Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

Unvergessen: Heute wäre Hans Zierk 90 Jahre alt

Von Christian Kalabis
Hans Zierk war auf der Rennstrecke zuhause

Hans Zierk war auf der Rennstrecke zuhause

Als Rennfahrer gehörte Hans Zierk auf der Langbahn zu den Besten seiner Zeit. Er gewann WM-Titel am Fließband – allerdings erst in seiner zweiten Karriere. Erinnerungen an den Meister-Tuner.

Hans Zierk, der am 23. Juni 1934 in Tribsees in Mecklenburg-Vorpommern geboren wurde, kam früh mit dem Bahnsport in Berührung, hatte doch sein Vater Ernst eine Motorradwerkstatt, in der einige der damaligen Spitzenfahrer ein- und ausgingen. So unterstützte der Schmiedemeister auch seine beiden Söhne Hans und Manfred nach Kräften.

Sein erstes Rennen fuhr der erst 14-jährige (!) Hans 1949 in Berlin-Mariendorf, wo er in den Klassen 250/350 ccm und 500 ccm antrat. Leider hatte er in der 500er-Klasse einen schweren Sturz mit doppelseitigem Beckenbruch und einigen anderen Blessuren, sodass er erst 1950 wieder richtig einsteigen konnte. Im gleichen Jahr war er bereits zum «König» des berühmten Teterower Bergrings avanciert. 9 Tagessiege, 7 Tagesbestzeiten, 1 Bergringpokal (erst seit 1958) und 2 Bahnrekorde in 10 Jahren unterstrichen das.

1960 siedelten die Zierks, Hans zusammen mit seiner geschäftstüchtigen, aber immer gut gelaunten Frau Johanna, die bereits 2003 verstarb, in den Westen über, und fanden nach einigem hin und her in Lehrte unweit von Hannover ein neues Zuhause. Bereits 1961 machte man sich mit einer Ford-Werksvertretung selbstständig.

Da der Beruf vorgeht, legte Hans bis 1966 eine Rennpause ein und war dann erneut bis 1977 aktiv. Dabei konnte er noch zweimal NWBM-Meister und 1968 Dritter der Deutschen Sandbahnmeisterschaft werden. Höhepunkt war der 3. Platz und die Bronzemedaille bei der letzten Sandbahn-Europameisterschaft 1970 auf dem Eichenring in Scheeßel, wobei er im entscheidenden Lauf den Titelverteidiger und späteren Freund und Geschäftspartner Don Godden (England) entthronte.

1975 bestritt er im tschechischen Marienbad sein letztes WM-Rennen. Er war damals einer der Ersten, der den Roth-Motor, ein Vierventiler-Eigenbau-Bahnmotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen, fuhr und später weiterentwickelte.

1977 beendete Zierk nach einem schweren Sturz in Schweden seine über 30 Jahre währende, einmalige und erfolgreiche Rennsportkarriere und begann sogleich seine zweite: Die als erfolgreicher Motoren-Tuner, welche die Initialen HZ zu Weltruhm im Bahnsport brachte.

Zierk hatte in seinen mittlerweile zwei Kfz-Betrieben eine eigene Bahnsportabteilung mit eigens dafür abgestellten Mechanikern. Bis 1990 war er Godden-Generalimporteur und wechselte dann wegen der besseren Konditionen zu Jawa. Bei so viel Engagement blieben die Erfolge nicht aus. So war der unvergessene Simon Wigg (GB) mit allein fünf von HZ getunten Motoren errungenen Weltmeistertiteln der erfolgreichste. Auch die Erfolge von Hans Nielsen, Karl Maier, Gerd Riss, Kelvin Tatum und Mark Loram (beide England) oder Bernd Diener stehen in den Geschichtsbüchern. Auch Rekordweltmeister und Bahnsport-Ikone Ivan Mauger oder Deutschlands einziger Speedway-Weltmeister Egon Müller vertrauten auf seine getunten Aggregate.

Hans Zierk verfolgte bis zuletzt aufmerksam den Bahnsport. Trotz seiner schweren Kehlkopf-Krebserkrankung, die ihn beim Sprechen behinderte, stand er vielen Aktiven immer gerne hilfreich zur Seite.

Am 23. Juni 2019 feierte Hans seinen 85. Geburtstag, wenige Monate später ging er am 19. September von uns. Vergessen haben wir ihn nicht.


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