilnehmern taten sich rund 150 Teilnehmer weniger als im vergangenen Jahr die Strapaze einer oder zweier schlafloser Nächte an. Wer trotz Corona-Bedenken dabei war, wurde an diesem Wochenende vom 4. bis 6. September mit durchgehend schönem Wetter belohnt. In den vergangenen Jahren hatte es noch jedes Mal mindestens zeitweise geregnet.
Vier Varianten standen dem Teilnehmer zur Wahl an der Hardalpitour: Die Fahrer von Vintage-Motorrädern starteten am Samstagmorgen in Sestriere und kamen am gleichen Abend in Boves (bei Cuneo) an. Die Discovery-Variante wurde in zwei Teilstücken am Samstag und Sonntag gefahren, mit Übernachtung bei Cuneo.
Die Teams der Classic-Variante waren rund 24 Stunden unterwegs, die auf 100 Teilnehmer limitierte Extreme-Kategorie gar von Freitagnacht ab 23.00 Uhr bis zur Zielankunft am Sonntagmittag oder Nachmittag. In diesen Kategorien wird in Teams von drei oder vier Fahrern gestartet.
Der Veranstalter sorgt mit mehreren Verpflegungsposten dafür, dass niemand verhungern muss, kuschelige Bettchen gibt es hingegen keine. Die Teilnehmer müssen selber entscheiden, ob und wie sie schlafen wollen. Die Mitnahme von Schlafsack und Campingmatratze ist anzuraten.
Um detailliert berichten zu können, war auch ihr SPEEDWEEK-Autor am Start der Extreme-Variante. Eine Strecke von 920 km war angekündigt, davon 70 Prozent Offroad. Offroad bedeutet in diesem Zusammenhang an die zulässigen Motorräder angepasste Geländeschwierigkeiten. Sportenduros dürfen nur Neulinge und Frauen einsetzen. Ansonsten sind Mehrzylinder-Reiseenduros oder Einzylinder mit Mindestgewicht 150 kg zugelassen.
Aus dem Zeitplan ergibt sich, dass man zweimal in den Sonnenaufgang und einmal in den Sonnenuntergang fährt. Man ist ausgiebig in der Nacht unterwegs, wobei dieses Jahr der Mond vom Himmel leuchtete, startete die Hardalpi Extreme doch nur zwei Nächte nach Vollmond.
Rund 36 Stunden am Stück unterwegs – das zieht wohl kaum einer ohne längeres Nickerchen durch, doch haben wir nur knapp die Ruhezeitenverordnung für Berufsfahrer eingehalten.
Ein Highlight unter vielen war ein Teilstück der Ligurischen Grenzkammstrasse, die wir im klaren Licht des späten Nachmittags befuhren. Aber auch der Aufstieg Richtung Monte Jafferau im Morgenlicht war einzigartig.
Für solche Momente nimmt man etwas Müdigkeit gern in Kauf. Wie sagte doch ein bekannter Motocross-Pilot, der nicht durch lethargische Lebensgestaltung auffällt: «Schlafen kann ich dann, wenn ich gestorben bin».