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Suter: Nach 32 Siegen und vier WM-Titeln ist Schluss

Von Günther Wiesinger
Suter Industries fand für 2018 nur noch ein Team für die Moto2-WM und bricht das Comeback ab. In den letzten Jahren ist Kalex übermächtig geworden, 2017 kam KTM als starker Gegner dazzu.

2012 war Suter noch in allen drei GP-Klassen (Moto3 mit Suter-Honda, später mit Mahindra Racing, Moto2 und MotoGP mit Suter-BMW) vertreten. Dreimal wurde die Moto2-Konstrukteurs-WM gewonnen. 2016 wurde in der Moto2-Klasse pausiert, 2017 kehrte der Schweizer Motorradhersteller in die Moto2 zurück.

140 Moto2-WM-Läufe haben seit dem Beginn dieser neuen 600-ccm-Viertakt-Kategorie stattgefunden. Suter hat die ersten drei Konstrukteurs-WM-Titel 2010, 2011 und 2012 gewonnen.

Weil immer mehr Teams und Fahrer zu Kalex wechselten und sich nicht genug Kunden für das 2016-MMX2-Bike fanden, löste Suter für die Saison 2016 keine Konstrukteurslizenz mehr. Nur das Team JP Moto Malaysia mit Rookie Efren Vazquez ging bis zum Rückzug im Mai 2016 noch mit Material von Suter an den Start.

Das heißt: In Jerez 2016 stand erstmals in der Moto2-WM-Geschichte keine Suter am Start; schon in Texas 2016 stand Vazquez nach dem Quali-Sturz nicht in der Startaufstellung.

Firmenchef Eskil Suter trug diese Nachricht mit Fassung. «Das ist gut. Es sind in den letzten Jahren viele Teams auf Kalex umgestiegen. Wobei sich aber an den Resultaten nichts geändert hat», hielt der Suter-Industries-Geschäftsführer damals fest. «Die meisten Fahrer haben dieselben Resultate wie vorher auf Suter. Sie fahren dort rum, wo sie immer waren.»

Damit spielte er auch auf die erste Saisonhälfte von Tom Lüthi 2016 an und auf die Performance von Domi Aegerter, der in zwei Kalex-Jahren nur einen Podestplatz (Mugello, Platz 3 im Jahr 2015) erreichte – und deshalb für 2017 wieder zu Suter zurückkehrte.
Die Firma Suter Industries (vormals Suter Racing Technology) in Turbenthal/ZH ist der erfolgreichste Motorradhersteller der Schweiz.

32 Moto2-GP-Siege, insgesamt 95 Podestplätze, drei Konstrukteurs-WM-Titel und einen Fahrer-WM-Titel (mit Marc Márquez 2012) hat Suter in der Mittelgewichtsklasse errungen.

Dabei war Suter in den letzten 30 Jahren beileibe nicht der einzige Schweizer Hersteller im GP-Sport.

Zuvor hatte der Schweizer Teambesitzer Michel Métraux mit dem Geld des Zigarettenherstellers Parisienne in den 1980er-Jahren eine 250er bauen lassen, die vom deutschen Ingenieur Jörg Möller konstruiert und vom Franzosen Pierre Bolle eingesetzt wurde.

Auch die elf 500 mit dem swissauto-V4-Motor entstand in der Schweiz, dazu baugleiche die MZ-Weber und die MuZ 500, die Eskil Suter 1998 selbst bei acht WM-Rennen pilotierte.

Zurück zu den Suter-Erfolgen in der Moto2-Weltmeisterschaft. Für den ersten Suter-Sieg sorgte Shoya Tomizawa 2010 gleich beim Saisonauftakt auf dem Losail Circuit in Katar – beim allerersten Moto2-WM-Rennen der Geschichte.

Weitere Meilensteine: Den ersten Doppelsieg für Suter stellten Marc Márquez und Kenan Sofuoglu beim Assen-GP 2011 sicher, auch in Brünn 2011 (Iannone von Márquez) und in Aragón 2011 (Márquez vor Iannone) wurden Doppelsiege gefeiert.

