Ayrton Senna: Neue Aspekte einer ewigen Faszination
Am 21. März hätte Ayrton Senna Geburtstag gehabt, der Ausnahme-Rennfahrer wäre 62 Jahre alt geworden. Ich habe mir oft die Frage gestellt: Wie hätte sich alles entwickelt, wenn Senna den schweren Unfall am 1. Mai 1994 in Imola überlebt hätte?
Ich bin fest davon überzeugt: Ayrton hätte aus dem zunächst so störrischen Williams FW16B ein manierliches Auto gemacht. Und er wäre damit 1994 Formel-1-Weltmeister geworden, zum vierten Mal nach 1988, 1990 und 1991. Bei allem Respekt für Damon Hill: Wenn der Brite die WM-Entscheidung gegen Michael Schumacher im Benetton bis zum Finale von Adelaide offenhalten konnte, dann hätte Senna den Titel längst zuvor klargemacht. Niemand wird mir widersprechen, wenn ich behaupte: Senna fuhr in einer anderen Kategorie als Hill.
Williams baute in der Folge 1996 (Weltmeister Hill) und 1997 (Weltmeister Villeneuve) das beste Auto im Feld. Gehen wir davon aus, dass Senna bei Williams geblieben wäre, so hätte er 1997, als 37-Jähriger, leicht bei mindestens sechs WM-Titeln stehen können.
Dann hätte er aufgehört oder er wäre er zu Ferrari gegangen. Niemand kann sagen, was er dort noch erreicht hätte. Der frühere Lancia- und Ferrari-Rennchef Cesare Fiorio beteuert bis heute: «Ich hatte mit Ayrton alles klargemacht – er hätte seine Karriere bei Ferrari beendet. Und zwar als Weltmeister.»
Ich weiss, Ayrton Senna hätte während und nach Abschluss seiner Rennkarriere die Vision eines besseren Brasilien mit allem Nachdruck umgesetzt, mit der gleichen Konsequenz wie hinterm Rennlenkrad. Die Art und Weise, wie unbeirrt er in seiner Rennkarriere vorging, das hätte er auch in anderen Bereichen umgesetzt.
Ich bin sicher, er hätte eine Familie gegründet. Er wäre ein fabelhafter Vater geworden, denn er liebte Kinder.
Hätte sich Senna vielleicht in der Politik engagiert? Wäre Senna heute vielleicht sogar brasilianischer Staatschef?
Bald 28 Jahre nach seinem Tod stellt sich die Frage: Ist über den 41-fachen GP-Sieger nicht schon alles gesagt worden? Das Buch «Ayrton Senna – Neue Bilder einer Legende» beantwortet diese Frage auf eindrucksvolle Art und Weise. Denn wir lernen in Bild und Text ganz neue Facetten dieser Persönlichkeit kennen.
Fünf sprachbegabte, langjährige Formel-1-Arbeitskollegen berichten in teilweise rührenden Worten über den legendären Brasilianer. Pino Allievi erinnert sich an einen verletzlichen jungen Mann, der Gefahr lief, sich in seiner Spiritualita¨t zu verlieren.
Carlo Cavicchi schildert ihn als unbestechlichen Spaghetti-Fan mit einer ambivalenten Beziehung zu Frankreich, was natu¨rlich nicht zuletzt dem ewigen Rivalen Alain Prost geschuldet ist. Um das Verha¨ltnis dieser beiden Giganten dreht sich die Einschätzung von Robert Boccafogli. Und Giorgio Piola ergänzt dessen Worte mit dem Kapitel «Senna aus der Sicht eines Prost-Fans».
Das vielleicht innigste Bekenntnis legt Carlos Sanchez ab: Mein Ayrton. Seine Erzählungen sind so packend, dass der Leser den Eindruck hat, er stünde direkt neben Senna.
Die Literatur über Ayrton Senna füllt Regale, und doch beweist dieses Buch: Es ist noch lange nicht alles gesagt über jenen Racer, den viele für den grössten Formel-1-Fahrer aller Zeiten halten. Ergänzt wird dieser tolle Band von 272, meist erstmals veröffentlichten Fotos.
Das Wichtigste in Kürze
Ayrton Senna: Neue Bilder einer Legende
Aus dem Verlag Delius Klasing, Bielefeld
ISBN: 978-3-667-12354-1
Format 27,7 x 29,7 cm
200 Seiten
272 Fotos und Abbildungen
Für rund 39,90 Euro im Fachhandel oder direkt bei Delius Klasing