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Jonas Folger: 2020 in der Moto2- oder Superbike-WM?

Von Günther Wiesinger
Jonas Folger

Jonas Folger

Jonas Folger hat bei den ersten zwei Moto2-Rennen bei Petronas nicht gepunktet. Die Umstellung auf die Moto2-Maschine fällt ihm schwerer als erwartet.

«Ich habe mich gefreut, dass Petronas mich angefragt hat, als sie einen Ersatz für Pawi gesucht haben», sagt Jonas Folger. «Ich habe dann einen Tag gebraucht, mich ich mich zu einer Zusage entscheiden habe. Aber es war eine gute Entscheidung, weil es auch für meine Entscheidung für 2020 wichtig ist. Denn ich hatte dadurch die Gelegenheit herauszufinden, ob ich wirklich noch einmal Moto2-WM fahren will. Oder lass' ich mir ein Angebot für die Superbike-WM machen und werde dort glücklicher? Deshalb ist das eine perfekte Chance für mich. Denn ich habe drei Rennen Zeit, nicht nur eines. So habe ich die Gelegenheit, wieder sauber in die Moto2 reinzukommen, aber diese Zeit ist trotzdem kurz. Aber drei Grand Prix sind besser als einer… Und danach kann ich für mich entscheiden, ob ich nächstes Jahr Moto2 fahren will oder nicht.»

Übrigens: Bei Petronas könne Khairul Idham Pawi (Fingerletzung von Jerez) noch für Brünn und Spielberg ausfallen. Möglicherweise wird Folger also noch weitere Chancen zur Bewährung erhalten. Oder Mattia Pasini, der den Malaysier Pawi in Mugello vertreten hat.

Petronas möchte für 2020 einen zweiten Moto2-Startplatz. «Ich weiß, dass Petronas Interesse hat an mir. Ich weiß aber nicht, wie sie das machen wollen und ob sie einen Startplatz für mich bekommen oder nicht», räumt der Bayer ein.

Folger ist sich aber bewusst, dass er bessere Resultate bringen muss. Denn er hat 21 Monate lang wegen eines Burn-outs kein Rennen bestritten, seine Performance wird argwöhnisch beobachtet. Bisher war das Comeback kein durchschlagender Erfolg. «Denn ich bin in Barcelona 19. un in Assen 17. geworden», gibt der fünffache GP-Sieger zu bedenken, der 2016 in Sachsen in der Moto2-Klass nur knapp gegen Weltmeister Zarco und 2017 nach einem sensationellen Auftritt den MotoGP-Sieg nur knapp gegen Marc Márquez verspielt hat.

Folger glänzte in Assen im FP1 mit der drittbesten Zeit, fiel aber dort am Samstag und Sonntag weit zurück. Er sprach von einer falschen Richtung beim Set-up, geriet aus dem Tritt und kam am Sonntag im ausfallsreichen Rennen (elf Stürze und Ausfälle über Rang 17 nicht hinaus. Er war damit Vorletzter vor Bezahlfahrer Xavi Cardelús. Die 51,4 Sekunden Rückstand nach 24 Rennrunden brachten Jonas ins Grübeln, zumal er trotz der nicht zufriedenstellenden Rundenzeiten noch neben die Piste ausritt.

Jonas hatte natürlich auf Punkte gehofft, besonders nach Platz 3 am Freitag. «Wir hatten am Wochenende Mühe, ein passendes Set-up zu erarbeiten. Irgendwann haben wir komplett die Richtung verloren. Dieser Umstand wirkte sich natürlich äußerst ungünstig für das Gefühl und Vertrauen aus. Außerdem lief uns die Zeit davon, weil wir auch im Warm-Up auf keinen grünen Zweig mehr kamen. Nach dem Start war ich bis zur fünften Kurve gut dabei. Doch auf der Gegengerade wäre beinahe ein Fahrer unmittelbar vor mir gestürzt. Ich denke, es war Bo Bendsneyder, der mit einem anderen Fahrer eine Berührung hatte. Ich selbst war schon auf der weißen Linie und musste durch die Wiese auszuweichen. Als ich wieder auf der Strecke zurück war, war ich wieder Letzter. Der gesamte Rennverlauf war daher ähnlich wie Barcelona. Ich tat mir bis zum Schluss schwer, auf anständige Rundenzeiten zu kommen. Insgesamt war Assen ein ungewöhnlich schwieriges Wochenende. Ich hätte mir bei weitem mehr erhofft.»

