Wie Sito Pons zum Weggang von Augusto Fernandez steht
Sito Pons (rechts) im Gespräch mit seinem Fahrer Lorenzo Baldassarri
Als erfolgreicher GP-Fahrer und Teambesitzer ist Sito Pons seit 40 Jahren im Fahrerlager der Motorrad-WM unterwegs. Die schwierige Situation, mit der sich die MotoGP-WM angesichts der weltweiten Ausbreitung von Covid-19 konfrontiert sieht, ist aber auch für ihn neu: «Ja, das ist eine wirklich außergewöhnliche Situation, nicht nur für eine Weltmeisterschaft sondern für die ganze Welt – in der Wirtschaft, im Sport und überall ist die Situation kritisch», seufzte er. «Wissenschaftler versuchen weltweit, einen Impfstoff zu entwickeln. Sobald sie erfolgreich sind, wird die Welt wieder zur Normalität zurückfinden.»
Der Spanier gewann die 250-ccm-Weltmeisterschaft auf der Honda NSR 250 im Campsa-Team in den Jahren 1988 und 1989. Im Vorjahr kürte sich seine Flexbox HP 40-Truppe knapp vor Intact GP zum Teamweltmeister in der Klasse Moto2. Den Fahrertitel konnten aber weder Lorenzo Baldassarri noch Augusto Fernandez sicher, obwohl beide jeweils drei GP-Siege feierten.
«Um ehrlich zu sein, zu Beginn der Saison glaubten wir, dass wir sehr gute Chancen hatten, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Nachdem wir drei der ersten vier Rennen gewonnen hatten, dachten wir, dass es ein sehr gutes Jahr werden würde», schilderte Pons, selbst 15-facher GP-Sieger in der 250-ccm-Klasse. «Aber Lorenzo ist dann plötzlich vom Weg abgekommen, er hatte einige Stürze und hat das Vertrauen verloren. Dazu kamen Probleme mit seinem Umfeld. Am Ende wurde es WM-Rang 7 – was sicher nicht das ist, was wir erwartet haben, wenn man weiß, wie er begonnen hat», gab er ganz offen zu.
Fernandez landete nach fünf Podestplätzen auf WM-Rang 5. «Augusto hat eine schöne Steigerung gezeigt, er hat sich immer besser entwickelt. Dadurch hatten wir einen zweiten Fahrer, der Rennen gewinnen konnte», blickte Pons zurück. «Am Ende kam auch er auf drei Siege. Wir sind das Team, das die meisten Siege in der Moto2-Saison eingefahren hat. Wir haben die Team-WM gewonnen, aber nicht die Fahrerwertung.»
Weil Weltmeister Alex Márquez nach dem Rücktritt von Jorge Lorenzo doch noch in die MotoGP-WM aufstieg, wechselte Fernandez dann allerdings im November zu Marc VDS. Seinen Platz auf der Kalex des Flexbox HP 40 Teams übernahm der 21-jährige Hector Garzo, 2019 Zweiter der Moto2-EM.
«Jetzt sind wir mit neuer Energie und neuen Ideen in die neue Saison gestartet. Augusto ist nicht mehr bei uns, wir haben einen jungen Fahrer, der natürlich noch nicht so bereit ist, wie es Augusto war. Wir werden mit ihm arbeiten und ihm helfen, sich so schnell wie möglich zu verbessern», ergänzte der Teamchef.
Wie nahm Pons den Abgang von Fernandez auf? «Natürlich tut es uns leid, weil wir sehr hart mit ihm gearbeitet haben, um ihn auf dieses Level zu bringen. Als er zu uns kam, war er noch ein ‚Nobody‘. Wir haben viel Engagement und viele Ressourcen in ihn gesteckt – und dann wechselt er plötzlich am Ende des Jahres zu einem anderen Team. Das hat uns natürlich nicht glücklich gemacht», bemühte sich der Spanier um eine milde Wortwahl und konnte sich dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen. «Aber so ist es nun mal».
Die Hoffnungen ruhen nun auf Baldassarri, der im Flutlicht von Doha mit Platz 2 erneut stark in eine neue Moto2-Saison startete. «Wir haben Balda und wir versuchen, ihn so wie im Vorjahr zu pushen. Wir hoffen, dass wir ein bisschen konstanter sind», so Pons. «Bei Hector Garzo hoffe ich, dass wir ihn soweit pushen können, damit er auf ein gutes Level kommt.»
Baldassarri, der inzwischen die VR46 Riders Academy verlassen hat, weiß hingegen schon, wie man Rennen gewinnt. «Klar weiß er das. Aber er muss aus der Vergangenheit lernen. Mit jedem Jahr verfügt er über mehr Erfahrung. Ich hoffe, dass ihm das hilft, seine Fähigkeiten und seine Ergebnisse zu verbessern», sagte Sito Pons über den 23-jährigen Italiener.