Sandro Cortese über sein Experten-Debüt bei Eurosport
Das Eurosport-Duo Sandro Cortese (li.) und Jan Stecker in Jerez
Der Aufwand bei Eurosport war extrem höher, wir waren von 8.30 bis 16.15 Uhr live und machten alle drei Klassen. Das strengt schon an, ich musste mir alles anschauen, um informiert zu sein. Ich kann ja nicht eine Moderation machen und erzählen, dass das Wetter schön ist. Ich muss wissen was passiert ist, wer gestürzt ist, wer dominiert und bei wem es nicht so läuft. Ich laufe auch durch die Boxen, um mich zu informieren.
Das sind Momentaufnahmen. Ich muss erzählen, weshalb es beispielsweise im Yamaha-Werksteam nicht so gut läuft wie bei Zarco. Ich versuche das dem Zuschauer so nahe zu bringen, dass er es versteht. Ich will nicht zu arg ins Rennfahrerdetail gehen.
Valentino Rossi war bis wenige Minuten vor Ende des dritten freien Trainings nicht im Qualifying 2, dann haben sie sein zweites Motorrad komplett umgebaut. Da taucht natürlich die Frage auf, weshalb das zweite Motorrad umgebaut wird und nicht das erste. Ich muss dann sagen, weil die Umbauten so groß waren, dass das nicht ging. Während Vale auf der Strecke war, baute das Team die zweite Maschine um. Das ist ein perfektes Beispiel, was ich zu erklären habe.
Meine Aufgabe ist nicht, Interviews zu machen. Jan Stecker interviewt die Leute, ich bin nur dabei, wenn er mich um meine Einschätzung bittet. Dann muss ich erklären, weshalb auf einmal ein Lorenzo Baldassarri nach einem katastrophalen Jahr bei Forward dominiert, obwohl er das identische Material hat. Ich betrachte alles aus der Rennfahrersicht, sehr sachlich. 2017 war Baldassarri im Nichts, letzten Sonntag gewann er das Rennen. Ich muss erklären, warum das so ist. War es seine Schuld, dass er letztes Jahr schlecht war? Oder gibt es mehrere Gründe, dass er jetzt auf einmal gut ist, etwa der Teamwechsel? Oder Leute, die ihn unterstützen und wieder an ihn glauben.
Ich war seit 2005 im MotoGP-Fahrerlager, eine bessere Ausbildung gibt es kaum. Natürlich, wenn man mich fragt, was an der MotoGP-Elektronik anders ist als letztes Jahr, dann muss ich passen. Lieber sage ich mal, dass ich etwas nicht beantworten kann, als live im Fernsehen etwas zu erzählen, wo sich der Fan daheim seinen Teil denkt. Es ist ein Fehler, wenn man meint, dass man alles weiß. Ich mache keine Prophezeiungen – fünf Runden später kommt es dann eh anders.
Ich mache die Analyse, das war von Anfang an das Angebot von Eurosport. Ich werde demnächst mit den Verantwortlichen reden, ob ich weitere Rennen machen kann. Das würde mir auf jeden Fall Spaß machen. Natürlich möchte ich auch Rückmeldungen, ob ich das ordentlich gemacht habe.
Als ich den Anruf von Eurosport bekam habe ich mir überlegt, wie meine Zukunft aussehen soll. Ich bin jetzt 28 Jahre alt und habe noch ein paar Jahre als Rennfahrer vor mir. Aber ich wollte gerne einen Fuß beim Fernsehen reinbekommen und mal mit drei, vier oder fünf Rennen im Jahr reinschnuppern. Das wird meine Leistung in der Supersport-WM nicht beeinflussen.