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Johann Zarco: Sein Weg zum zweiten Moto2-Titel

Von Sharleena Wirsing
Als erstem Moto2-Pilot gelang es Johann Zarco 2016, den Titel erfolgreich zu verteidigen. Damit schaffte er das, woran Tito Rabat im letzten Jahr gescheitert war. «Es ist schwierig, nicht zu weinen», freute sich Zarco.

«Es fühlt sich so gut an. Es ist schwierig, jetzt nicht zu weinen. Es war ein gutes Rennen. Ich war im Nassen nicht der Schnellste, aber ich konnte eine gute Pace halten. Als die Strecke auftrocknete, fühlte ich mich viel besser. Ich konnte davonziehen. Das war die perfekte Art, den Titel zu gewinnen. Ich danke meinem Team und allen Unterstützern. Ich liebe meine Familie und die Familie um den Motorradsport. Ich bin in Bestform und sehr froh darüber», zitterte die Stimme von Johann Zarco nach seinem zweiten Titelgewinn in der Moto2-Klasse. Er ist der erste Fahrer, dem zwei Titelgewinne in dieser Kategorie, die 2010 die 250-ccm-Klasse ersetzte, gelangen. Tito Rabat war im letzten Jahr an dieser Herausforderung gescheitert.

Vor dem Malaysia-GP stand fest, dass sich Johann Zarco aus dem Ajo-Team erneut zum Moto2-Weltmeister krönen kann, wenn er das Rennen vor Lüthi gewinnt oder auch vor seinen beiden Verfolgern Lüthi und Rins als Zweiter oder Dritter über die Ziellinie kommt. Auch ein vierter Platz hätte ihm zum Titel gereicht, allerdings hätte Rins dann nicht auf das Treppchen fahren und Lüthi nicht über den sechsten Platz hinauskommen dürfen. Zarco hätte selbst mit den Rängen 5 bis 13 den Gesamtsieg feiern können, sofern er vor Rins und mindestens drei Positionen vor Lüthi ins Ziel gekommen wäre. Am Ende führte folgende Konstellation zum Titelgewinn: Zarco fürchtete das Risiko nicht und siegte überlegen 3,2 sec vor Franco Morbidelli.

Das Sahnehäubchen für Zarco: Er feierte seinen zweiten Titelgewinn als Sieger und hörte in Malaysia die französische Nationalhymne. Nach sechs Saisonsiegen und drei weiteren Podestplätzen ist Zarco nun erneut Weltmeister. Seinen Triumph feierte der zurückhaltende 26-Jährige mit wie üblich mit einem Salto von den Reifenstapeln neben der Strecke.

Nach dem Malaysia-GP liegt Johann Zarco mit 251 Punkten uneinholbar an der Spitze der Moto2-Gesamtwertung. Tom Lüthi und Alex Rins liegen 37 beziehungsweise 48 Punkte hinter dem Weltmeister.

Zarco ist der erste Franzose, der zwei WM-Titel in der Motorradweltmeisterschaft sichern konnte. Es ist der zweite Titelgewinn für die Truppe um Aki Ajo in diesem Jahr, nachdem sich Brad Binder in Aragón bereits zum Moto3-Weltmeister gekrönt hatte.

Nach zwei Siegen in Japan und Australien hatte sich die Tür zum WM-Titel für Tom Lüthi wieder einen Spalt weit geöffnet, doch in Malaysia schlug Zarco dem Schweizer und auch Alex Rins diese Tür vor der Nase zu.

2016 konnte Zarco jedoch nicht so deutlich dominieren wie bei seinem ersten Titelgewinn. 2015 feierte er acht Siege und sechs weitere Top-3-Ergebnisse, 2016 waren es bisher sechs Siege und drei weitere Podestplätze. Das Ergebnis war aber dasselbe: Zarco ist Moto2-Weltmeister.

Doch wie begann die Karriere des schnellen Franzosen? Zarco unternahm seine ersten Gehversuche im Motorradrennsport mit Minibikes, er wurde 2005 und 2006 in Italien Vizemeister wurde. Im ersten Jahr des Red Bull Rookies Cups war Zarco 2007 mit dabei – und wurde gleich zum ersten Gesamtsieger der Nachwuchsserie. Auf dem Weg dorthin erzielte er vier Siege und sieben Podestplätze in acht Rennen. Zwei Jahre später debütierte der Franzose, der am 16. Juli 1990 in Cannes geboren wurde, in der 125-ccm-Weltmeisterschaft. Im Team WTR San Marino beendete er seine erste Saison als 20. der Gesamtwertung mit 32,5 Punkten vor Randy Krummenacher, Luis Salom und Marcel Schrötter im Folgejahr wurde er im selben Team WM-Elfter mit 77 Punkten.