Folger hat sich letzte Woche viel auch viel zugemutet. Er testete für Yamaha die M1-Yamaha bei hohen Temperaturen am Dienstag und Mittwoch in Misano, dann reiste er am Donnerstag nach Assen und traf dort erst gegen 18 Uhr ein.

Vielleicht war er deshalb am Samstag und Sonntag mit den Kräften am Ende, als die Temperaturen auf 32 Grad stiegen und ihn zusätzlich der ungewohnte Stress des Qualis heimsuchte.

«Es war eine anstrengende Woche mit den Tests in Misano, das war alles ziemlich eng getaktet» stellte Folger fest. «Aber es war trotzdem gut, weil ich in sieben Tagen fünf Tage auf dem Rennmotorrad gesessen bin. Auch wenn es heiß und anstrengend war.»

Der Umstieg nach den MotoGP-Test im November in Valencia, 2019 in Sepang, Mugello und Misano auf die Moto2 war kein Kinderspiel. «das war schon enorm. In Barcelona habe ich mich ganz schwer getan», gibt der Petronas-Sprita-Kalex-Pilot zu. «Auch mit der Leistungsentfaltung, weil die eben in der Moto2 so kurz und knapp ist. Auch die Moto2-Elektronik war gewöhnungsbedürftig. Sie leistet nicht annähernd das, was eine MotoGP-ECU leistet. daher ist ein Moto2-Motorrad für mich schwieriger zu fahren als eine MotoGP-Maschine wie die M1. Auf dieses Bike setze ich mich raus und fahr‘. Mit der Moto2 tue ich mich schwerer, wenn ich nur 40 Minuten Training habe und mich wieder darauf einschießen muss.»

Folger hat in Barcelona auch eine Anfrage von Kiefer Racing für die Moto2-WM 2020 erhalten.

Der Bayer hat aber schon viel Zeit in ausländischen Teams (Caponera, Ajo, AGR, Tech3) verbracht und lässt deshalb die Dinge auf sich zukommen. «Ich habe da eine neutrale Meinung da. Das Team selbst ist wichtig, egal ob es deutsch, englisch oder spanisch, das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass man mit den Leuten gut auskommt und das Material passt, und ich bin mit Kalex super zufrieden. Ich habe die volle Unterstützung von Alex Baumgärtel und seiner Mannschaft. Wenn ich 2020 die Moto2-WM fahre, dann auf Kalex.

Das bedeutet: Kiefer müsste von KTM auf Kalex umsteigen.

Bei Petronas durfte Folger nur als Ersatzfahrer einspringen, weil Petronas-Yamaha das MotoGP-Kundenteam der Japaner bildet und Jonas außerdem Yamaha-Testfahrer ist. Für einen anderen Moto2-Rennstall hätte er keine Starterlaubnis erhalten. Das heißt: In der zweiten Saisonhälfte kann Folger nicht einfach irgendwo anders einspringen, wenn ein Fahrer ausfällt. «Ich weiß auch nicht, ob ich es tun würde. Bei Petronas hat es sich ergeben und hat gepasst, weil sich Petronas und Yamaha untereinander abgesprochen haben, das hat ein bisschen gedauert.»

Moto2-WM-Gesamtstand nach 8 von 19 Rennen

1. Tom Lüthi (Dynavolt Intact GP) - 117 Punkte
2. Alex Márquez (EG 0,0 Marc VDS) - 111
3. Augusto Fernandez (FlexBox HP 40) - 92
4. Jorge Navarro (Beta Tools Speed Up) - 89
5. Lorenzo Baldassarri (Flexbox HP 40) - 88
6. Luca Marini (SKY Racing Team VR46) - 84
7. Marcel Schrötter (Dynavolt Intact GP) - 81
8. Brad Binder (Red Bull KTM Ajo) - 64
9. Enea Bastianini (Italtrans Racing) - 56
10. Remy Gardner (Onexox TKKR) - 41

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