Misano: Marini baut WM-Führung aus, Schrötter stürzt
Am Ende wurde es zwar spannender als es ihm lieb war, dennoch hat Luca Marini seine WM-Führung in der Moto2-Klasse mit einem Sieg gefestigt. Der Halbbruder von Valentino Rossi gewann den San Marino-GP vor seinem Teamkollegen Marco Bezzecchi und Enea Bastianini. So war das italienische Trio auch in das 25-Runden-Rennen gestartet.
Marini hatte bereits in Jerez gewonnen. In Misano ließ er von Beginn an keine Zweifel aufkommen und sagte im Anschluss: «Das war ein großer Sieg. Ich war gar nicht so schnell, wie ich es erwartet hatte. Aber am Ende hatte ich noch ein bisschen mehr im Tank und konnte den Sieg nach Hause bringen.»
Marcel Schrötter vom deutschen IntactGP-Rennstall lag lange Zeit gut im Rennen. Den Grand Prix beenden konnte er aber nicht. Er sagte: «Ich hatte viele kleine Rutscher und bin dadurch in Zweikämpfe verwickelt worden. Aber dieser Sturz darf mir natürlich nicht passieren.»
Schon vor dem Start überschlugen sich die Ereignisse: Sam Lowes, der eigentliche Pole-Setter wurde aufgrund eines Zwischenfalls beim Steiermark-GP zurückgestuft, das stand schon im Vorfeld fest. Der Brite, für den es die erste Pole-Position seit 2016 gewesen wäre, hatte dort Somkiat Chantra und Jorge Navarro abgeschossen. Aber auch Nachrücker Remy Gardner nahm den Grand Prix nicht von P1 aus in Angriff. Er verletzte sich bei einem spektakulären Sturz im Warm-Up und konnte deswegen überhaupt nicht starten. Die Rennärzte diagnostizierten Frakturen der linken Hand und des linken Fußes. Voraussichtlich muss er operiert werden.
Und somit erbte WM-Leader Luca Marini den ersten Startplatz. Die rein italienische Startreihe komplettierten Marco Bezzecchi und Enea Bastianini. Alle Fahrer rückten durch die Veränderungen zwei Ränge nach vorn.
Außerdem war auch der WM-Dritte Jorge Martin in Misano nicht startberechtigt. Beim Spanier war das Corona-Virus nachgewiesen worden.
So lief das Moto2-Rennen im Detail:
Start: Luca Marini gewinnt den Start. Dahinter folgen Bastianini, Bezzecchi und Marcel Schrötter. Der 27-Jährige hat sich Xavi Vierge geschnappt. Teamkollege Lüthi arbeitet sich von Startplatz 10 auf 7 nach vorne. Stürze gibt es in der ersten Runde nicht.
Runde 1: Marcel Schrötter überholt Bastianini, der 2021 bei Ducati in der Königsklasse fahren wird. Hafizh Syahrin liegt bei seinem Comeback auf P11. Der Mann aus Malaysia hatte sich in Spielberg verletzt, nachdem er über das Motorrad von Bastianini geflogen war.
Runde 3: Im Paarflug fahren Marini und Bezzecchi vom Sky-VR46-Rennstall vorneweg. Bastianini ist zurück auf P3. Aufgrund der Zweikämpfe ist die Lücke auf Marini und Bezzecchi auf eine Sekunde angewachsen. Thomas Lüthi dreht mit 1:37,252 min die schnellste Rennrunde aller Zeiten in Misano in der Moto2-Klasse.
Runde 5: Marini schlägt zurück und schnappt sich den Rundenrekord. Der WM-Führende liegt über eine halbe Sekunde vor Stallrivale Bezzecchi. Bastianini, Vierge, Schrötter und Lüthi folgen 1,7 sec dahinter.
Runde 6: Das italienische Führungsduo fährt wie ein Uhrwerk. Das Training im Verfolgungsmodus wird von Marini und Bezzecchi in den Freien Trainings immer weiter perfektioniert und zeigt Wirkung.
