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Richard Speiser: «Rückblickend war’s völlig bekloppt»

Von Ivo Schützbach
Hin und wieder trifft man Richard Speiser (Mitte) als Zuschauer bei Bahnrennen

Hin und wieder trifft man Richard Speiser (Mitte) als Zuschauer bei Bahnrennen

Comeback-Gedanken hat der ehemalige Langbahn-Vizeweltmeister Richard Speiser nach seinem Karriereende 2014 inzwischen zu den Akten gelegt. «Ich hätte vieles besser machen können», glaubt der Allgäuer.

Richard Speiser hat bis auf einen Einzeltitel auf der Sand- und Grasbahn alles erreicht: 2010 wurde er Dritter in der Langbahn-WM, im Jahr darauf Vizeweltmeister. In der Grasbahn-EM wurde er 2008 Zweiter, 2013 Dritter, zudem in der Deutschen Langbahn-Meisterschaft 2013 Vize. Mit der deutschen Nationalmannschaft eroberte er von 2009 bis 2011 dreimal in Folge Gold bei der Team-WM.

Am 13. Juli 2014 hatte der heute 33-Jährige beim Langbahn-GP in Marmande einen schlimmen Sturz und erklärte im Februar 2015 seinen Rücktritt.

«Generell habe ich viel nachgedacht und sehe rückblickend viele Dinge, die ich anders oder besser hätte machen können», reflektierte Speiser. «Das ist der unbestreitbare Vorteil, wenn man einen erfahrenen Mentor oder ehemaligen Rennfahrer als Vater hat, der schon weiß, wie der Hase läuft. Wenn man bei null anfängt, muss man alle Fehler selbst machen und braucht entsprechend länger. Auch wenn das manche abstreiten, aber wenn du ein guter Rennfahrer werden willst, brauchst du neben Talent auch einen sicheren finanziellen Background. Und jemanden mit Erfahrung, der weiß, was zu tun ist. Oder man macht es wie ich und ist extrem ehrgeizig und dickköpfig und nimmt Fehler und Rückschläge in Kauf, ohne sich davon entmutigen zu lassen. Dazu gehört dann auch das höhere Risiko von Verletzungen und sonstigen Niederschlägen.»

«Ich sage auch immer, dass ich bestimmt nicht der talentierteste Fahrer war», ergänzte der Börwanger gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich war keiner wie Marc Marquez, der mit zahlreichen Saves einfach mehr herausholt. Oder Tommy Kunert, der draufsitzt und schnell ist – egal mit was. Mein Talent war eher, dass ich technisch verstehe was unter mir los ist und das für mich passend machen kann. Unsere Bikes waren immer perfekt vorbereitet und ich habe verstanden, was ich am Fahrwerk ändern musste, um im nächsten Lauf besser abzuschneiden.»

Speiser weiter: «Dass ich im Speedway-Sport nicht den großen Durchbruch hatte lag auch daran, dass ich zu wenige Rennen fuhr. Irgendwann muss der Schritt kommen, dass man sich nur noch darauf konzentriert und nach England geht. Da ich nebenbei studieren wollte und schauen musste, wie ich die Saison finanziert bekomme, lag das leider nie drin. Ich hatte Auftritte in der dänischen Liga – in den Semesterferien konnte ich solche Rennen mitnehmen – und habe da ein paar Achtungserfolge eingefahren. Dänische Liga war aber immer am Mittwoch. Wir sind Dienstagabend nach dem Arbeiten losgefahren, meistens bis Kassel. Dort haben wir im Auto übernachtet und sind am Mittwoch den Rest der 1200 km gefahren. Nach dem Ligarennen ging es diese Strecke direkt wieder zurück. Als Student konnte mir das damals gut einteilen. Wenn ich heute darüber nachdenke, war das für meinen Vater, der als Mechaniker dabei war, einfach nur krank. Arbeiten, schnell nach Dänemark und zurück, um anschließend direkt wieder zu arbeiten. Ich habe dann schnell die Motorräder wieder fit gemacht, am Wochenende stand ja das nächste Rennen an. Rückblickend war das völlig bekloppt – aber ich möchte die Zeit nicht missen. Verstehen kann das aber nur ein Rennfahrer.»

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