MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Mauro Noccioli: Was hinter MV Agusta steckt

Von Waldemar Da Rin
Mauro Noccioli (li.) mit Dominique Aegerter in der Box von MV Agusta Forward Racing

Mauro Noccioli (li.) mit Dominique Aegerter in der Box von MV Agusta Forward Racing

Dominique Aegerter trifft bei Forward Racing auf eine Crew-Chief-Legende: Mauro Noccioli spricht nicht nur über das neue Projekt MV Agusta, sondern auch über seine schönste Lebenserfahrung mit Aprilia.

Mauro Noccioli ist einer der erfahrensten Crew-Chiefs im GP-Paddock. Er arbeitete bei Aprilia mit erfolgreichen Fahrern wie Capirossi und Biaggi, 1996 betreute er Valentino Rossi in der 125-ccm-Weltmeisterschaft. Von 2007 bis 2009 war er an der Seite von Tom Lüthi in der 250ccm-Klasse mit einer Aprilia RSA. 2019 hat es der Italiener wieder mit einem Schweizer zu tun: Dominique Aegerter wechselte zu Forward Racing und arbeitet dort mit Noccioli am Projekt MV Agusta.

Darüber ist der Edeltechniker nicht unglücklich. «Weil mir die Schokolade schmeckt», lachte er. Noch könne er aber nicht sagen, wie die Zusammenarbeit mit Aegerter funktioniere. «Wir hatten noch zu wenig Zeit. In diesem Moment suche ich nach einer Lösung, die es ermöglicht, die Entwicklungsarbeit des Motorrads und die Arbeit an der Entwicklung und Integration des Fahrers zu vereinen. Dominique fährt die MV, das ist für ihn eine neue Erfahrung. Für mich ist es nicht wirklich eine neue Aufgabe, denn ich habe diese Arbeit schon mit Aprilia gemacht.»

Bei den IRTA-Tests in Jerez (23. bis 25.11.) war Aegerter erstmals auf der MV Agusta unterwegs. «Das Motorrad hat sich nicht schlecht präsentiert, es braucht Zeit. Wir dürfen nicht vergessen, dass in der Moto2-Kategorie große Marken wie Kalex und KTM der Entwicklung viele Jahre gewidmet haben. Ich glaube, dass man sich immer auf seine Arbeit konzentrieren muss und sich die Zeit zum Nachdenken nehmen muss, um die besten Entscheidungen zu treffen und zu versuchen, so wenig Fehler wie möglich zu machen. Fehler sind Teil der Erfahrung, das ist ziemlich normal. Ich glaube, dass wir eineinhalb, zwei Jahre brauchen», vermutet  Noccioli.

MV Agusta war bei den Testfahrten in Jerez nicht mit eigenem Personal vor Ort, es stehen aber Leute von MV dahinter, versicherte er. «Das Projekt entstand aus einer Idee von Giovanni Cuzari und Giovanni Castiglioni heraus. Cuzari delegierte das Projekt an Suter, die versucht haben, auf Anweisung von MV ein gemeinsames Projekt zu machen. In Wahrheit heißt das Unternehmen MV CRC (Centro Ricerche Castiglioni, zu Deutsch: Forschungszentrum). Das ist eine Firma aus der Castiglioni-Gruppe, du erinnerst dich an den Designer Massimo Tamburini? Dort bauen sie die Prototypen von MV.  Die Linie, das Design und alles ist Teil der Technologien des CRC. Ich habe ein wirklich gutes Unternehmen kennengelernt, sie sind sehr, sehr organisiert. Sie haben keine große Rennerfahrung, es ist das erste Mal für sie, es geht darum, das Paket zusammenzufügen. Der Rahmen entstand gemeinsam mit CRC und Suter. Nach den Tests kommt der Motor zu MV, um die Auspuffanlagen zu entwickeln, in einem Joint-Venture mit SC aus Mailand.»

Von Jerez ging somit ein Motorrad nach Mailand, während das andere zu CRC in den Windkanal kam. «Das Team hat seine Basis im Workshop im Sitz eines Sponsors, 4:20, in Mailand. Was die Arbeiten angeht, ist es im Moment CRC, das an Suter delegiert, was produziert werden muss, dann kommt es zurück zu CRC und MV. Ein bisschen arbeiten wir auch bei mir zu Hause», erläuterte Noccioli (62).

«Wir legen jetzt das Fundament. Deshalb sagte ich, dass es Zeit braucht. Diese Arbeit ist anders als die Rennen: Bei den Rennen muss alles schnell gehen. In der Entwicklung kann man das nicht schnell machen. Daraus lernt man... Man muss den Kopf frei haben, um in diesem Moment nachzudenken. Man muss immer vorher denken, nicht nachher», unterstrich er. Geprägt habe ihn vor allem die Zeit bei Aprilia.

«Mit Aprilia habe ich die schönste Erfahrung meines Lebens gemacht: Kennenlernen, wachsen, verstehen, wie die Beziehung zu den Personen, die Rennabteilung und alles funktioniert. Aprilia war eine unglaublich positive Angelegenheit und hinterließ ein bleibendes Zeichen, weil 100 Aprilia-Leute in den 1990er- und 2000er-Jahren einer viel größeren Rennabteilung wie HRC gegenüberstanden. Da versteht man, wie 100 Leute gegen 1000 gewinnen können und was die Leidenschaft für die Arbeit und jahrelange Erfahrung möglich machen», betonte Noccioli.
 
«Ohne Jan [Witteveen] wäre es nie passiert. Auch Gigi Dall'Ignia war damals ein Junge, dann ist er gewachsen und hat seine Schritte gemacht, wie du jetzt im Motorsport von Ducati siehst... Ich glaube, dass dahinter viele Personen von Aprilia stehen... Vor allem die Leitung von Dall'Igna ist eine Stärke.»

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