Es gab sogar Triple-Erfolge: 2011 in Motegi/Japan durch Iannone, Márquez und Lüthi sowie 2012 in Valencia durch Márquez, Simón und Terol.

Von 2010 bis 2012 gewann Suter Racing die Moto2-Marken-WM dreimal hintereinander; in der Saison 2012 landete bei jedem Grand Prix mindestens ein Suter-Pilot auf dem Podium.

Suter Industries: Die Anzahl der GP-Siege und Podestplätze
2010: 4 Siege, sieben zweite und sechs dritte Plätze
2011: 11 Siege, neun zweite und fünf dritte Plätze
2012: 9 Siege, sieben zweite und sieben dritte Plätze
2013: 4 Siege, drei zweite und acht dritte Plätze
2014: 3 Siege, vier zweite und sieben dritte Plätze.

In der Saison 2015 ging es bergab: Als bestes Ergebnis steht ein siebter Platz im Regenrennen von Ricky Cardús in Silverstone zu Buche.

Suter hatte 2015 in der Moto2-WM nur zwei Fahrer im Einsatz (neben Cardús noch Florian Alt bei Iodaracing); für 2016 wurde ein neues Motorrad gebaut, sechs bis acht Fahrer sollen verpflichtet werden; es blieb aber schließlich nur das JP Moto Malaysia-Team bei Suter – und stieg bald wegen Geldproblemen aus.

Dafür gelang das Comeback für 2017. Kiefer Racing (schon 2010 mit Stefan Bradl auf Suter unterwegs, Sieg in Portugal) wechselte zu Suter und engagierte Aegerter und Kent, der nach seinem Ausstieg durch Mackenzie ersetzt wurde. Und das Dynavolt Intact-GP-Team rüstete Schrötter und Cortese mit Suter-Bikes aus.

Das sind die Moto2-GP-Sieger auf Suter:
Márquez (16), Lüthi (4), Terol (3), Iannone (3), Aegerter (1), Rolfo (1), Torres (1), Tomizawa (1), Cluzel (1) und Bradl (1).

Die 30 zweiten Plätze eroberten:
Márquez (6), Lüthi (5), Simón (7), Iannone (2), Tomizawa (1), Siméon (1), Rea (1), Aegerter (1), Zarco (1), Redding (1), Terol (1), Torres (1), Sofuoglu (1) und Kallio (1).

Für die insgesamt 33 dritten Plätze waren verantwortlich:
Lüthi (11), Zarco (5), Aegerter (4), Márquez (3), Simón (4), Torres (1), Terol (1), Cluzel (1), Rolfo (1), Redding (1) und Iannone (1).
Das heißt: Marc Márquez (er gewann die Moto2-WM 2012) hat für Suter nicht weniger als 25 Podestplätze sichergestellt, Tom Lüthi liegt mit 20 Podestplätzen auf Suter an zweiter Stelle.

Tom Lüthi hat (da Aegerters Misano-Triumph von 2017 annulliert wurde) auch für den letzten Moto2-Sieg von Suter gesorgt – am 9. November 2014 in Valencia.

Konkurrent Kalex ist übermächtig geworden: 49 Siege hintereinander bis zum KTM-Sieg durch Miguel Oliveira beim Australien-GP 2017. Der deutsche Hersteller Kalex hat 2013, 2014, 2015, 2016 und 2017 die Moto2-Konstrukteurs-WM gewonnen und dazu 2011 mit Stefan Bradl erstmals die Fahrer-WM, danach ab 2013 fünfmal hintereinander mit Pol Espargaró, Tito Rabat, Johann Zarco (2x) und 2017 mit Franco Morbidelli.

2018 wird Suter also in der Moto2-WM fehlen. Durch das Comeback von NTS bleibt aber die Anzahl der Chassis-Hersteller gleich, denn Kalex, KTM, Speed-up und Tech3 machen weiter.

«Die Teams laufen immer zu jenem Hersteller über, der gerade dominiert», sagte Eskil Suter kürzlich beim Valencia-GP. «Darum steigt jetzt die Nachfrage nach KTM. Dabei ist es in erster Linie Teamchef Ajo Ajo, der es immer wieder hinbringt, egal, auf welchem Fabrikat. Das hat noch keiner gemerkt.»

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