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Johann Zarco: «Zweiter Titel wie eine Verpflichtung»

Von Frank Aday
Moto2-Weltmeister Johann Zarco

Moto2-Weltmeister Johann Zarco

Johann Zarco stellte sich durch seinen Moto2-Titelgewinn 2016 in eine Reihe mit Größen wie Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa und Max Biaggi. Nun sprach er über seine Schwierigkeiten 2016 und den MotoGP-Aufstieg 2017.

Nach dem Valencia-GP 2016 wird Johann Zarco die Moto2-Klasse als Weltmeister verlassen und in die MotoGP-Klasse aufsteigen. In der mittleren Kategorie schrieb der Franzose bereits Geschichte, denn er konnte als erster Pilot zwei Titel in der Moto2-Klasse einfahren. Zwei oder mehr Titel in Folge in der mittleren Klasse gelangen zuletzt diesen drei Fahrern: Max Biaggi (1994-1997), Dani Pedrosa (2004 und 2005) sowie Jorge Lorenzo (2006 und 2007).

Wie fühlt es sich an, nun zweifacher Moto2-Weltmeister zu sein?

Es war ein aufregender Sonntag. Ich wollte nicht weinen, aber das war unmöglich. Meine Zeit in dieser Klasse und mit Ajo Motorsport so zu beenden, war herrlich. Das war mein Ziel für diese Saison. Es war nicht einfach, aber wir haben es geschafft.

Das Rennwochenende in Sepang war sehr schwierig?

Es wurde durch die Wetterbedingungen noch komplizierter, aber die Wahrheit ist, dass ich mich im Trockenen und im Nassen wohlgefühlt habe. Vielleicht führte ich die Zeitenlisten nicht in jeder Session an, aber meine Pace war unter beiden Bedingungen gut. Ich musste diese Chance nutzen.

Wie hast du dich während der entscheidenden 19 Runden auf dem Sepang International Circuit gefühlt?

Die Wahrheit ist, dass ich erst etwas Angst hatte. Die Strecke war sehr nass und ich rutschte stark. Ich machte ein paar Fehler und wäre beinahe gestürzt. Glücklicherweise war der Start von der Pole-Position eine große Hilfe, denn unter diesen Bedingungen ist das Risiko in der ersten Kurve noch größer als sonst. Als einige Runden vergangen waren und der Asphalt auftrocknete, fühlte ich mich besser. Die Bedingungen waren dann ideal für mich, denn ich hatte durch sie den größten Vorteil gegenüber meinen Rivalen. Ich konnte die letzte Gerade mit einem Wheelie genießen und feiern.

Kanntest du vor dem Rennen alle Konstellationen, die dich zum Weltmeister machen würden? Hast du weniger riskiert, weil du wusstest, dass Lüthi und Rins weit hinter dir liegen?

Ich wusste, dass ich Weltmeister bin, wenn ich auf dem Podium stehe und vor Tom und Alex liege. Zu Beginn des Rennens fuhr ich hinter Franco [Morbidelli] und hatte nicht das beste Gefühl, aber ich konnte ihm folgen. Tatsächlich hatte ich Sorge, dass Folger mich überholen würde. Als die Ideallinie auftrocknete, wusste ich, dass meine Zeit gekommen war. Die Bedingungen waren ähnlich wie beim Qualifying am Samstag. [Anm.: Im Qualifying hatte Zarco mit stattlichen 2,1 sec Vorsprung die Pole-Position gesichert.] Ich wusste, dass ich diesen Vorteil nutzen kann und pushte. Ich wollte nicht zwischen die beiden oder ans Ende der Gruppe geraten. Denn ein Fehler von einem von ihnen hätte ein Problem für mich werden können. Ich fand meine Pace und fuhr meine Linien.

Was war der Schlüssel zum Erfolg auf Regenreifen bei diesem gemischten Streckenbedingungen?

Ich bin ein Fahrer, der gut mit seinen Reifen umgeht. Mein Fahrstil ist sehr genau, was mir am Ende der Rennen und auch unter besonderen Bedingungen auf Regenreifen hilft.

Hast du großen Druck verspürt, den zweiten Titel zu gewinnen?

Ja, das schien eine Verpflichtung zu sein. Doch damit hatte ich schon gerechnet, nachdem ich im Jahr zuvor gegen Tito Rabat angetreten war. Darum wollte ich auch mit der Nummer 5 auf der Verkleidung meiner Maschine weitermachen. Es war mir wichtig, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Trotzdem wachte ich jeden Tag mit dem Gedanken auf, dass ich den Titel gewinnen muss.

