MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Jürgen Lingg (Intact): «Aegerter ist ein Kandidat»

Von Günther Wiesinger
Nach der Trennung von Sandro Cortese ist beim Dynavolt Intact GP-Team ein Platz für 2018 frei. Als klarer Favorit zeichnet sich der Schweizer Dominique Aegerter ab.

Das deutsche Dynavolt Intact-GP-Team hat in der Sommerpause die erwartete Trennung von Sandro Cortese bekräftigt, der bei WM-Halbzeit in seiner fünften Moto2-Saison nur an 18. Position liegt und in viereinhalb Jahren nur drei Podestplätze (2014, 2015 und 2016 je einmal auf Platz 3) erreicht hat.

Die Position von Cortese stand schon vor einem Jahr auf dem Prüfstand, denn damals entzauberte ihn Jonas Folger in seiner ersten Saison bei Intact deutlich. «Folgas» schaffte fünf Podestplätze: Einen Sieg, zwei zweite und zwei dritte Plätze, er wurde WM-Siebter. Cortese hat bisher nur einen Top-Ten-Platz in der WM vorzuweisen – 2014 mit Rang 9.

Das Dynavolt Intact GP-Team kam 2013 in die Moto2-WM. Ein Jahr später wurde bereits über die Vergrößerung auf zwei Fahrer nachgedacht, 2016 wurde dieser Plan mit Folger und Cortese verwirklicht. Seit drei Jahren wurde das Ziel kommuniziert, auf das Level von Marc VDS oder Paginas Amarillas Pons zu kommen. Das ist bisher nicht gelungen. Das Team aus Memmingen hat in viereinhalb Jahren acht Podestplätze und einen Sieg geschafft.

Marc VDS liegt außer Reichweite. Woran fehlt es?
Das Interview mit Teammanager Jürgen Lingg bringt die Antworten.

Jürgen, du warst in den letzten Jahren oft enttäuscht und sprachlos von Corteses Leistung. Ich erinnere mich an Le Mans und Sepang... Aber du hast immer wieder Geduld gezeigt und ihm auch für 2017 einen Vertrag angeboten. Was überwiegt jetzt: Die Enttäuschung oder der Ärger, weil du zu lange zugeschaut hast?

Nein, ich ärgere mich nicht. Ich denke, man muss alles versuchen. Und das haben wir gemacht.

Marc VDS liegt für euch weiter außer Reichweite. Die Belgier gewinnen wohl den zweiten Titel in drei Jahren. Woran fehlt es? Marc VDS findet immer die richtigen Talente – Rabat, Alex Márquez, Morbidelli, jetzt Moto3-WM-Leader Joan Mir für 2018. Und ihr habt im besten Fall Schrötter und Aegerter.

Natürlich hat Marc-VDS-Teamchef Michael Bartholemy ein gutes Gespür für Talente. Ich glaube, er ist uns da etwas voraus.
Er ist auch flexibel.

Unsere Philosophie besteht halt darin, dass wir nach Möglichkeit mit deutschsprachigen Fahrern antreten.

Und bei den deutschen Fahrern ist die Auswahl nicht so groß.

Ob wir diese Philosophie auch in Zukunft beibehalten können, wird sich zeigen. Das kann ich jetzt nicht sagen.

Ich finde es eigentlich schade, wenn man dann so stark in der Kritik steht.

Wenn wir uns nicht um die deutschsprachigen Fahrer kümmern würden, würde sie niemand mehr engagieren. Dann wären sie weg aus der WM.

Das ist ja lobenswert. Aber wenn man drei Jahre lang davon redet, auf das Niveau von Marc VDS zu kommen, muss man vielleicht irgendwann über die Grenzen schauen. Marc VDS ist 1. und 3. in der WM, Intact liegt auf den Plätzen 12 und 18.

Ich sage ja nicht, dass du nicht Recht hast. Du hast voll und ganz Recht.

Anderseits kann es nicht sein, dass nur der Olympische Gedanke zählt und wir dauernd sagen: «Wir fahren jetzt einfach einmal mit.»

Man muss sich auch Ziele setzen. Ob man sie dann erreicht, ist eine andere Frage.

Wer kommt jetzt für den zweiten Platz bei Dynavolt Intact 2018 in Frage? Schrötter ist fix. Du sprichst neuerdings von deutschsprachig. Fällt der Schweizer Kanton Bern, in dem Domi Aegerter daheim ist, noch unter diesen Begriff? Er ist immerhin schon Suter-Fahrer – und WM-Neunter.

Domi Aegerter ist ein Kandidat, ja. Er ist eine Möglichkeit. Aber wir beschäftigen uns bis zum Brünn-GP auch mit anderen Möglichkeiten.

Philipp Öttl ist kein Thema gewesen?

Ich denke, für ihn kommt die Moto2 zu früh. Das könnte mal in Zukunft ein Thema werden. Aber das halte ich für sehr unwahrscheinlich, weil er ja im Rennstall seines Vaters Peter gut aufgehoben ist und Peter das wohl selber machen wird.

Wie gesagt: Der zweite Platz ist bei usn für 2018 offen. Wenn wir keinen deutschsprachigen Fahrer finden, könnte es auch ein Ausländer werden. Es gibt gute Möglichkeiten für uns mit Fahrern aus Spanien und Italien.

Muss der neue Mann jung sein? Oder schnell, stabil und erfahren?

Es muss jemand sein, von dem wir glauben, dass er in unsere Struktur reinpasst. Und er muss schnell sein. Ob er jung ist oder alt, das ist mir egal.

Mir persönlich ist es auch egal, ob er Deutsch, Spanisch oder Italienisch spricht.

 

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