Anthony West: «Diese korrupten Leute zerstören mich»
Anthony West: «Mit dem Motorrad Zeit vergeudet»
Seit September 2018 ist Anthony West vom Motorrad-Weltverband FIM wegen eines Doping-Vergehens gesperrt. Erstmals ging er den Dopingfahndern 2012 ins Netz, er verlor damals den zweiten Platz beim Moto2-Rennen in Sepang. Mysteriöse Nahrungsergänzungsmittel waren aufgespürt worden. Welche verbotenen Substanzen er beim zweiten Fehltritt einnahm, wurde nie öffentlich gemacht. Hinter vorgehaltener Hand reden vereinzelte FIM-Funktionäre von Drogenmissbrauch.
Daraufhin wich der Australier in die brasilianische Superbike-Serie aus, weil diese nicht wie die meisten anderen nationalen Rennserien unter der FIM ausgetragen wird. Allerdings verlor er bald das Kawasaki-Sponsoring – laut West auf Druck der FIM.
Weil West 2019 während seiner Sperre beim zweiten Aufeinandertreffen der «Copa Pirelli Superbike» in São Paulo teilgenommen und einen Vertrag mit dem Kawasaki Racing Team Brasil ZX-10 für die brasilianische Superbike-Meisterschaft unterschrieben hatte, flog ihm am 24. Januar eine Mahnung und eine Vorladung zu einer Anhörung beim FIM-Disziplinargericht ins Haus.
Der Australier veröffentlichte und kommentierte das Schreiben kurzerhand auf seiner Facebook-Seite: «Ich gebe auf. Ich bin fertig. Diese korrupten Leute sind außer Kontrolle und zerstören mich», ließ der 38-Jährige mit harten Worten Dampf ab. «Ich bin in Brasilien eine Meisterschaft gefahren, die nicht an die FIM angegliedert ist. Jetzt erfinden sie ihre eigenen Regeln, als könnten sie mich kontrollieren, wenn ich dort Rennen fahre. Sie haben mich schon gestoppt, indem sie zu Kawasaki Japan gegangen sind und dafür gesorgt haben, dass mein Sponsoring in Brasilien endet. Ich hasse das Leben, wie es ist, und ich habe mein Bestes versucht, um pleite zurückzukommen. Ich wurde von meinem Vater aus dem Haus geschmissen. Ich habe kein Geld. Und ich kann keinen anständigen Job ausüben, weil ich in meinen Leben nichts anderes getan habe, als meine Zeit mit Motorradrennen zu vergeuden. Was bin ich für ein Loser! Ein Rat für alle: Glaubt nicht, dass ihr es im Rennzirkus schaffen werdet, indem ihr hart arbeitet. Wenn ihr gewinnen wollt, müsst ihr bezahlen.»
West ging dann sogar noch einen Schritt weiter und erhob schwere Vorwürfe gegen den Motorrad-Weltverband: «Sie ließen Marc Márquez einen Moto2-Titel gewinnen, indem sie mit seiner ECU geschwindelt haben. Als sich Tom Lüthis Team beschwerte, meinten sie, sagt nichts, Spanien braucht einen neuen Champion. Ihr müsst den zweiten Platz oder weniger akzeptieren oder ihr werdet im nächsten Jahr nicht mehr hier fahren. Sie ließen Rossi all seine 500er-WM-Titel gewinnen, indem sie ihm spezielle Reifen für jene Strecken, wo sie waren, gaben. Sie haben nur für ihn Reifen aus dem Werk eingeflogen. Glaubt nicht alles, was ihr seht. Sie kontrollieren, wer Rennen gewinnt und wer nicht. Ich bin so verdammt wütend. Ich hätte noch 100 solcher Geschichten auf Lager».
«Ich gebe auf», fuhr West fort. «Eigentlich hatte ich geplant, im September wieder Rennen zu fahren, aber ich kann diesen Scheiß von der FIM nicht mehr hinnehmen. Das hat mein Leben soweit zerstört, dass ich wünschte, ich wäre tot. Ich hasse das Leben.»