Welcher Titelgewinn war schwieriger für dich?

Es wird immer gesagt, dass die erfolgreiche Titelverteidigung schwieriger ist. Vielleicht ist es so, vor allem was die mentale Belastung betrifft. Doch wir haben in den letzten zwei Jahren intensiv gearbeitet. In diesem Jahr konnte eine größere Anzahl von Fahrern um Top-Platzierungen kämpfen: Lüthi, Rins, Lowes, Morbidelli, Nakagami und so weiter. Zudem war ich nicht so konstant und machte Fehler. Im letzten Jahr hatte ich immer ein Punktepolster in der Gesamtwertung, das mir half. Doch für mich war es das Resultat von einigen Jahren Arbeit.

Du sagst, dass du in diesem Jahr nicht so konstant warst. Woran lag das?

In diesem Jahr startete ich in Katar als Weltmeister in die Saison, der seinen Titelgewinn wiederholen muss. Zudem waren in diesem Jahr sehr viele starke Fahrer an der Spitze unterwegs. Nicht nur die, die bis zuletzt um den Titel kämpften. Es gab eine große Gruppe von Fahrern, die es mir Rennen für Rennen schwer machten. Wenn ich an einem Tag nicht bei hundert Prozent lag, konnte ich ganz schnell sieben oder acht Positionen verlieren. In manchen Rennen hatten wir einfach nur das Ziel, viele Punkte zu sammeln. Immer am Limit zu fahren, war mental und körperlich sehr anstrengend.

Welcher Sieg war für dich bisher der besonderste?

Ich mag es nicht, ein bestimmtes Rennen auszuwählen. Ein Sieg ist immer wichtig. Er ist das Resultat von großartiger Arbeit des gesamten Teams. Jeder Sieg hat etwas Besonderes an sich. Ich könnte nicht nur einen nennen.

Du bist der Franzose mit den meisten GP-Siegen in der Geschichte und nun der einzige, der mehr als einen WM-Titel sichern konnte. Was bedeutet dir das?

Das erfüllt mich mit Stolz. Ich hoffe, dass sich durch diesen zweiten Titel die Zahl der Fans in Frankreich erhöht und die Leidenschaft für diesen Sport weiter wächst. Im letzten Jahr habe ich einen Wandel feststellen können, aber ich hoffe, dass wir nun noch einen weiteren Fortschritt sehen werden. Wir wollen alle, dass die Leidenschaft für diesen Sport noch größer wird und noch mehr Menschen die Rennen verfolgen. Damit habe ich gemeinsam mit Laurent [Fellon, Zarcos Manager] eine Riding School, in der ich einen Großteil meiner Zeit zwischen den Rennen verbringe. Ich will ein Idol für zukünftige GP-Piloten aus Frankreich sein. Ich hoffe, der zweite WM-Titel hilft dabei.

Welche Rolle spielten Ajo Motorsport und Teamchef Aki Ajo in diesen zwei sehr erfolgreichen Jahren?

Sie waren sehr wichtig. Wir könnten sagen, dass sie meine «Motorrad-Familie» sind. Wir haben zwei sehr intensive Jahre miteinander verbracht, vor allem während der Rennwochenenden – 24 Stunden am Tag. Das ist sehr wichtig, ich lege darauf besonderen Wert. Wir fanden dann auch die Zeit, um auf andere Gedanken zu kommen. Wir spielten zum Beispiel am Ende des Tages etwas Fußball oder verbrachten ein paar Stunden im Truck oder in der Box. Das sorgt dafür, dass du dich wie zuhause fühlst, wenn du in das Leder schlüpfst.

Aki Ajo hat es geschafft, eine Gruppe von Menschen zusammenzustellen, die für eine exzellente Atmosphäre sorgen. Jede Kleinigkeit wird kontrolliert und jede Person füllt ihre Rolle perfekt aus. Diese Ordnung ist es, die dich gewinnen lässt. Dieses Jahr hat das Team in der Moto3- und der Moto2-Klasse Titel erreicht. Ich wünsche ihnen für die Zukunft alles Gute.

Welche Erwartungen hast du für deine erste MotoGP-Saison?

Ich bin sehr glücklich, dass ich noch ein weiteres Jahr in der Moto2-Klasse geblieben bin und nun mit zwei Titeln aufsteige. Ich denke, dass ich die Erfahrungen, die ich in diesem Jahr über meinen Fahrstil und das Set-up der neuen Kalex sammeln konnte, mir auch in der MotoGP-Klasse dienlich sein werden. Ich werde in ein gutes Team mit einem guten Bike kommen. Daher denke ich, dass wir einen guten Job machen können.

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