Luca Marini: «Kann viel von Valentino Rossi lernen»
Luca Marini mit seinem großen Bruder Valentino Rossi
Die Saison 2016 war Luca Marinis Rookie-Jahr in der Moto2-WM, in die der kleine Bruder von MotoGP-Superstar Valentino Rossi direkt eingestiegen ist – ohne vorher Erfahrung in der Moto3-Klasse zu sammeln. Im Interview mit crash.net gab Marini zu, dass dieser Weg sowohl Vor- als auch Nachteile habe.
«Als ich in die Moto2-EM kam, traf ich diese Entscheidung mit meinen Eltern, mit meinem Bruder, mit VR46, weil ich wirklich groß für Moto3 war», sprach er seine 1,84 Meter Körpergröße an. Er sei für die Motorräder einfach zu groß und zu schwer gewesen. Der Sprung in dieMoto2-Klasse sei jedoch nicht ganz einfach gewesen, gab er zu.
«Ich hätte gerne ein Jahr in der Moto3-WM gehabt, aber das war nicht möglich. Also entschied ich mich, in die Moto2 zu gehen und ein Jahr in der Europameisterschaft zu fahren. Das war eine gute Entscheidung. Als ich das Moto2-Bike zum ersten Mal ausprobiert habe, fühlte ich mich viel besser, viel bequemer und es gab mir auch ein besseres Gefühl. Ich habe viel gearbeitet, um mich in der Moto2 zu verbessern.»
Mittlerweile habe er sich auch entscheidend verbessert, der Lernprozess würde aber nie aufhören, betonte er. «Im ersten Jahr war ich ziemlich schnell, aber als ich mich im Fernsehen sah, war ich mit meinem Fahrstil nicht zufrieden. Ich habe versucht, mich zu verbessern und letztes Jahr habe ich es geschafft.»
Verbesserungspotenzial gibt es immer
Verbesserungspotential würde es hauptsächlich in den Kurven geben, gab er zu. «Dabei besonders in den Linkskurven. Dieses Jahr habe ich versucht, daran zu arbeiten und mich weiter zu verbessern. Ich denke, man muss sich jedes Jahr etwas verbessern. Es ist unmöglich, perfekt zu sein, und die anderen Fahrer arbeiten jeden Tag daran, dich zu schlagen. Man muss mehr tun, um der Schnellste und Stärkste zu sein.»
Die vergangene Saison sei insbesondere aufgrund der Verletzung an seiner linken Schulter schwierig gewesen, die er sich beim Crash mit Pasini in Le Mans 2017 zugezogen hatte und die wieder aufgeflammt sei, erklärte Marini. Mittlerweile ist die Schulter operieriert und sollte 2019 keine Probleme mehr bereiten. «Nach der Operation an der Schulter im November hat mein Genesungsprozess begonnen, das Gefühl wird aber jeden Tag besser und das Ziel ist, dass ich mich bis Saisonbeginn zu 100% erholt habe», sagte er bei der Teamvorstellung im italienischen Fernsehen.
Abgesehen von den Verletzungen war der 21-Jährige mit dem Verlauf seiner ersten Saison mit Sky Racing VR46 sehr zufrieden. «Das Team ist unglaublich. Wir arbeiten sehr gut zusammen. Meine Mechaniker sind fantastisch», schwärmte er bei crash.net. «Sie achten besonders auf die Details, was in der Moto2-Klasse sehr wichtig ist. Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf der Saison, weil ich denke, dass ich viel erwachsener geworden bin. Ich habe einige gute Ergebnisse erzielt, und das war zu Beginn der Saison mein Ziel.»
Von seinem Teamkollegen Francesco Bagnaia habe er auch sehr viel gelernt, betonte Marini. «Ich denke, dass es eines der wichtigsten Dinge ist, von einem anderen Fahrer lernen zu können. Ich habe interessante Dinge von Pecco gelernt. Aber ich denke auch, dass er interessante Dinge von mir gelernt hat.» Sie hätten sich gegenseitig geholfen. «Du hast den schnellsten Fahrer in der Moto2 und du kannst seine Daten sehen, wie er bremst, wie er das Gaspedal benutzt, die Reifen.... viele Dinge. Das ist sehr gut.»
In der Saison 2019 wechselt die Moto2-Klasse von Honda 600ccm-Motoren auf Triumph 765er. Marini glaubt aber nicht, dass er seinen Fahrstil entscheidend werde anpassen müssen. «Ich glaube nicht, dass es große Veränderung geben wird. Das Chassis ist sehr ähnlich. Ja, der Motor ändert sich sehr stark, aber wir werden nicht die Elektronik haben, die ich erwartet hatte. Die Reifen sind gleich. Vielleicht können wir auf einigen Strecken einen anderen Gang, eine andere Linie verwenden, aber es wird sehr ähnlich sein.»
MotoGP-WM hat noch keine Priorität
Marinis Teamkollege in der Saison 2018, Francesco «Pecco» Bagnaia, ist nach dem Gewinn des WM-Titels in der Moto2-Klasse zu Pramac Ducati in die Königsklasse aufgestiegen. An diesen Schritt denke er noch nicht, stellte der Italiener klar. «Ich muss hier einen guten Job machen. Ich muss seht gute Ergebnisse erzielen, und ich werde versuchen, ein Rennen und dann mehrere Rennen zu gewinnen, wenn es möglich ist. Ich bin hier, um das zu tun. Wenn ich stark bin und eine gute Option für die MotoGP habe, wenn ich mich bereit fühle, ist es sicher mein Traum und mein Ziel.»
Um diesen Traum zu verwirklichen, hat Luca Marini die Unterstützung der VR46 Academy, die nicht nur dabei hilft, die Fahrkünste zu verbessern. «Sicher gibt es viele gute Dinge. Sie helfen uns sehr viel. Wir werden viel erwachsen und lernen viel», erklärte er.
«Ich denke, dass aich sie sich seit dem ersten Jahr stark verbessert haben. Aber das Wichtigste für mich ist ihre Erfahrung, denn Vale hat die größte Erfahrung im Fahrerlager, aber auch die Leute, die bei VR46 arbeiten, sind Leute, die seit vielen Jahren in diesem Umfeld sind. Sie kennen die MotoGP, aber auch die anderen Kategorien sehr gut. Sie können ihre Erfahrungen weitergeben, um dann [zu helfen], die richtigen Entscheidungen zu treffen. Schließlich ist es der Fahrer, der die richtige oder falsche Entscheidung trifft, aber sie versuchen, uns mehr Dinge mitzugeben, die wir brauchen.»
Auf die Frage, ob es schwierig, als jüngerer Bruder von Valentino Rossi in den Sport einzusteigen, meinte Marini, es gebe mehr positive als negative Aspekte. «Ich kann viel von ihm lernen. Ich kann viel mit ihm reden und er kann mir viele Ratschläge geben, und das ist sehr wichtig», betonte er. «Ich denke, dass er der Größte aller Zeiten ist. Ich kann sehr viel von ihm lernen, da ich sein Bruder bin und in seiner Nähe sein kann – und das nicht nur in der Motorradwelt, sondern überhaupt im Leben.»