Paukenschlag: Kiefer-Team wird in der WM abserviert
Am Samstag wurde Teambesitzer Jochen Kiefer von der Teamvereinigung IRTA und dem Selektions-Komitee eine Hiobsbotschaft überbracht. Kiefer Racing verliert den Moto2-Startplatz von Lukas Tulovic. Dabei wollte Kiefer sogar einen zweiten Platz für Jonas Folger beantragen. Beim Sachsenring-GP hatte Kiefer noch das 20 jährige-Teamjubiläum gefeiert, denn 1999 war der Rennstall erstmals in der IDM angetreten.
Doch das Selektions-Komitee will die Anzahl der Moto2-Stammfahrer am liebsten von 31 auf 28 oder 26 drücken und die erfolglosen und finanzschwachen Teams loswerden, nicht nur weil Gresini und Petronas zweite Plätze begehren. Bisher standen eher Forward und das American Team auf der Liste der gefährdeten Rennställe.
Aber Kiefer Racing hat seit dem Tod von Teamteilhaber Stefan Kiefer (51) beim Malaysia-GP 2017 schwere Zeiten durchgemacht, der Verkauf an den russischen Investor scheiterte kurz vor Weihnachten 2017, dann musste Domi Aegerter in einer Crowd-Funding-Aktion die Saison 2018 sichern, aber das Geld reichte nicht, Aegerter hat heute noch Schulden bei Kiefer.
Der für 2019 angekündigte Hauptsponsor sprang im Januar ab, auch 2019 musste die Saison für Lukas Tulovic teilweise mit One-Event-Sponsoren mühsam abgedeckt werden. Der 18-jährige Rookie holte bisher erst einmal Punkte.
Aber die Dorna und IRTA stellen das Team Kiefer Racing, das 2011 mit Stefan Bradl die Moto2-WM und 2015 mit Danny Kent die Moto3-WM gewann, nicht einfach vor vollendete Tatsachen.
Petronas Sprinta Racing bekommt diesen Platz – und muss dafür en Kiefer eine Art Abfindung bezahlen. Auf ähnliche Art und Weise übernahm das Petronas SRT-Team vor einem Jahr die beiden MotoGP-Plätze von Jorge Martinez.
Jochen Kiefer wirkte nach der Hiobsbotschaft erschüttert. Er reagierte verständnislos, denn er hat im Gegensatz zu anderen Teams nirgends Schulden. Für Kiefer kam die Nachricht deshalb aus heiterem Himmel. «Und man konnte mir eigentlich den Grund für diese Entscheidung nicht erklären», sagte der Teamchef, der sich mit Bruder Stefan auch jahrelang um den deutschen Motorradnachwuchs verdient gemacht, sich heute noch in etlichen Nachwuchsserien engagiert und sein Motorradgeschäft verkauft hat, um sich ganz dem Rennsport widmen zu können.
Auch Stefan Bradl wirkte tief betroffen, als er diese Nachricht zu hören bekam. «Die Kiefers haben mich 2007 wieder in die 125er-WM zurückgeholt, sie waren wie eine Familie für mich», sagte der Bayer. «Dass sie jetzt den Startplatz verlieren, macht mich wirklich traurig. Denn ich kenne die ganze Mannschaft. Durch den Verlust von Stefan vor knapp zwei Jahren hat das Team schwierige Zeiten durchgemacht. Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen sol. Stefan und Jochen Kiefer hatten immer sehr viel Leidenschaft für den Motorradsport, sie lieben diese Szene. Jochen hat seinen Bruder verloren, jetzt verliert er auch noich die Startplätze. Das tut wir sehr leid. Ich kenne die Hintergründe und Ursachen nicht. Ich hoffe, sie finden ein anderes Betätigungsfeld in diesem Sport. Sonst kann ich im Moment nichts dazu sagen.»