Joan Mir: «Will mir nicht zu viel Druck aufbauen»
Joan Mir will seinem Vorbild Jorge Lorenzo nacheifern
In Teil 2 unseres Interviews mit dem Mallorquiner Joan Mir, erzählt der 21-jährige Spanier, was er in den Nachwuchsklassen Moto3 und Moto2 gelernt hat und, was er von seinem Debüt in der premier classe erwartet.
Johann Zarco sagte, die Bikes in der Moto2-Klasse seien weniger Prototypen als die Moto3-Bikes, da der Motor mehr ein schwerer Straßenmotor sei. Könnte das auch ein Problem sein für eine Protoypen-Rennfahrer wie zum Beispiel Dani Pedrosa? Glaubst du auch, dass das Moto2-Bike kein echtes Rennmotorrad ist?
Ja. Aber es ist, wie es ist. Der Motor ist im Grunde ein Straßenmotor. Schnell zu sein ist einfach, deswegen sind die Zeitabstände zwischen so vielen Fahrern auch so eng. Letztlich aber den Unterschied zu machen, ist schwierig. Dazu braucht man Jahre. Das galt auch für Johann [Zarco] und sogar auch für Marc [Márquez]. Jeder will die Meisterschaft im ersten Jahr gewinnen, das geht aber erst nach ein paar Jahren mit mehr Erfahrung.
Du hast mit Pete Benson ein sehr guten Crew Chief. Wie kann er dir helfen?
In vielen verschiedenen Dingen. Ich habe sehr viel von seiner Erfahrung gelernt, von seiner Art, zu arbeiten. Er ist wirklich ein sehr ernsthafter und professioneller Mensch, der mir sehr viel hilft und ich habe sehr vieles von ihm gelernt. Er bereitet dich für ein Werksteam vor. Er ist sehr methodisch und hat seine Art, dieses und jenes zu tun, und das ist sehr sehr gut.
Hat er dieselbe Arbeitsmethode wie Christian Lundberg?
Nein. Er arbeitet komplett anders. Bei Christian musste man mehr improvisieren, Pete hat eine Methode. Ich denke, für Moto3 war Christians Methode gut. Wenn man seine Hilfe brauchte, hat er natürlich geholfen, wenn nicht, hat er einen einfach fahren lassen. ‚Du bist sehr gut, Joan, also mach so weiter.? So war das bei Christian. Pete sagt mehr, was man tun soll. ‚Du musst jetzt das tun und das tun.? Ich denke bei großen Bikes ist das so auch besser.
Von welchen Fahrern hast du in diesem Jahr am meisten gelernt, wenn du hinter ihnen her gefahren bist?
Natürlich von den Top-Fahrern, die am meisten Erfahrung in dieser Kategorie haben. [Miguel] Oliveira ist zum Beispiel einer, der sehr gut ist. Er ist sehr schnell, er weiß, wie man das Bike richtig fährt, wie man gute Traktion bekommt, er überholt auch sehr gut. [Mattia] Pasini ebenso, aus denselben Gründen. Er fährt die Kurven sehr gut und nimmt sie sehr eng. Er fährt eine ganz andere Linie als der Rest und es ist sehr hilfreich, auch das zu lernen. Bei den Top-5-Fahrern muss man sehr gut aufpassen, um von ihnen viel zu lernen. Alex Márquez ist einer der sehr weich fährt. Da ist es interessant, wie er die Kurven fährt, wie er mit dem Gas umgeht.
In der Moto3-Serie brauchtest du auch auch ein Jahr, um die Klasse zu verstehen und dann im nächsten Jahr leistungsmäßig zu explodieren. Hättest du jetzt auch gerne ein weiteres Jahr gehabt, damit du um den Titel kämpfen kannst oder ist dir das egal?
Natürlich ist ein Titel immer ein Titel. Wenn ich ein weiteres Jahr in der Moto2 geblieben wäre, wäre ich sicher gut genug vorbereitet, damit ich um den Titel kämpfen kann. Es ist aber auch so, wenn ich nach nur einem Jahr in die MotoGP aufsteige und mit dem Bike dort einen guten Job mache, kann ich da viele Jahre lang fahren. Und dann habe ich mit nur einem Jahr in der Moto2-Klasse ein Jahr gewonnen.
Was tust du noch, um zu trainieren, neben Supermoto?
Motocross ohne Sprünge. Ich versuche, so viel wie möglich auf ebener Strecke zu fahren. Ich mag zwar Sprünge, aber zum Training sind sie nicht das Beste. Nach Ende der Saison fahre ich Motocross komplett, mit allem, aber sonst ist die Gefahr für Verletzungen zu groß.
Dein Vater besitzt in Palma de Mallorca einen Skateboard-Laden. Könntest du mit deinem Sinn für Balance, deiner Koordination und deinen Reflexen auch an den X Games teilnehmen? Wolltest du jemals eine Karriere mit dem Skateboard machen?
Nein, nie. Daran habe ich nie gedacht. Als ich ein kleines Kind war, war ich ständig auf dem Skateboard, auf Rollerblades und allem Möglichen. Vielleicht hat mir das bei der Koordination auch etwas geholfen. Wer weiß.
Lebst du zwischen den Rennen noch auf Mallorca oder woanders?
Ja, ich lebe noch immer in Palma. In Calvià, in der Nähe von Palma.
Hast du mittlerweile auch schon mit deinem ehemaligen Nachbarn Jorge Lorenzo gesprochen?
Ja, sicher habe ich mit ihm gesprochen. Nie sehr lange, denn hier im Fahrerlager sind wir alle immer sehr beschäftigt, natürlich ist er aber eines meiner Idole. Ich kann viel von ihm lernen, denn er ist ein Top-Fahrer. Er ist ein Champion und ich muss noch viel lernen.
Marc Marquez und Maverick Viñales haben sich in der MotoGP sehr schnell sehr gut eingewöhnt. Was erwartest du persönlich?
Ich erwarte, schnell zu sein. Die beiden gehören natürlich zu den besten der Welt, ich denke aber auch, wenn Maverick im ersten Jahr in der MotoGP schnell sein konnte, warum sollte ich das dann nicht können? Natürlich will ich mir nicht selbst zu viel Druck aufbauen, denn ich bin noch ziemlich jung. Ich werde bei Suzuki aber auch in einem sehr guten Werksteam sein und natürlich immer 100% geben.
Eine deiner besonderen Stärken in der Moto3-Klasse war das Bremsen. Ist es dir gelungen, das in Moto2-Klasse nicht zu verlieren und freust du dich darauf, die Karbonbremsen in der MotoGP-WM zu testen?
Ja, ich werde versuchen, wie ein Mann zu bremsen (lacht). Ich hatte aber auch in der Moto2 diesen Vorteil gegenüber dem Rest. Zu Beginn war ich da ganz gut, das Problem war, dass ich an den Kurvenausgängen zu viel verloren habe, wenn ich zu hart gebremst habe. Jetzt versuche ich, am Kurveneingang etwas weicher zu bremsen und dann mehr aus der Power zu machen. Das ist besser und das habe ich in diesem Jahr gelernt, nicht so hart zu bremsen.
Welches war der beste Ratschlag, den du als Rennfahrer seit Beginn deiner Karriere je bekommen hast?
Ich würde sagen, das zu verfolgen was du willst. Zu Beginn meiner Karriere war es mein Ziel, Werksfahrer zu sein, und nächstes Jahr werde ich das sein. Also war es der Rat, verfolge das, was du erreichen willst. Wenn man es erreicht hat, kann man dann aber nicht sagen, ‚okay, ich habe es erreicht, das war?s.?