Runde 7: Im internen Teamduell fährt Lüthi für ein paar Kurven an Schrötter vorbei, dann schlägt der Deutsche zurück und liegt wieder auf P5. Derweil ist Hector Garzo der erste Fahrer, der stürzt. Sam Lowes hat sich auf den 24. Platz vorgekämpft.
Runde 10: Marini baut den Vorsprung auf über eine Sekunde aus. In der abgelaufenen Runde hat er Bezzecchi 0,5 sec abgenommen. Jesko Raffin, der zuletzt vier Mal gefehlt hatte, ist 27. Er ist einer von drei Fahrern, die sich für den weicheren Vorderreifen entschieden haben.
Runde 11: Jorge Navarro fabriziert seinen fünften Sturz im siebten Rennen. Lüthi ist auf P7 zurückgefallen. Lowes fährt mittlerweile auf dem 20. Rang. Sein Rückstand auf die Punkteränge beträgt vier Sekunden.
Runde 13: Bezzecchi knabbert am Rückstand. Er beträgt nur noch 0,8 sec. Auch Bastianini holt auf Marini 0,4 sec auf.
Runde 17: Andi Izdihar muss das Rennen nach einem Sturz, der glimpflich ausging, aufgeben. Auch Jesko Raffin ist nicht mehr im Rennen. Marini scheint das Rennen zu kontrollieren. Sein Vorsprung beträgt weiterhin 0,9 sec.
Runde 19: Fahrfehler beim Anbremsen von Marini. Die Folge: Ein Führungswechsel sechs Runden vor dem Ende. Bezzecchi nimmt das Geschenk dankend an. Lowes ist mittlerweile in den Punkten angekommen.
Runde 20: Ganz bitter: Nach einem starken Auftritt verliert Schrötter das Vorderrad und stürzt auf P5 liegend. Es ist sein dritter Crash an diesem Wochenende. Dadurch rückt Lüthi auf den sechsten Platz nach vorn.
Runde 21: Der Kampf um P1 spitzt sich zu. Marini setzt mehrmals zum Überholmanöver an, Bezzecchi schlägt aber immer wieder zurück. Stefano Manzi kassiert derweil eine Long-Lap-Penalty.
Runde 22: Nach einem Wackler kann Bezzecchi diesmal nicht kontern und muss Marini passieren lassen. Dennoch kostet das alles Zeit. Somit kommen Bastianini und Vierge heran. Syahrins Comeback endet im Kiesbett.
Runde 24: Die Entscheidung scheint gefallen: Bezzecchi mit einem Fehler, Marini setzt sich ab und der Sieger vom Steiermark-GP hat jetzt Bastianini im Nacken. Im Mittelfeld stürzt Tetsuta Nagashima.
Runde 25: Marini hat 2013 in Misano sein Debüt in der Motorrad-WM in der Moto3-Klasse gegeben, sieben Jahre später gewinnt er in der Moto2-Serie. Bezzecchi rettet P2 und Bastianini komplettiert das italienische Podest beim Heimrennen. Sam Lowes wird dank einer starken Aufholjagd Achter. Lüthi Sechster.
Ergebnis, Moto2, San Marino-GP
1. Marini, Kalex, 40:41,774 min
2. Bezzecchi, Kalex, 0,799 sec
3. Bastianini, Kalex, 0,897
4. Vierge, Kalex, 2,177
5. Fernandez, Kalex, 8,307
6. Lüthi, Kalex, 9,046
7. Di Giannantonio, Speed Up, 9,971
8. Lowes, Kalex, 16,485
9. Canet, Speed Up, 17,036
10. Roberts, Kalex, 17,209
11. Baldassarri, Kalex, 17,741
12. Ramirez, Kalex, 19,152
13. Dalla Porta, Kalex, 21,946
14. Corsi, MV Agusta, 22,005
15. Bulega, Kalex, 24,404
WM-Wertung nach 7 von 15 Rennen
1. Marini 112 Punkte, 2. Bastianini 95, 3. Bezzecchi 85, 4. Martin 79, 5. Nagashima 68, 6. Lowes 67, 7. Vierge 59, 8. Canet 50, 9. Roberts 45, 10. Lüthi 45. Ferner: 13. Schrötter 37.