Erik Riss: «Habe immer fest an den WM-Titel geglaubt»
Erik Riss: Langbahn-Weltmeister 2016
Erik Riss ist Speedwayprofi, auf der Langbahn macht sich der Schwabe bei offenen Rennen aus Termingründen rar. SPEEDWEEK.com sprach mit ihm über die Langbahn-WM, über die Unterschiede zwischen Langbahn und Speedway und anderes mehr.
Hallo Erik, ganz herzlichen Glückwunsch noch einmal von uns zum Weltmeistertitel auf der Langbahn. Hast du den Abend in Vechta gut überstanden?
Ja, wir sind nicht mehr so lange geblieben und dann sieben Stunden heimgefahren nach Seibranz.
War am frühen Morgen schon jemand da, um dich zu empfangen?
Nö, die Info musste sich in unserem kleinen Dorf erstmal verbreiten.
Wie fühlst du dich?
Gut, so wie gestern. Ich war ja schon Anfang des Jahres davon überzeugt, dass ich es schaffen kann, Weltmeister zu werden. Ich hatte das die ganze Zeit vor Augen, und als es dann in Vechta tatsächlich eintraf, war es irgendwie nur noch eine Bestätigung. Aber es stimmt schon, die Freude war bei mir da. Aber da ich immer fest daran geglaubt habe, war es am Ende nicht überraschend für mich.
Hast du zwischendurch mal gezweifelt?
Nein, nie. Nur einmal in Forssa, das waren zwar keine Zweifel, aber mir war klar, dass ich vorher zu viele Rennen absolviert hatte. Ich merkte, dass ich unter diesen Umständen meine sportliche Leistung nicht abrufen kann. Ich konnte zwar auch Punkte sammeln, aber wenn ich Weltmeister werden wollte, würde es so nicht gehen. Danach habe ich mir meine Zeit besser eingeteilt. Die restlichen zwei GP’s liefen dann auch nach Plan.
Du bist einen Abend vor Vechta in Pardubice ein wichtiges Rennen gefahren, das hätte doch auch schief gehen können, oder?
Nein, ich hatte das Wochenende davor zuhause genug Zeit, mich entsprechend auf das Finale in Vechta vorzubereiten und das reichte dann auch. Ich hatte dadurch so viel Energie in mir, dass ich in einer guten Verfassung war. Da hat mir so ein Rennen wie das in Pardubice nichts ausgemacht.
Chaz Davies aus der Superbike-WM erzählte, dass an den Rennwochenenden der Schlüssel ist gut zu essen. Normalerweise äße er nur Reis, Andenhirse, Früchte und Gemüse. Achtest du auch auf deine Ernährung?
Auf jeden Fall, ich bin auf einer ständigen Diät. Ich zähle jeden Tag meine Kalorien und schaue, dass ich regelmäßig abnehme. Am Renntag ernähre ich mich anders als an einem normalen Wochentag. Je nachdem, wie viele Rennen ich in der Woche habe, teile ich mir die Ernährung danach ein. An einem normalen Wochentag ernähre ich mich nur von Eiweißen und zähle meine Kalorien, und am Renntag ist meine Kalorienzufuhr höher als an einem normalen Wochentag.
Fährst du nächstes Jahr wieder im Langbahn-GP mit?
Das entscheide ich im Winter, im Moment möchte ich darüber noch nicht reden. Ich habe gerade erst die Langbahnsaison beendet und bin Weltmeister geworden, da setze ich mir jetzt noch keine neuen Ziele dahingehend, denn die Saison ist für mich noch nicht vorbei. Ich will diese zuerst so gut es geht über die Bühne bringen. Im Winter werden dann neue Ziele gesetzt.
Welche Rennen musst du noch fahren?
In der U21 WM habe ich noch die dritte Runde, dann die Speedway-DM in Stralsund, das Bundesliga-Finale mit Landshut und die Playoffs mit Edingburgh.
Gibt es da Prioritäten für dich?
Nein.
In der U21 WM ist es nicht so gut gelaufen. Wie gehst du in das letzte Rennen hinein?
Die Chancen sind jetzt mehr als gering für mich. Am Anfang des Jahres bin ich in die U21 WM nicht genauso hinein gegangen, wie in die Langbahn-WM. In der Langbahn-WM wusste ich, ich kann Weltmeister werden. Aber in der U21? Ich weiß, dass ich ein guter Speedwayfahrer und dass ich technisch gut bin, aber ich muss noch viel lernen im Speedway. Ich wusste vorher nicht, ob ich in die Top 5 oder Top 3 fahren kann. Nach der ersten Runde sah es für mich noch ziemlich gut aus und für die zweite Runde hatte ich mir Top 5 als Ziel gesetzt, aber es hat in Pardubice nicht so funktioniert. Aber eine Runde ist ja noch offen. Ich will das letzte Rennen so gut wie möglich abschneiden. Das ist für mich auch noch eine gute Chance, weiter dazuzulernen.
Ist Langbahn einfacher zu fahren als Speedway oder ist Speedway so viel schwieriger als Langbahn?
Vom Fahrerischen gibt es da nicht wirklich große Unterschiede. Man sieht an mir und Joonas Kylmäkorpi , der ja wie ich Speedway-Profi, aber im Speedway noch besser ist als ich, dass wir beide auf dem Langbahn-Motorrad überhaupt keine Probleme haben. In Bezug auf die Motorabstimmung aber muss ich beim Speedway noch sehr viel lernen. Beim Langbahnmotorrad habe ich den Vorteil, dass mein Vater da über alles Bescheid weiß. Mein Vater war mir in dieser Beziehung immer eine sehr große Hilfe.
Ist es denn so schwierig, ein Speedway-Motorrad abzustimmen?
Ja, man denkt es nicht. Oft liegt es einfach nur am Kopf, oft redet man sich ein, dass es am Motorrad liegt, obwohl es an einem selbst liegt. Manchmal gibt es Tage, wo man wie in Pardubice alles auf dem Motorrad versucht, es aber dann doch nicht so läuft. Ich war mit meinen Starts zufrieden und in der ersten Kurve immer vorne mit dabei, nur hat es dann immer gefehlt. Ich habe die Traktion nicht auf den Boden bekommen und konnte nicht so aus der ersten Kurve heraus kommen, wie ich es wollte. Das war schwierig. Beim Speedway spielen so viele kleine Faktoren mit hinein, das ist manchmal zum Verrücktwerden.
Dreimal ist Bremer Recht, sagt man bei uns in Norddeutschland. Die meisten Fans wünschen, dass du nächstes Jahr wieder dabei bist und versuchst, WM-Titel Nummer 3 zu holen.
Wir sprechen im Winter darüber.