Can-Am: Motorrad mit Nabenlenkung
Der kanadische Hersteller Bombardier Recreational Products BRP ist bekannt für Quads, leichte Geländefahrzeuge, Snowmobile, Jetskis, Rotax-Motoren und Dreirad-Strassenfahrzeuge. Diese Dreirad-Strassenfahrzeuge werden vermarktet unter dem Markennamen Can-Am. Ebenso hat BRP Entwicklung und Bau von Elektro-Motorrädern angekündigt, die 2024 ebenfalls unter dem Markennamen Can-Am auf den Markt kommen sollen.
Nun sind in den USA Patentzeichnungen eines Can-Am-Motorrads mit konventionellem Verbrennungsmotor aufgetaucht. Solche Motoren hat BRP ja mit dem österreichischen Motorenbauer oder den Antrieben von weiteren Fahrzeugen im Konzern. Tatsächlich sieht das Motorrad auf den Zeichnung aus wie eine zweirädrige Version des Ryker, dem Strassen-Dreirad von Can-Am.
Die Zeichnungen zeigen eine Vorderradführung mit doppelter Einarmschwinge und Nabenlenkung. Die beiden Einarmschwingen sind parallel geführte, schlanke Alugussteile. Bei dieser Konstruktion verändert sich die Fahrwerksgeometrie beim Einfedern nicht oder kaum. Die Kräfte, die beim Einfedern und Bremsen auftreten, werden über die Schwingen ins Chassis eingeleitet, das aussermittig rechts montierte Federbein arbeitet davon unbeeinflusst, wodurch die Federung auch unter vollem Bremsdruck noch feinfühlig arbeitet.
Zudem sind Lenkung und Aufhängung konstruktiv getrennt. Gelenkt wird beim Can-Am-Patent ähnlich wie beim Auto über einen Lenkstock mit Kreuzgelenk und Hebel mit spielfreien Kugelköpfen. Im Vergleich mit der Bimota Tesi, dem bekanntesten Motorrad mit Nabenlenkung, kommt die Konstruktion von Can-Am mit deutlich weniger Kugelköpfen und Lagerstellen aus. Die einzelne Bremsscheibe ist an der Nabe angebracht. Die Felge ist stark konkav (gewölbt) ausgeführt, damit die Bremsanlage mittig untergebracht werden kann und die Reifenaufstandsfläche in die Fahrzeugmitte bringt.
Trotz all dieser Vorteile konnte sich die Nabenlenkung im Motorradbau bislang nicht durchsetzen. Die Fahrer solcher Motorräder beklagten bislang mangelndes Feedback und indifferentes Gefühl vom Vorderrad. Die Buchhalter der Hersteller bevorzugen aus Kostengründen die simpel aufgebaute Teleskopgabel.
Der Motor ist auf den Patentzeichnungen nicht zu sehen. Ausgehend von der anhand von Details begründeten Spekulation, es könnte sich um das Projekt einer Zweiradversion des Can-Am Ryker handeln, würden von Rotax zwei Motoren zur Wahl stehen: Ein Zweizylindermotor mit 600 ccm und 50 PS oder ein Dreizylindermotor mit 900 ccm und 82 PS, beides Reihenmotoren, kombiniert mit einem Automatikgetriebe.