Alex Márquez: Auf den Spuren von Bruder Marc?
Marc Márquez siegt, Bruder Alex freut sich mit – und umgekehrt
Während Marc Márquez in seinem zweiten Moto2-Jahr 2012 den Titel holte und 2013 mit 20 Jahren in die Königsklasse kam – und schon im zweiten Rennen siegte – braucht sein kleiner Bruder Alex etwas länger.
In seiner bereits fünften Saison in der zweithöchsten Klasse der Motorrad-WM kam der Kalex-Pilot ab dem fünften Kräftemessen in Le Mans aber richtig in Schwung: Mit fünf Siegen und einem zweiten Platz (Spielberg) in sieben Rennen stieg er zum großen Favoriten auf die Moto2-Krone auf. In Silverstone stürzte der Marc-VDS-Fahrer allerdings in Führung liegend, was den WM-Chancen von Fernandez, Lüthi und Navarro (sie folgen punktgleich mit 35 Zählern Rückstand) zumindest wieder etwas Leben einhauchte.
Alex unterlief ein Fehler – und Marc litt in der Pressekonferenz mit, als er den Sturz live im Fernsehen sah. Solche Fehler haben wir auch bei Marc schon gesehen. Inzwischen ist der 26-Jährige aber gereift – und auch sein kleiner Bruder bemüht sich, schnell dazuzulernen: «Marc gibt mir jeden Tag Ratschläge, nicht nur wenn es um Motorräder geht. Er ist mein großer Bruder und weiß viel mehr als ich», sagte der 23-jährige einmal. Die beiden trainieren täglich miteinander, egal ob auf der Motocross-Strecke oder im Fitnessstudio. Natürlich reisen sie auch gemeinsam zu den Grand Prix in der ganzen Welt. Beide sind außerdem Fans des FC Barcelona und spielen oft miteinander Fußball auf der PlayStation. «Wir haben ein wirklich gutes Verhältnis und teilen viele Dinge und Hobbys. Aber um ehrlich zu sein: Ich höre jetzt mehr auf meinen Bruder als noch vor zwei Jahren», gab Alex zu.
Der siebenfache Weltmeister ist eigenen Aussagen zufolge der größte Fan von Alex: «Ich freue mich fast mehr über seine Siege als über meine», schmunzelte er, als der jüngere Márquez ein Moto2-Rennen nach dem anderen dominierte. Marc war stets einer der ersten Gratulanten, obwohl er sich gleich im Anschluss auf sein Rennen konzentrieren musste – immerhin verspüre er den Druck, der Familie einen Doppelsieg zu bescheren: Das gelang dem Brüderpaar aus Cervera 2019 bereits in Le Mans, in Barcelona, auf dem Sachsenring und in Brünn.
Die beiden leben übrigens immer noch in der katalanischen Kleinstadt in der Nähe von Barcelona. Als Marc 2014 nach Andorra auswandern wollte, weil er daheim 55 Prozent der Einnahmen an den Fiskus abliefern muss, ging ein Aufschrei durchs Land. Der Repsol-Honda-Star blieb in Cervera, wo es ein Márquez-Museum gibt und natürlich auch der Fanclub – unter der Leitung von Onkel Ramon – zu Hause ist.
Vater Juliá (Katalanisch für Julian) Márquez ist selbst ein begeisterter Motorradfahrer und gab die Leidenschaft an seine Söhne weiter. Mit vier Jahren wünschte sich Marc ein Motorrad zu Weihnachten, ein Jahr später bestritt er schon sein erstes Rennen. In der Motorrad-WM gab er sein Debüt 2008 als 15-Jähriger. Damals war Alex 12, aber schon gleich groß wie Marc. Heute überragt er seinen großen Bruder um 12 cm.
Die Leidenschaft für das Motorradfahren entdeckte Alex aber ähnlich früh wie Marc, mit neun Jahren wurde er katalanischer Regionalmeister in der 50er-Klasse. Sein Einstieg in die Moto3-WM erfolgte 2012, damals war er 16 – er fuhr aber nur elf Rennen.
In seiner ersten kompletten GP-Saison im Jahr 2013 schaffte Alex Márquez in den ersten acht Rennen zwei vierte und vier fünfte Plätze. Er schnitt damit sogar besser ab als Bruder Marc bei seinen ersten 125-ccm-WM-Rennen. Aber: Marc stand beim sechsten Rennen erstmals auf dem Podium, bei Alex klappte es im 20. Anlauf.
Insgesamt 127 Podestplätze, 76 GP-Siege, 88 Pole-Positions, 67 schnellste Rennrunden und sieben WM-Titel hat Marc Márquez mit seinen 26 Jahren inzwischen schon zu Buche stehen – und ein Ende der Erfolgsgeschichte ist nicht in Sicht, immerhin führt er die MotoGP-WM 2019 nach zwölf von 19 Grand Prix mit einem souveränen Vorsprung von 78 Punkten an.
Sein um drei Jahre jüngerer Bruder Alex eifert ihm fleißig nach: Der Moto2-WM-Leader sammelte in seiner Karriere bisher 35 Podestplätze, zwölf GP-Siege, zwölf Podestplätze, 16 schnellste Rennrunden und einen WM-Titel – 2014 in der Moto3-Klasse, als Marc seinen zweiten MotoGP-Titel einfuhr. Die beiden gingen als erstes Brüderpaar in die Geschichte ein, das im selben Jahr Weltmeister wurde.
«Wenn ich mir einen Teamkollegen aussuchen dürfte, dann wäre es mein Bruder», äußerte Marc vor zwei Jahren einmal. Für 2020 steht inzwischen aber fest, dass Alex ein weiteres Jahr bei Marc VDS in der Moto2-WM dranhängt. Was die Zukunft bringt, wenn Ende der kommenden Saison die aller Verträge MotoGP-Stars auslaufen, wird sich zeigen.