Nach zwei Jahren in der 125-ccm-Weltmeisterschaft kam Johann Zarco 2011 in das Team Avant Air Asia von Aki Ajo. In dieser Saison ging es für den jungen Franzosen steil bergauf. Er sammelte 262 Punkte und stand elf Mal auf dem Podest. Seinen ersten Sieg fuhr er im gleichen Jahr in Japan ein und wurde hinter Nico Terol Vizeweltmeister. Vier Jahre später wurde Johann Zarco ebenfalls in Motegi zum ersten Mal Moto2-Weltmeister.

Mit seinen konstanten Leistungen sammelte er 262 Punkte und empfahl sich für 2012 für die Moto2-Klasse, wo er seine erste Saison für das JiR-Team absolvierte. Auf der MotoBi erlebte Zarco keine einfache Rookie-Saison, trotzdem schaffte er es schon beim dritten Saisonrennen in Estoril fast bis auf das Podest, als er hinter Marc Márquez, Pol Espargaró und Tom Lüthi Vierter wurde. Insgesamt holte er 95 Punkte, was den zehnten WM-Rang bedeutete. 2013 wechselte er in das Team Came IodaRacing Project, wo er mit einer Suter ein konkurrenzfähigeres Motorrad bekam. Zarco ließ sein Potenzial einmal mehr aufblitzen und wurde in Mugello und Valencia als Dritter auf dem Podest gefeiert.

2014 wechselte Zarco in das neue Caterham-Team und fuhr dort erneut eine Suter. Diese Saison hatte für ihn Höhen und Tiefen, denn er fuhr zwar vier Mal auf das Podest, stürzte aber auch einige Male – vor allem zu Saisonbeginn. Am Ende belegte er den sechsten WM-Rang hinter Rabat, Kallio, Viñales, Lüthi und Aegerter.

Für die Saison 2015 kehrte Zarco zu Aki Ajo zurück, um seine insgesamt siebte WM-Saison und das vierte Jahr in der Moto2-Klasse zu absolvieren. Im neuen Moto2-Team des Finnen pilotierte Zarco eine Kalex. Bereits bei den Vorsaisontests war klar, dass Zarco den nötigen Speed hat, um Rennen zu gewinnen. Doch mit seiner Konstanz und Überlegenheit überraschte der damals 25-Jährige aus Avignon. Zarco eilte in der ersten Saisonhälfte konstant von Erfolg zu Erfolg, während seine Gegner wie Weltmeister Tito Rabat, Sam Lowes oder Tom Lüthi schwächelten. Zarco Vorsprung wuchs immer weiter an. In Brünn, Silverstone und Misano feierte er drei Siege in Folge. Vor dem Japan-GP lag er bereits 78 Punkte vor Tito Rabat und hatte schon sechs Siege und sechs weitere Podestplätze eingefahren. In 14 Rennen stand er zwölf Mal auf dem Podest und sammelte 284 Punkte.

Da der verletzte Tito Rabat nach dem ersten Training in Motegi erklärte, dass er nicht an den weiteren Sessions und dem Rennen teilnehmen kann, wurde Johann Zarco schon am Freitag überraschend zum Moto2-Weltmeister. Für das Ajo-Team ist es der vierte Weltmeistertitel nach drei in der 125-ccm-/Moto3-Klasse 2008, 2010 und 2012. Am Ende der Saison lag Zarco mit 352 Punkten ganze 118 Zähler vor Alex Rins, der Tito Rabat vom zweiten WM-Rang verdrängt hatte. Zarco gewann acht Rennen und stand nur bei vier von 18 Läufen nicht auf dem Podest.

Für die Saison 2016 entschied sich Zarco trotz MotoGP-Angeboten für einen Verbleib beim Ajo-Team in der Moto2-Klasse. Er hatte nur ein Ziel: Den Titel erfolgreich verteidigen. Dies gelang ihm als erstem Piloten der Moto2-Klasse.

2017 wird Zarco eine neue Herausforderung in Angriff nehmen. Er wechselt in das Tech3-Yamaha-Team seines Landsmanns Hervé Poncharal und wird als Teamkollege von Jonas Folger seine erste MotoGP-Saison bestreiten.

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