«Hülse»: Crash, keine Airfences, Oberschenkel durch
Christian Hülshorst als Rekonvaleszent im heimischen Garten
Die Saison lief ganz gut an für Christian Hülshorst. Der Clubfahrer des AMSC Lüdinghausen, von allen nur «Hülse» gerufen, gewann das Bergringrennen in Teterow und qualifizierte sich in Holsted (DK) für das Finale der Grasbahn-Europameisterschaft am 16. Oktober in Swingfield (GB).
Doch daraus wird jetzt nichts, der 45-jährige Lüdinghausener crashte Mitte Juli beim Grasbahnrennen im niederländischen Aduard in die Bande und brach sich dabei den rechten Oberschenkel. Mittlerweile ist der Westfale wieder zuhause bei Frau und Tochter. Ein geplanter Urlaub musste abgesagt werden. SPEEDWEEK.com sprach mit Christian Hülshorst im heimischen Garten.
Hülse, wie geht es dir heute?
Schon wieder recht gut. Ich habe keine Schmerzen und gehe an Krücken, allerdings darf ich das Bein nur mit rund 20 Kilogramm belasten.
Wenn man dich so im Garten im Liegestuhl sieht, vermutet man eigentlich keine große Verletzung, kein Gips und man sieht auch sonst keine großen Narben.
Nö, Gips braucht man da nicht. Man sieht nur drei kleine Narben, eine für den Nagel, der die Knochen verbindet und zwei für die Schrauben.
Und warum die 20 kg Belastung und wie steuerst du das?
Der Bruch ist nicht glatt, sondern zweiteilig schräg, das macht es etwas kompliziert. Die 20 kg habe ich auf einer Personenwaage ausprobiert, damit ich das Gefühl dafür bekomme, wie stark ich mit rechts auftreten darf.
Wie ist es zu dem Sturz in Aduard gekommen, erinnerst du dich?
Tja, es war im B-Finale. Die hatten kurz vorher die Bahn gewässert, vielleicht waren da noch nasse Stellen. Auf jeden Fall lag ich in der ersten Runde an dritter Stelle und wollte die zweite Kurve mit Schwung nehmen, aber kurz vor dem Scheitelpunkt ist mir das Hinterrad weggerutscht. Ich habe mich am Boden gedreht und bin in die Planke geknallt.
Gab es keine Airfences wie bei den Rennen in Deutschland?
Nein, Airfences gab es nicht. Auf jeden Fall habe ich kurz gedacht, «scheiße, wegen so einem Rutscher im B-Finale ausgeschieden», dann bin ich aber ordentlich eingeschlagen und lag komischerweise auf dem Motorrad.
Blöde Frage, tat’s weh?
Nein, im ersten Moment habe ich nichts gespürt. Ich wollte aufstehen und darum mein Bein anziehen, da war aber ein Knick im Bein, das war nicht mein Knie. Da war mir klar, Bein gebrochen. Und mein erster Gedanke war, dass Simone, Lea und ich die nächsten Tage in den Urlaub nach Spanien fahren wollten.
Und wann kam der Schmerz?
Das dauerte nicht allzu lange, bis dass Adrenalin nachließ. Ich muss den Helfern und dem Rettungspersonal in Aduard an dieser Stelle ein Großes Lob aussprechen. Die haben mich zügig vom Motorrad genommen und anschließend hundertprozentig versorgt. Der Arzt hat mir dann den Stiefel ausgezogen und die Kombi zerschnitten. Das war ein heftiger Trip. Im Krankenwagen habe ich dann ein Schmerzmittel bekommen und mit gesichertem Bein ging es ab nach Groningen ins Krankenhaus.
Wie war es dort?
Die Versorgung war dort sehr gut, ich habe mich in deren Obhut super wohl gefühlt. Die konnten mich erst am Sonntagmittag operieren, da anfangs kein Anästhesist zur Verfügung stand. Am Montag durfte ich schon mal an Krücken aufstehen und am Dienstag hat mich der ADAC nach Hause gebracht. Und dann hat mich das Krankenhaus am Donnerstag noch Mal angerufen und sich nach meinem Befinden erkundigt. Das fand ich echt stark.
Wie lange bist du jetzt krankgeschrieben?
Bis Ende August, das sind dann sechs Wochen. In der Firma haben wir zur Zeit drei Wochen Betriebsferien. Wenn es schlecht läuft, kann es aber bis zu drei Monate dauern, bis ich wieder fit bin.
Was sagt denn deine Familie zu dem Schlamassel?
Oh, Simone und Lea waren froh, als ich wieder zuhause war. Aber es tut mir so leid, dass ich uns den Urlaub in Spanien vermasselt habe. Wir haben uns alle so darauf gefreut.
Die Saison ist für dich jetzt wohl vorbei, oder?
Ja, auch wenn ich wieder fit sein sollte bis Mitte Oktober, aber das Risiko ist mir dann doch zu groß. Ich merke jetzt schon, wie die Muskulatur abnimmt. Nach so einer Verletzung und dann gleich ein EM-Finale? Das muss nicht sein. Ich möchte mich an dieser Stelle auch noch bei meinen treuen Helfern Ralle und Guido sowie Hendrik, Jonas und Jannick bedanken, die immer für mich da sind.