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Erik Riss kann jüngster Langbahn-Weltmeister werden

Von Ivo Schützbach
Erik Riss holt aus sich und seinem Motorrad alles raus

Erik Riss holt aus sich und seinem Motorrad alles raus

Erik Riss ist der Überflieger das Jahres: In den ersten beiden Langbahn-GP stand der 18-Jährige auf dem Podest, in Werlte wurde er Deutscher Meister. Was der Schwabe zu seinen Erfolgen sagt.

Was Erik Riss derzeit aufführt, ist im deutschen Bahnsport einmalig. Niemals zuvor war ein 18-Jähriger so erfolgreich. Kein Egon Müller, kein Karl Maier, Robert Barth und auch nicht Rekord-Weltmeister und Vater Gerd Riss.

Bei den Langbahn-GP in Herxheim und Marmande wurde der Oberschwabe Dritter, auf WM-Leader Jannick de Jong fehlen Riss auf Rang 2 liegend nur fünf Punkte. In Werlte wurde er erstmals Deutscher Meister, internationale Rennen wie Scheeßel oder Memmingen hat er mit erdrückender Überlegenheit gewonnen.

SPEEDWEEK.com traf sich mit dem angehenden Abiturienten zum Interview.

Sei ehrlich: Hast du damit gerechnet, dass du in Werlte Deutscher Meister wirst?

Ich bin nicht der Typ, der sich vorher etwas ausdenkt. Ich gehe in ein Rennen und will gewinnen, ich habe großen Ehrgeiz. Ich will jedes Rennen gewinnen, aber man merkt dann selber, ob man die Chancen dazu hat – und ich habe das gemerkt.

Ich habe ja auch in Marmande schon bewiesen, dass ich gut mithalten kann, auch in Herxheim. Ich weiß was ich kann. Von daher wusste ich auch, dass es möglich ist – und ich wollte es auch.

Mehr als dein Sieg in Werlte hat mich Rang 3 in Marmande beeindruckt. Du warst zum ersten Mal auf dieser schwierigen Bahn, jetzt bist du WM-Zweiter. Denkst du bereits an den Titel?

Er ist in Reichweite, aber da mache ich mir keine Gedanken drüber, ich gehe von Rennen zu Rennen. Die Bahn in Marmande habe ich nicht gekannt, Eenrum und Morizes kenne ich auch nicht, will aber trotzdem gewinnen. Vor Marmande hat mir jeder gesagt, dass die Bahn echt hart ist. Aber ich fand sie schon im Training echt geil, es hat noch nie so viel Spaß gemacht Langbahn zu fahren wie in Marmande. Im Rennen wurde es dann aber echt schlimm mit den Löchern und es war extrem heiß.

Hast du deine Läufe in Marmande vom Start weg gewonnen?

Nein, nur zwei Starts habe ich gewonnen. In Werlte habe ich alle Starts bis auf einen gewonnen. Da war ich Dritter und bin auf eins vorgefahren.

Ich habe dich vor dem letzten Wochenende erst einmal Grasbahn fahren sehen, das war vor zwei Jahren in Memmingen in der B-Lizenz. Damals hast du 30 Meter vor der Kurve das Gas weggenommen, jetzt bist du Weltklasse auf der Grasbahn. Wie lernt man das so schnell?

Vor zwei Jahren war meine erste Saison, da hatte ich das Motorrad noch nicht so im Griff. Jetzt habe ich mehr Vertrauen auf dem Motorrad, ich weiß was ich kann. Wenn es sein muss, dann fahre ich auch Vollgas in die Kurve. Das ist Erfahrungssache: Wenn du es einmal gemacht hast, dann machst du es immer wieder.

Ist dir mit deinen 18 Jahren bewusst, was du für eine steile Lernkurve hast? Das hat keiner vor dir so hingebracht.

Darüber mache ich mir keine Gedanken.

Dir kommt der Erfolg nicht komisch vor?

Nicht so. Nach Marmande kamen alle her zu mir und meinten, das wäre voll gut gewesen. Aber ich war nicht zufrieden, ich wollte gewinnen. Den ersten Lauf habe ich gewonnen, im zweiten war ich Zweiter, dann hatte ich den Scheiß Sturz. Ohne den wäre es vielleicht anders gelaufen, aber ich habe noch das Beste daraus gemacht.

Noch mal zum DM-Finale in Werlte: Bist du so stark gefahren oder sind die Gegner schwächer geworden? Ein DM-Finale vor zehn Jahren hat von der Besetzung anders ausgesehen.

Es ist nicht mehr das Aufgebot wie früher da, es sind aber immer noch gute Fahrer dabei wie Katt, Janoschka, Tebbe, Kröger. Die kennen die Bahn schon ewig und sind schon 20 Mal darauf gefahren – ich zum zweiten Mal.

Das Rennen am Samstag war so eine Sache. Es hatte extrem geregnet davor, die Bahn war unglaublich tief, ein richtiger Acker. Da kam es auf eine gute Fitness an, ich lege viel Wert auf meine. Bei den anderen Fahrern hat man gesehen, dass sie vor der Kurve das Gas zugemacht haben, damit sie schön rumkommen. Ich hatte keine Probleme, bei mir ging es ziemlich gut.

Die anderen Fahrer sind ja nicht schlecht, Katt war in Marmande vor mir. Von daher kann es auch nicht an den Motoren liegen, Werlte war eine Fitnesssache.

Es wäre ja auch traurig, wenn du mit 18 weniger fit wärst als Kröger mit 45 und Diener mit 55 Jahren.

Mein Vater war auch 40 Jahre alt und ist denen davongefahren, der hatte auch eine gute Fitness.

Aber dass er eine Ausnahme war, darüber müssen wir nicht reden.

Wenn man vorne mittfahren will, dann muss man auch alles tun, um das zu erreichen. In Marmande habe ich gesehen... ich hätte nie gedacht, dass ich so mit meiner Fitness zu schaffen habe. Ich hatte Krämpfe ohne Ende, bin nur noch mit den Fingern am Motorrad gehangen. Nach dem Halbfinale habe ich die Finger nicht mehr aufbekommen. Das hat mir wirklich gestunken, weil ich nicht damit gerechnet habe, ich mache extrem viel. Letzte Woche habe ich dann noch mehr gemacht, bin Joggen gegangen, habe trainiert und es hat sich auch gelohnt, wie ich in Werlte und Memmingen gesehen habe.

Wie gehst du mit deinem Erfolg um? Erfolg wird schnell selbstverständlich, vor allem wenn man Riss heißt. Du bist WM-Zweiter, Deutscher Meister, prallt das alles an dir ab?

Das geht eigentlich an mir vorbei, das interessiert mich nicht, echt nicht. Auch wenn mich in Marmande alle gelobt haben, ich war nicht zufrieden. Ich muss niemandem etwas beweisen, ich fahre für mich und nicht für andere. Gerade wenn man jung ist und Riss heißt, ist es wichtig, dass man sich im Kopf einprägt, dass man nicht für andere fährt. Dann kann man auch mit dem Druck umgehen.

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