Schrötter beim Superprestigio: «Grandioses Gefühl»
Anders als in den vergangenen Jahren, als Marcel Schrötter die Herausforderung beim «Superprestigio Dirt Track» zum größten Teil auf eigene Faust in Angriff nahm, startete er dieses Mal in den Farben des Teams Motos Grau, einem Motorradhändler in Lleida.
Nachdem Schrötter in der Gruppe C der Superprestigio-Kategorie den ersten Vorlauf gewonnen und den zweiten Lauf auf Rang 2 abgeschlossen hatte, sicherte er sich in den vier Finalläufen der Superprestigio-Kategorie den Einzug in das Superfinale. Schrötter sah als Vierter, Fünfter, Zweiter und Dritter die Zielflagge und sicherte sich damit Gesamtrang 3 der Superprestigio-Kategorie hinter Sieger Marc Márquez und Toni Elias. Als Dritter schaffte er auch den Einzug in das Superfinale, das Marquez vor Elias und dem Amerikaner Brad Baker gewann. Schrötter wurde Sechster.?
«Bei diesem hochkarätigen Rennen als Dritter auf dem Podium zu stehen, darüber freue ich mich gewaltig. Das übertraf alle Erwartungen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass die vergangene Woche eine gute Vorbereitung war. Jeden Tag haben wir auf einer anderen Strecke trainiert. Und anders als in den vergangenen Jahren konnte ich dieses Mal auf die Erfahrungen eines professionellen Dirt-Track-Teams bauen. Das war natürlich eine zusätzliche große Hilfe. An dieser Stelle möchte ich auch gleich dem Team Motos Grau für deren freundliche Einladung und den super Job, den sie gemacht haben, einen großen Dank aussprechen», freute sich Schrötter, der 2017 in der Moto2-Klasse für das deutsche Team Dynavolt Intact GP antreten wird.
«Allerdings kann man vier Tage als Vorbereitung nicht unbedingt als großartig bezeichnen, wenn man bedenkt, dass einige Konkurrenten während des ganzen Jahres Dirt Track trainieren und einige davon sogar diverse Meisterschaften in dieser Disziplin bestreiten. So gesehen habe ich mich wirklich super geschlagen. Doch so einfach war es nicht, so abzuschneiden. Im Dirt Track hat jede Piste seinen eigenen Charakter. Bei den Outdoor-Trainings in der vergangenen Woche konnte ich mich immer gut und schnell auf die jeweiligen Verhältnisse einstellen. Die Piste in Barcelona ist vom Belag her aber grundlegend anders und auch die Verhältnisse änderten sich im Verlauf der Rennen ständig.»
Obwohl sich Schrötter in allen Läufen souverän schlug, hatte der Bayer auch mit einigen Problemen zu kämpfen. «Wegen der sich ständig verändernden Verhältnisse habe ich mir schwergetan, einfach schnell sein, obwohl ich schon in den Trainings gut gefahren bin. Meine Rundenzeiten in den freien Trainings und Qualifyings waren nicht schlecht, vor allem schneller als im Vorjahr, aber auf die Spitze fehlte immer etwas. Als es aber mit den Heat-Races ernst wurde, wo ich in einer starken Gruppe fuhr, lief es auf Anhieb besser. Mit einem ersten und einem zweiten Rang konnte ich mich direkt für die Finalläufe qualifizieren. Das war natürlich die Basis. Und gleichzeitig hatte ich auch meine persönliche Zielsetzung erreicht.»
