Scheeßel: GP und sonst nichts – richtig oder falsch?
Der Eichenring in Scheeßel mit seinem markanten Turm
Der Motor-Sport-Club Eichenring Scheeßel hat den Langbahn-GP Nummer 3 der Saison 2022 sehr gut über die Bühne gebracht. Zwei Jahre musste der rührige Club aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme warten, ehe man auf der 1000 m langen Sandbahn endlich wieder einen Weltmeisterschaftslauf durchführen konnte.
Nachdem es einige Jahre etwas stiller um den MSC Eichenring geworden war, machten die Scheeßeler 2018 schon mit der Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft wieder eine gute Figur im Langbahn-Zirkus. Ein Jahr später setzte das Team um den 1. Vorsitzenden Eckhard Koslowski mit der zügigen Abwicklung des WM-Challenge noch einen drauf.
Ziel des MSC war es, einen Grand Prix nach Scheeßel zu bekommen. Das gelang, die FIM Europe teilte den Niedersachsen den Langbahn-GP Nummer 3 dieser Saison zu. SPEEDWEEK.com beleuchtet den Renntag in Scheeßel unter verschiedenen Gesichtspunkten.
Wie war der Zuschauerzuspruch?
«Wir hatten im Vorstand mit 1500 Zuschauern kalkuliert», sagte Pressechef Dietmar Hornig im Nachhinein, «anwesend waren dann zirka 3500. Das hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Allerdings waren dann einige Verpflegungsstationen eher leer geräumt als vorher gedacht.»
Waren die Eintrittspreise zu hoch?
Der Eintritt betrug 26 Euro für Erwachsene, 20 Euro für Schwerbehinderte, Jugendliche von 14 bis 18 Jahre mussten 15 Euro bezahlen, für unter 14-Jährige war der Eintritt frei. Inbegriffen waren freies, fußnahes Parken, freier Zugang zur Tribüne und keine weiteren Kosten fürs Camping. Wer das gut gemachte Programmheft haben wollte, musste dafür zwei Euro extra bezahlen. Im Vergleich zu anderen Grands Prix und ähnlichen Sportveranstaltungen ist das durchaus moderat.
Hat die Veranstaltung zu lange gedauert?
Die Fahrervorstellung begann um 13.30 Uhr, Rennbeginn war um 14 Uhr. Um kurz nach 18 Uhr war die Siegerehrung. Das ist eine lange Zeit, aber die fast einstündige Unterbrechung nach dem schlimmen Sturz von Stephan Katt konnte man nicht voraussehen. Dazu kam eine weitere Verzögerung, nachdem der Niederländer Mika Meijer ausgangs der Startkurve in die Airfences knallte.
War der relativ lange Bahndienst danach in dieser Kurve nötig?
FIM-Rennkoordinator Glen Phillips (39) hatte die Bahnausbesserung an dieser Stelle angeordnet und half auch selbst tatkräftig mit. Der Brite, der 2009 einen GP gewann und 2015 Team-Weltmeister wurde, ist ein Perfektionist und tut alles, um den Fahrern beste Bedingungen bei den Rennen zu bieten. Hornig: «Er meinte, der Übergang der Fahrspuren von der sehr festen Bahn innen zu dem loseren Belag außen wäre zu stark. Und er hatte recht. Die Kurve fuhr sich anschließend besser. Das war zumindest die Aussage etlicher Fahrer.»
Warum gab es neben den GP-Läufen kein Beiprogramm, wie zum Beispiel Gespannrennen?
Nehmen wir an, die Internationale Gespannklasse wäre im Rahmenprogramm gefahren. Das wäre sportlich sicher sehr interessant gewesen, aber nach dem Sturz von Stephan Katt gleich im ersten Durchgang und der anschließenden Zeitverzögerung hätte die Rennleitung diese Klasse wahrscheinlich kurzerhand abgesagt.
Mussten so viele Bahndienste sein?
Die Sandbahn war in einem hervorragenden Zustand, aber die Glättung der Bahn und die anschließende Wässerung zwischen den einzelnen Blöcken war angesichts der hochsommerlichen Verhältnisse absolut nötig. Wäre noch eine weitere Klasse gefahren, hätte der Bahndienst noch mehr in Anspruch genommen werden müssen.
Warum war das Fahrerlager ab dem Trainingsbeginn nicht mehr für die Fans zugänglich?
Das hat die FIM Europe schon vor Jahren angeordnet. Aber nicht die Funktionäre waren für diese vermeintliche Einschränkung verantwortlich, sondern die Fahrer. Sie bestehen darauf, Ruhe vor den WM-Läufen zu haben, damit sie sich entsprechend konzentrieren können. Man konnte aber als Zuschauer relativ nahe ans Fahrerlager herankommen und das Geschehen aus entsprechender Entfernung beobachten.
Waren die einzelnen Läufe interessant?
Es gab vor allem in der Spitze sehr spannende Läufe, keine Prozessionsrennen. Beispiele: Gleich im ersten Heat fuhr Wildacrd-Pilot Jörg Tebbe vorneweg, aber der Niederländer Theo Pijper fing den Dohrener noch kurz vor Schluss ab. Im Rerun nach Katts Sturz gab es einen tollen Kampf um Platz 1 zwischen Lukas Fienhage und dem späteren GP-Sieger Mathieu Trésarrieu und hintendran einen tollen Zweikampf zugunsten des Reservisten Henry van der Steen vor dem Polen Stanislaw Burza um den letzten Laufpunkt. Das Finale zwischen Trésarrieu und Romano Hummel war ebenfalls eine tolle Show. Racing pur.
Was sagten die Verantwortlichen der FIM am Ende zum Grand Prix in Scheeßel?
Glen Phillips und seine Kollegen meinten, dass in Scheeßel zum ersten Mal in diesem Jahr die Zusammenarbeit mit dem gesamten Team super geklappt habe. Ein großes Lob aus berufenem Mund.