David Pickworth & Kiefer: Warum sich alles verzögert
Am Wochenende des Malaysia-GP ist durchgesickert, warum sich Sandro Cortese über seine Zukunft in der Moto2-WM keine übertrieben großen Sorgen machte, obwohl seine Hoffnungen bei Forward Racing und beim Schweizer CGBM-Evolution-Team von Fred Corminboeuf enttäuscht wurden.
Cortese hat beim GP von Österreich den britischen Investmentbanker David Pickworth kennengelernt, einen ehemaligen Superbike-Rennfahrer und Fahrer-Manager, der jetzt das Kiefer Racing-Team übernehmen will.
Doch Stefan Kiefer (51) starb Freitagfrüh beim Malaysia-GP, vier Stunden nach der Unterzeichnung eines Vorvertrags mit Pickworth, der russische Investoren zur Hand hat.
Jochen Kiefer erzählte beim Valencia-GP, Pickworth und seine Investoren hätten beabsichtigt, die zwei Moto2-WM-Plätze, den Teamnamen Kiefer Racing, den Briefkopf und die Historie des Rennstalls (zwei WM-Titel mit Bradl und Kent) zu kaufen.
Pickworth sollte am Freitag in Valencia erscheinen und machte dann wichtige Geschäftstermine für sein überraschendes Fernbleiben geltend. Bei Kiefer machte sich trotzdem die Besorgnis breit, dieser mysteriöse Deal könne ins Wasser fallen.
Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com erläutert der tadellos Deutsch sprechende und seit sieben Jahren in Wien lebende Investmentbanker Pickworth die Gründe für sein Nichterscheinen beim WM-Finale und seine Pläne mit dem Kiefer-Team.
David, wie ist die aktuelle Situation mit der Übernahme von Kiefer Racing? Durch den Tod von Stefan Kiefer müssen jetzt die Eigentumsverhältnisse neu geklärt werden?
Ja, du bist ja sehr gut informiert. Ich habe alles gelesen, was dazu auf SPEEDWEEK.com geschrieben wurde.
Stefan Kiefer hat diesen Vorvertrag ein paar Stunden vor seinem Tod unterschrieben. Seither habe ich mit Jochen Kiefer gesprochen.
Er wird am kommenden Donnerstag seinen Anwalt treffen und unseren Vorvertrag durchlesen und prüfen lassen. Ich sehe da kein Problem.
Aber die Beteiligten wissen momentan nicht, wem der Anteil von Stefan Kiefer jetzt gehört. Nach deutschem Recht gehen die Firmenanteile auf den siebenjährigen Sohn über.
Der Anwalt von Kiefer muss mir also bestätigen, wem die Anteile gehören und wer zeichnungsberechtigt ist. Wir müssen wissen, was wir kaufen. Wir können das Team nur kaufen, wenn wir wissen, wem es gehört und wer der rechtmäßige Eigentümer der Anteile ist.
Stefans Lebensgefährtin Nadine wird wohl bis zur Volljährigkeit von Sohn Jayden die nötigen Vollmachten haben. Der Vorvertrag gilt ja als eindeutige Willensbekundung?
Ja, ich glaube auch, dass wir keine Problem zu erwarten haben.
Aber bisher konnte kein rechtsgültiger Vertrag unterschrieben werden, weil noch geklärt werden muss, wem die 50 Prozent von Stefan Kiefer jetzt gehören.
Jeder der Beteiligten will dieses Projekt in der geplanten Weise abwickeln. Das steht fest.
Die Fahrer Aegerter und Cortese haben bisher keine Verträge? Aegerter hat sich in Aragón für 2018 mit Kiefer geeinigt. Aber jetzt ändern sich die Eigentumsverhältnisse. Was bedeutet das für die Fahrer?
In unserem Vorvertrag mit Kiefer steht, dass wir Aegerter behalten.
Er hat bei Kiefer noch nicht unterschrieben. Aber Stefan Kiefer hat mir eine Kopie dieses Vertragsangebots vor seinem Abflug nach Japan gegeben.
Und in unserem Vertrag mit Kiefer steht, dass wir den Vertrag mit Aegerter respektieren müssen. Für Aegerter besteht kein Problem.
Sandro Cortese ist ebenfalls gesetzt?
Ich bin in den Motorradsport nur wegen Sandro zurückgekehrt. Ich habe in Spielberg mit ihm gesprochen.
Er ist mein Schützling. Er ist zu 100 Prozent dabei. Das ganze Projekt ist auf Sandro und KTM aufgebaut. Aber Aegerter war ebenfalls immer bei diesem Projekt dabei. KTM wollte ihn vorher auch beim Schweizer-Team dabei haben.
Aber die Zeit drängt. KTM muss irgendwann mit der Ersatzteilbestellung beginnen, das Team soll dann im Januar in Munderfing bei KTM den Aufbau der Moto2-Maschinen übernehmen.
Ja, wir müssen jetzt den Donnerstag abwarten. Dann wissen wir, wann wir den endgültigen Vertrag mit Kiefer unterzeichnen können.
Ein paar Tage später werden wir loslegen. Ich habe bereits einen KTM-Vertrag vorliegen. Aber ich kann ihn erst unterschreiben, sobald ich zu 100 Prozent weiß, dass wir Kiefer Racing gekauft haben.
Es muss alles in dieser Reihenfolge passieren: Zuerst muss Kiefer Racing an uns verkauft werden, dann folgt der KTM-Vertrag, dann engagieren wir die beiden Fahrer, die Mechaniker und so weiter.
Wie du schon geschrieben hast: Die Aegerter-Mannschaft wird aus der bisherigen Kiefer-Mannschaft gebildet, Jochen bleibt als Crew-Chief. Für Sandro wird eine neue Technikercrew zusammengestellt. Das wird noch entschieden. Sandro sucht sich die Leute aus, die auf seiner Seite der Box arbeiten werden.
Aber die Zeit bis zu den ersten Tests im Februar wird knapp?
Wir haben schon Lkw, Hospitality und alles organisiert. Es müssen nur die Verträge noch unterzeichnet werden. Lkw und Hospitality werden nicht neu sein, wir werden sie ein bisschen renovieren.
Das Geld kommt aus Russland. Von einer Bank?
Ich bin Investmentbanker und habe eine Gruppe von Investoren, die das Team kauft. Das Geld kommt von diesen Investoren.
Dazu haben wir schon ein paar Sponsoren in Sicht, die Kunden unserer Firma sind. Wir haben aber noch keine Verträge unterzeichnet, weil wir bisher kein Team besitzen.
Aber ich habe kein Problem mit Sponsorgeld für das nächste Jahr.
Mit welchem Budget wird geplant?
Mit ca. 2,5 Millionen.
Stefan Kiefer hatte gemeinsam mit seinem Bruder die Absicht schriftlich besiegelt, das Team an euch zu verkaufen. Die Eigentumsübertragung sollte also rasch vonstatten gehen?
Wie gesagt: Ich sehe kein Problem, was dieses Projekt betrifft. Aber ich bin kein Rechtsanwalt. Ich muss also warten, bis wir eine exakte Antwort der Rechtsanwälte auf dem Tisch haben.
Wenn es nach dem deutschen Gesetz sechs Monate dauert, bis die Firmenanteile auf den Erben von Stefan Kiefer übertragen werden...
Ich kann nicht einschätzen, wie lange das dauern wird.