«In den ersten zwei Finalläufen musste ich aber schnell feststellen, dass Fahrer wie Marc Márquez oder Toni Elias das Level nochmals steigerten. Die Finalserie habe ich jedenfalls mit einem vierten und fünften Rang begonnen. Zur gleichen Zeit haben wir auch eine weichere Einstellung des Federbeins probiert. Mit jedem Finallauf sind wir eine Stufe weicher gegangen und diese Massnahme ist schliesslich voll aufgegangen, wie der zweite Rang im dritten Rennen zeigte. Nach der Zieldurchfahrt dieses Laufs habe ich auch gesehen, dass ich in der Punktewertung auf P4 liege. Daher habe ich mich sehr auf den vierten und letzten Finallauf konzentriert»
«Dieser Lauf hätte der Hammer schlechthin werden können. Dank eines super Starts hatte ich nach der ersten Runde eigentlich schon einen komfortablen Vorsprung auf alle anderen. Ich hätte diesen Lauf wahrscheinlich locker vor Marc Márquez, Elias, Alex Márquez, und so weiter zu Ende fahren können. Doch leider musste wegen mehrerer Stürze abgebrochen werden. Der Neustart ist mir erneut super gelungen, ich war als Zweiter wieder gut dabei, bis mich Elias überholte. Ich konnte ihm aber gut folgen, was mich selbst ein wenig überraschte, da er in jedem Lauf stärker wurde», erklärte Schrötter.
«Schliesslich bin ich diesen letzten Finallauf mit Hinblick auf die Punktewertung taktisch zu Ende gefahren. Mir war klar, dass ein dritter Rang reichen würde, um Xavier Simeon noch abzufangen, der bis dahin Gesamtdritter war. Es dauerte allerdings eine Weile, bis ich mich über das Podium in der Superprestigio-Wertung richtig freuen durfte. Gleichzeitig habe ich nämlich den Sprung ins Superfinale geschafft. In diesem Lauf standen die vier Besten unserer Kategorie, sowie die vier Schnellsten Open-Piloten, also die Profis dieser Disziplin, am Startgatter. Wow, damit hätte ich ehrlich gesagt nie gerechnet. Das war ein grandioses Gefühl.»
Das Superfinale, bei dem die vier besten Fahrer der Superprestigio- und der Open-Klasse aufeinander trafen, startete um 21:11 Uhr und ging über 16 Runden. Marc Márquez gewann zum zweiten Mal nach 2014 das «Superprestigio Dirt Track». Toni Elias hatte keine Chance, den MotoGP-Weltmeister noch einzuholen und überquerte 0,715 sec hinter dem Spanier die Ziellinie. Brad «The Bullet» Baker erreichte nur Platz 3 vor Xavier Simeon, Gerard Bailo, Marcel Schrötter, Ferran Cardus und Tom Chareyre. «Leider ist mir dieser Lauf weniger gut gelungen. Auf der einen Seite wollten wir wahrscheinlich zu viel erreichen, indem wir bei der Abstimmung nochmals eine Stufe weicher gingen. Dieser Schritt ist letztendlich danebengegangen, da ich nicht mehr das gleiche Gefühl wie vorher hatte. Zudem sind mir zu viele Fehler passiert. Mit Rang 6 war ich natürlich keineswegs zufrieden, da ich denke, dass ich mit der Performance von vorher durchaus Vierter hätte können werden. P4 im Superfinale inmitten dieser Konkurrenz wäre wirklich ein sehr, sehr starkes Ergebnis gewesen.»
«Natürlich wäre es auch ein noch schönerer Abschluss des Abends gewesen. Aber ich freue mich auch so riesig über das Podium in der Superprestigio-Wertung. Ich konnte den Abend vor dieser großartigen Kulisse bis zum Schluss voll auskosten. Es war auf jeden Fall ein geiles Erlebnis. Ich hoffe schon jetzt, dass ich 2017 bei diesem Event wieder dabei sein kann.»
«Zum Jahresende auf dem Podium zu stehen, gibt natürlich Auftrieb und steigert das Selbstvertrauen, hoffentlich ist es auch ein gutes Omen für die nächste Saison. Es war auf jeden Fall ein unbeschreibliches Gefühl, mit den zwei Champions Marc Márquez und Toni Elias zur Siegerehrung aufgerufen zu werden. Diesen Augenblick werde ich bestimmt nie vergessen. Abschließend möchte ich mich nochmals bei meinem Team Motos Grau und natürlich auch bei den Organisatoren für die freundliche Einladung und Gastfreundschaft bedanken. Danke vielmals an alle, es hat enorm viel Spaß gemacht, beim Supersprestigio dabei gewesen zu sein», lobte Schrötter das Dirt Track-Spektakel in Barcelona.