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Sandro Cortese: «Sogar Moto3-Rückkehr wäre denkbar»

Von Günther Wiesinger
Sandro Cortese

Sandro Cortese

Sandro Cortese ist durch die gescheiterte Übernahme des Kiefer-Teams arbeitslos geworden. «Momentan habe ich keine Ahnung, wie es weitergehen soll.» Er kann sich sogar einen Moto3-Deal vorstellen.

Nach gegenwärtigem Stand werden in der GP-Saison 2018 in den drei Klassen insgesamt nur drei deutsche Stammfahrer vertreten sein: Philipp Öttl in der Moto3-Klasse im Südmetall Schedl Racing Team, Marcel Schrötter (Moto2) im Dynavolt Intact GP-Team und Jonas Folger im Tech3-Yamaha-MotoGP-Team.

Für Sandro Cortese, den Moto3-Weltmeister, sind jetzt alle Türen zugefallen.

«Ich wollte David Pickworth heute früh anrufen, habe ihn aber nicht erreicht. Er hat mir dann nur eine SMS geschickt und geschrieben, dass sich KTM aus dem Vertrag zurückgezogen hat, was aber eigentlich nicht stimmt. Denn KTM hat ihm die Chance gegeben, die fehlende Bankgarantie nachzureichen, so wie ich das verstanden habe. Ich habe gerade noch einmal mit KTM-Manager Jens Hainbach deswegen telefoniert.»

Die Betroffenen von Jochen Kiefer bis zu Aegerter und Cortese sowie den Teammitgliedern betrachten es als Ausrede, dass Pickworth jetzt KTM den Schwarzen Peter zuschiebt.

Pickworth hat sich als Schaumschläger erwiesen, seine ewige Hinhaltetaktik im Zusammenhang mit der Übernahme des Kiefer Racing Teams wurde von den Beteiligten schon längst mit Argwohn betrachtet.

Als dann letzte Woche die Bankgarantie fällig wurde, platzte der Deal.

Während sich Domi Aegerter noch gewisse Chancen ausrechnet, als Ein-Mann-Team mit Kiefer und KTM in die Moto2-WM einsteigen zu können, ist Sandro Cortese ratlos.

«Ich habe David Pickworth in Spielberg kennengelernt und alles eingefädelt. Mit der Zeit haben ihm immer mehr Leute vertraut», sagt Cortese. «Es haben sich so viele Leute getäuscht… Ich bin sprachlos.»

Bisher rätseln alle Beteiligten, ab wann Pickworth wusste, dass kein Geld aus Russland kommen würde.

Denn immerhin kaufte er in der Schweiz die Firma CCH Consularis AG und unterschrieb dann am 6. Dezember den KTM-Vertrag, für dessen Nichteinhaltung ihm jetzt eine Strafe von 100.000 Euro droht.

Vor wenigen Tagen bestand für Cortese beim malaysischen Petronas-Sprinta-Moto2-Team noch ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Die Dorna fragte dort an, ob der Berkheimer 2018 neben Hafizh Syahrin fahren könne. Aber dafür hätte das gesamte Budget bezahlt werden müssen – rund 1 bis 1,2 Mio Euro.

Damit ging auch diese Möglichkeit in die Binsen. Im Herbst war Cortese schon beim Schweizer CGBM-Team und bei Forward abgeblitzt.

In der Supersport-WM hatte er sich ebenfalls umgesehen. Cortese: «Ich wurde vom NRT-Yamaha-Team angefragt, das Gary Reinders geplant hatte, ob dort fahren will. Aber damals habe ich mir gute Chancen in der Moto2 ausgerechnet.»

Welche Möglichkeiten existieren jetzt noch für die nächste Saison?

«Gar keine», seufzt der siebenfache GP-Sieger, der in 221 GP-Einsätzen immerhin 29 Podestplätze errungen hat, mehr als jeder andere aktive deutsche Rennfahrer.

Cortese überlegt jetzt, ob er sich als Ersatzfahrer auf die Saison 2018 vorbereiten und für Notfälle bereithalten soll. Dafür besteht in den Klassen Moto3 und Moto2 immer wieder Bedarf.

Danny Kent fuhr nach der Trennung von Kiefer für das Red Bull Ajo-KTM-Team in Le Mans und auf dem Sachsenring in der Moto3-Klasse; dann Moto2 in Mugello (Garage Plus Interwetten) und in Spielberg (Intact).

Alex De Angelis trennte sich im Sommer von seinem Superbike-WM-Team und sprang in Silverstone (bei Tasca), in Misano bei Dynavolt und in Sepang (Tasca) in der Moto2-WM ein.

«Mir bleibt im Moment nichts anderes übrig als zu schauen, ob sich irgendwo eine Tür öffnet. Ich habe nicht genug Sponsoren, um mich irgendwo in einem Moto2-Team einzukaufen», hält der Schwabe fest.

Gleichzeitig macht sich Sandro Cortese Gedanken, wie es beruflich mit ihm weitergehen soll, wenn sich im Rennsport keine Gelegenheiten mehr ergeben. Den elterlichen Metallbearbeitungsbetrieb in Berkheim will er nicht übernehmen, aber er möchte sich demnächst erkundigen, ob ihn ein TV-Sender wie ServusTV oder Eurosport bei einzelnen Rennen als Experten beschäftigen will.

«Ich habe momentan noch keine Ahnung, was ich künftig mache», sagt Cortese, der bis vor wenigen Tagen all seine Hoffnungen auf Pickworth und Kiefer gesetzt hat. «Ich habe mir schon echt alles durch den Kopf gehen lassen. Ich täte alles machen. Aber was?»

Ob ein Moto2-Hersteller wie KTM oder Speed-up einen Testfahrer für das Triumph-Projekt braucht, weiß Sandro bisher nicht. Den Testfahrer-Job bei Kalex dürfte sich Jesko Raffin gesichert haben.

Kann sich Sandro eine Rückkehr in die Moto3-WM vorstellen?

«Ich bin zwar schon bald 28, aber vom Alterslimit her ginge es noch», ist sich Sandro bewusst. «Die Frage ist nur: Wo? In welchem Team? Es sind auch in der Moto3-WM alle Teams besetzt. Ich würde so viel Geld abliefern, wie ich bei den Sponsoren aufbringen kann. Aber ich schließe gar nichts mehr aus, auch die Moto3 nicht. Ich muss im Moment alles in Betracht ziehen, ganz ehrlich. Ich will einfach Motorradfahren. Für die Moto3 müsste ich vielleicht 3 bis 5 kg abnehmen…»

Cortese könnte versuchen, als erster Fahrer zwei Moto3-WM-Titel zu gewinnen…

Bisher sind die Titelgewinner immer in die Moto2-Klasse aufgestiegen.

Sandro Cortese hält in der Moto3-WM noch einige Rekorde. Er fuhr damals mit der Red Bull-Ajo-KTM in 17 Rennen 15 Mal aufs Podest, das ergibt eine Rekord-Podestquote von 88,24 Prozent. Er sorgte 2012 für sieben Pole-Position, er schaffte zwei Hattricks (Pole, schnellste Rennrunde, Sieg), er gewann den Titel mit 22 Jahren und 289 Tagen – und ist bis heute der älteste Moto3-Weltmeister.

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