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Philipp Öttl: In Zukunft Superbike-WM oder Moto2?

Philipp Öttl gewann 2018 den Jerez-GP in der Moto3, blieb 2019 in der Moto2 punktelos und übertraf in der Supersport-WM 2020 alle Erwartungen. Mit 24 Jahren stehen ihm alle Türen offen.

Peter Öttl besitzt gemeinsam mit Max Biaggi das Sterilgarda Max Racing Team, das mit Husqvarna in der Moto3-WM fährt und mit Romano Fenati in diesem Jahr den Misano-GP gewann. Ursprünglich hatte Öttl diesen Rennstall für seinen Sohn Philipp übernommen, der mit seinem GP-Sieg in Jerez 2018 Geschichte schrieb, weil er sich in die Reihe jener Familien einordnete, in denen Vater und Sohn GP-Sieger wurden – wie vorher zum Beispiel Kenny Roberts senior und junior, Graziano und Valentino Rossi oder Helmut und Stefan Bradl.

Für 2019 bekam Öttl junior einen Platz im Red Bull KTM-tech3-Team von Hervé Poncharal, als Teamkollege von Marco Bezzecchi, er ebenfalls ein Klasseneuling war. Die KTM des Jahrgangs 2019 erwies sich jedoch als Fehlkonstruktion, im Frühjahr kam auch das Werksteam mit Binder und Jorge Martin manchmal nicht in die Top-Ten. Erst nach etlichen neuen Chassis-Versionen fand Brad Binder in Spielberg auf die Siegerstraße zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte KTM-Chef Stefan Pierer schon den Rückzug aus der Moto2-WM verordnet, zumindest als Chassis-Lieferant.

Philipp Öttl gelang 2029 während der ganzen Saison kein Punktegewinn, nach einer Gehirnerschütterung in Assen fiel er für drei weitere Grand Prix aus. Teamkollege Bezzecchi sammelte als WM-23. auch nur 17 Punkte ein, er schaffte in der zweiten Saisonhälfte immerhin zwei zehnte Ränge.

Bei KTM wurden dann neue Talente engagiert, Philipp Öttl wanderte wie vorher seine deutschsprachigen Moto2-Kollegen Krummenacher und Cortese in die Supersport-600-WM aus.

Papa Peter, im Nebenberuf persönlicher Manager von Philipp, transferierte den Junior ins italienische Kawasaki-Pucchetti-Team.  Der Bayer knüpfte mit der betagten ZX-6R bald an die alten Erfolge an und beendete die WM-Saison trotz der Yamaha-Überlegenheit auf dem erstaunlichen dritten WM-Rang.

Der Vertrag für 2021 wurde bereits verlängert. Öttl wird es wieder mit der Yamaha-Übermacht aufnehmen, Kawasaki hat seit 2016 (Kenan Sofuoglu) keinen SSP-WM-Titel gewonnen.

Momentan liegt die weitere Zukunft von Philipp Öttl (24) eher in der Superbike-WM. Papa Peter schließt aber auch eine Rückkehr in die Moto2-WM nicht aus.

Denn der Sprössling hat seinen angekratzten Ruf 2020 rehabilitiert. Inzwischen weiß man: Er hat im Vorjahr mit dem aktuellen WM-Vierten Bezzecchi (er war Moto3-WM-Dritter 2018 auf der Prüstel-KTM) einen sehr starken Teamkollegen gehabt.

«Die Moto2-Saison von Phillip war 2019 recht unglücklich», hält Peter Öttl im Gespräch mit SPEDWEEK.com fest. «Für mich ist das die schwierigste Klasse. Das Motorrad war schwer zu fahren, dazu war er im Sommer zwei Monate lang verletzt. Es sind zu viele Dinge zusammen gekommen, die eine Fortführung der Moto2-Karriere verhindert haben. Aber Phil ist zufrieden, wo er jetzt ist. Man kann jetzt wieder sagen, dass er ein guter Rennfahrer ist. Alle Moto2-Fahrer, die 2019 wie er auf KTM unterwegs waren, also Bezzecchi, Dixon und Roberts, haben in dieser Saison auf einem anderen Fabrikat bessere Resultate geschafft. Solche Ergebnisse hätte ich ihm auch zugetraut.»

Bei Philipp Öttl ist immer noch Verbitterung zu spüren, wenn er auf die letzten GP-Jahre zurückblickt. «Wenn du auf dem Podium stehst, ist in der Moto2 auch alles gut», meinte Philipp Öttl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber wenn du nicht auf dem Podest stehst, ist es blöd. Das hält nicht jeder aus. Mein SSP-Team arbeitet genauso professionell wie ein GP-Team. Und dort ist die Professionalität ziemlich hoch mit allem, was außen herum ist. Aber das Gefühl ist ein anderes, das kann man schwer beschreiben. Nicht jeder Fahrer ist für das MotoGP-Fahrerlager gemacht. Wenn es mal drei Rennen lang nicht läuft, das kann dort nicht jeder Fahrer aushalten. Mir kommt es so vor, als wären die Spanier da anders. Für mich geht es mehr ums Aushalten des Drumherums als ums Rennen fahren. Wenn du mal 20 oder 22 Rennen im Jahr hast, dazu die Tests, und es läuft nicht, dann kommst du in eine Spirale nach unten.»

Wo liegt mittelfristig die Zukunft von Philipp – eher bei den Superbikes oder in der Moto2? Peter Öttl: «Wenn ich mir das letzte Rennen von Philipp anschaue, wo er wieder um den Sieg gekämpft hat, muss ich sagen, er ist mittlerweile ein kompletter Rennfahrer geworden ohne große Schwächen. Wenn er es 2021 schafft, in der WM unter die ersten Zwei zu kommen, ist der Aufstieg in die Superbike-WM das erklärte Ziel. Ob es einen andere Weg gibt, zum Beispiel in der Moto2, das wissen wir heute nicht. Wenn Phil nächstes Jahr erfolgreich ist, gehen immer Türen auf.»

«Ich bin sechs Jahre in der Moto3 gefahren, weil ich jedes Jahr eine Verletzung hatte», grübelt der 24-Jährige Philipp. «Es gab immer Anzeichen, dass ich es schaffe, weil ich oft in die Top-5 oder Top-10 gefahren bin. Moto3 hätte ich vor einem Jahr auch weiter fahren können. Aber ein Jahr länger im MotoGP-Fahrerlager, und sie hätten mich in die Klapse einliefern können. Ich weiß nicht, warum sich einige so an dieses Fahrerlager klammern. Vielleicht sind das genau die Typen, denen das taugt. Sie können sich nicht vorstellen, dass es in einem anderen Fahrerlager auch so gut oder besser ist. Für mich war im Sommer 2019 klar, dass ich dort weg muss, weil das nichts wird.»

Peter Öttl war in der 80-ccm-WM 1989 im Krauser-Zündapp-Team WM-Dritter; den Titelgewinn warf er damals in Brünn in der zweitletzten Kurve durch einen Sturz weg. Er hat insgesamt fünf GP-Sieger errungen (2x 125 ccm, 3x 80 ccm) und war schon nach den Red Bull-Rookies-Cup-Erfolgen von Philipp überzeugt: «Er ist besser als ich. Er schmeisst’s net so oft weg ich wie ich.»

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