MotoE-Weltcup und Ducati: Wie passt das zusammen?
«Es gibt immer diese Vorstellung, dass E-Mobilität irgendwie langweilig ist», räumte Claudio Domenicali ein, als er gefragt wurde, wie der MotoE-Weltcup in die Welt von Ducati passe. Immerhin stehen die roten Motorräder aus Borgo Panigale doch hauptsächlich für Power und Speed. «Ich kann euch versichern, ich testete ein Auto mit 1000 kW und es war eines der beeindruckenden Dinge, die ich in meinem Leben je erlebte.»
«Elektrische Mobilität ist knackig, die Gasannahme ist scharf, es ist ein aufregende Antriebseinheit», zählte der Ducati-CEO auf, der aber auch weiß: «Das Hauptproblem ist das Gewicht. An Autos lässt sich dieses Problem leichter lösen, da wurde der Weg bereits eingeschlagen. Ich glaube, dass jeder von uns Herstellern seine Hausaufgaben machen muss, um als Unternehmen nachhaltiger zu werden und unseren Beitrag zu leisten. Die Europäische Union fordert alle Unternehmen stark dazu auf, die Emissionen zu verringern. Wir müssen also lernen, wie wir es in Zukunft machen werden. Für den Moment ist die verfügbare Technologie noch nicht bereit, um ein sportliches und leichtes elektrisches Serienmotorrad herzustellen, aber in Zukunft wird sie soweit sein. Denn die Batterietechnologie verbessert sich recht rasch. Deshalb wollen wir jetzt zu Experten werden, damit wir dann bereit sind, sobald der Zeitpunkt kommt.»
Dafür will Ducati auch die Erfahrungswerte aus der Audi Group, in die der italienische Motorradhersteller 2012 eingegliedert wurde, nutzen. «Natürlich ist die Hilfe der Gruppe sehr wichtig», bestätigte Domenicali. «Wir sind Teil des VW-Konzerns, dort gibt es ein Center of Excellence für Batterietechnologie. Wir stehen in engem Austausch, auch wenn dieses Kompetenzzentrum hauptsächlich auf die Massenproduktion von Autos ausgerichtet ist, vor allem also für VW und Audi. Wir tauschen uns daher auch verstärkt mit den sportlicheren Marken in der Gruppe aus, also Porsche und Lamborghini. Porsche zum Beispiel entwickelt eine eigene Technologie für die Batteriezellen, die speziell auf eine kleine Serie von High-Perfomance-Produkten ausgerichtet ist. Porsche stellte gerade erst das [Konzept des Elektro-Rennwagens] Mission R vor, mit einer hochentwickelten Batterie und Ölkühlung. Es gibt hier also viel Erfahrung, aus der wir natürlich einen Vorteil ziehen werden.»
Wie wird Ducati intern den MotoE-Einstieg vorbereiten? «Unsere Rennabteilung und die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Serienproduktion wird ziemlich eng zusammenarbeiten. Denn wie gesagt, von größter Bedeutung ist für uns, die Technologie zu entwickeln, damit wir dann bereit sind für ein Serienbike. Das Motorrad wird ein vollkommenes Rennmotorrad sein, das in Zusammenarbeit entwickelt werden. Das Design wird mehr von den Leuten aus der Produktionsabteilung entwickelt. An der Strecke werden die Bikes vom Rennteam gemanagt werden, die Ersatzteile, die Tests und diese Dinge werden von Gigi [Dall’Igna] und seinem Team koordiniert werden.»
Die Einigung mit Dorna wurde erst kürzlich erzielt, seither werde intensiv am Projekt gearbeitet, versicherte der Ducati-CEO. «Es wird aber noch eine Weile dauern, ehe wir es auf der Rennstrecke sehen werden. Wir werden das ganze Jahr 2022 haben, um das Motorrad fertigzustellen, es auf die Strecke zu bringen und wirklich die gesamte Entwicklung zu betreiben. Wir wollen 2023 mit einem Projekt ankommen, das schon getestet und für gut befunden wurde. Da gilt es einmal die gesamten Anforderungen im Bereich der Sicherheit zu beachten, genauso wichtig ist aber, dass wir die Performance liefern, die Dorna von uns wünscht. Das Projekt basiert darauf, es so leicht wie möglich zu halten, auch wenn es ein Elektro-Motorrad ist. Wir haben auch die Vorstellung, die Software und alle Lehren, die wir aus der MotoGP gezogen haben, in dieses Motorrad einfließen zu lassen, um ein High-Performance-Produkt zu schaffen.»