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Domi Aegerter: Seltsame Vorgänge im MotoE-Weltcup

Von Günther Wiesinger
Dominique Aegerter erzählt, dass ihm die Begeisterung an der MotoE im dritten Jahr vergangen ist. Und er wundert sich über seltsame Ladevorgänge und die bessere Beschleunigung von Ferrari und Casadei.

Nach dem dritten Gesamtrang 2020 und dem knapp verpassten Titelgewinn 2021 will Supersport-Seriensieger Dominique Aegerter (32) im laufenden MotoE-Weltcup endlich die Meisterschaft gewinnen. Sein Vorsprung beträgt nach drei Siegen aus bisher acht Rennen 31,5 Punkte. Am kommenden Wochenende stehen für Aegerter und das deutsche Dynavolt Intact-MotoE-Team in Spielberg am Samstag und Sonntag die nächsten zwei Rennen auf dem Programm.

Nach dem missglückten Ende seiner Moto2-Karriere bei Forward mit MV Agusta war der Schweizer froh, in der MotoE noch ein internationales Betätigungsfeld zu finden. Aber wie vorher Landsmann Jesko Raffin fand Aegerter die Elektro-Einheitsmaschine von Energica Corsa mit den 250 kg sehr gewöhnungsbedürftig. «Ich habe mir über den Winter vorher nicht genau vorstellen können, wie es ist, mit so einem Fahrzeug zu fahren, und was es macht. Ich habe mich dann einmal bei Jesko Raffin erkundigt», erinnert sich Aegerter im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Auch bei anderen Fahrern habe ich mich erkundigt. Bei di Meglio und de Puniet zum Beispiel. Der erste Eindruck beim Test war nicht schlecht, aber es ist eine ganz andere Situation als bei einem Verbrenner. Das Bike ist lautlos, das war ungewöhnlich, aber sobald es ums Racing geht, spielt dieser Unterschiede keine so große Rolle.»

«Bei den ersten Meisterschaften habe ich schon noch Freude mit der MotoE gehabt, aber jetzt bin ich drei Jahre dabei. Und dieses Jahr haben sie noch eine Batterie gebracht, die 15 kg leichter ist, das sollte ein Vorteil sein, aber wir sind von den Rundenzeiten her fast auf jeder Strecke langsamer. Das enttäuscht mich, denn das Motorrad wiegt 250 kg, wir können zwischen 6 und 8 Runden fahren. Das haben sie schon vor drei Jahren können. Die Energica-Maschine, die jetzt bei uns in der Box steht, ist genau identisch mit dem Bike von Raffin im ersten MotoE-Jahr 2019. Es ist alles gleich – Verschalung, Rahmen, alles.»

Macht also nur der Fahrer den Unterschied? Oder kann das Team bei den Reifen, beim Set-up und so weiter ein bisschen eingreifen?
Aegerter: «Wir haben einen Mindest-Reifendruck von 2,1 bar vorne und 1,8 bar hinten. Es probieren natürlich alle, möglichst nahe am Limit zu sein. Wir haben Einheitsreifen von Michelin, alle bekommen gleich viele.»

Auch bei der Leistung der Antriebseinheit sollten alle Fahrer gleiche Voraussetzungen haben. «Doch es gibt Unterschiede», verrät Aegerter. «Wir mussten in diesem Jahr am Samstagabend in Le Mans die Batterie wechseln. Wir bekamen eine Batterie, die 5 kg schwerer war.»

Mit Leistungsverlust während der Sprintrennen haben die Fahrer nicht zu kämpfen. «Du kannst meistens bis zum Ende Vollgas fahren. Du hast meistens genug Reserve. Aber bei den letzten Rennen habe ich gesehen und gespürt, dass Fahrer wie Ferrari und Casadei eine viel bessere Beschleunigung haben als ich und Granado. Den Grund weiß niemand. Zumindest will es niemand verraten. Aber es ist ganz klar zu sehen.»

Kann das mit den Ladevorgängen zu tun haben? Aegerter wundert sich: «Die Energica-Leute kommen immer mit dem Computer. Den stecken sie dann an der Batterie an. In Le Mans sind sie einmal gekommen, da hatten wir die Batterie nur zu 98 Prozent geladen. Höher ist der Ladezustand nicht hoch gegangen, obwohl wir den Akku weiter geladen haben. Dann haben sie uns über die Nacht den normalen Charger gegeben. Die Batterie wurde trotzdem nicht auf 100 Prozent geladen. Also sind die eTchniker in der Früh wieder in die Box gekommen und haben den Computer angehängt. Dann hat es ‘bing‘ gemacht – und die Anzeige war auf 100 Prozent.»

Wie lange die Batterien geladen werden müssen, daraus macht Strompartner Enel ein großes Geheimnis.

«Du brauchst zuerst nach dem Training eine halbe Stunde zum Kühlen des Bikes», sagt Aegerter. «Und dann eine halbe Stunde zum Laden, und nachher wieder eine halbe Stunde zum Runterkühlen mit einer Air Condition, die in der Box auf das Motorrad bläst.»

«Das Team kann die Suspension natürlich individuell abstimmen, dazu gibt es drei verschiedene Übersetzungen», schildert der Eidgenosse. «Da fährt meistens jeder das Gleiche. Beim Radstand kann man noch etwas verändern.»

MotoE-Weltcup, Stand nach 8 von 12 Rennen:

1. Aegerter, 158 Punkte. 2. Granado, 126,5. 3. Ferrari, 112,5. 4. Casadei, 98. 5. Pons, 79. 6. Canepa, 70,5. 7. Garzo, 59. 8. Okubo, 57.5. 9. Zannoni, 48,5. 10. Escrig, 39. 11. Alcoba, 35,5. 12. Manfredi, 34,5. 13. Torres, 27. 14. Fores, 26,5. 15. Mantovani, 16. Herrera, 12. 17. Tulovic, 10. 18. Finello, 9. 19. Smith, 8. 20. Cardelus, 7. 21. Massimo Roccoli, 6. 22. Unai Orradre, 1.

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