Joan Olivé (VDS): «2021 könnte unser Jahr werden»
Das belgische Marc VDS-Moto2-Team benötigte im November 2019 plötzlich dringend einen neuen Topfahrer als Teamkollegen von Sam Lowes, weil Alex Márquez erst beim WM-Finale in Valencia als neuer Moto2-Weltmeister einen MotoGP-Vertrag bei Repsol-Honda erhielt, wo er Jorge Lorenzo nachfolgte.
Der Rennstall von Bier-Milliardär Marc van der Straten, der die Moto2-WM 2014 mit Tito Rabat, 2017 mit Franco Morbidelli und 2019 mit Alex Márquez gewonnen hat, sprengte dann im letzten Moment Augusto Fernandez aus seinem Vertrag beim Pons HP-40-Team heraus. Der Spanier war 2019 WM-Fünfter, er hat damals drei GP-Siege (Assen, Silverstone und Misano) gefeiert.
Aber wie schon Lorenzo Baldassarri, der im Frühjahr 2019 dreimal gewonnen hat und seither viel schuldig geblieben ist, erfüllte auch Fernandez 2020 die Erwartungen nicht. Er schaffte keinen Podestplatz und kam über den 13. WM-Rang nicht hinaus.
Joan Olivé, ehemalige 125-ccm-GP-Pilot und dann langjähriger Teamkoordinator bei Ajo Motorsport bis Ende 2018, agiert seit dem Finanzskandal um Ex-Teamchef Michael Bartholemy bei Marc VDS als «Sportive Manager». Der Spanier war von 2001 bis Ende 2009 in der 125er-WM aktiv und viermal in der Gesamtwertung unter den Top-Ten. Er schaffte keinen GP-Siege, aber fünf zweite und vier dritte Plätze.
Olivé erzählt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, für 2021 seit in der Box von Augusto der Crew-Chief getauscht worden. Satt David Garcia betreut ihn jetzt der erfahrene Lucio Nicastro, zuletzt bei Intact und 2020 bei Joe Roberts im American Team.
Augusto Fernandez ging als Titelanwärter in die Saison 2020. Warum konnte er seine vielversprechenden Ergebnisse von 2029 nicht bestätigen? «Ja, es stimmt, dass Augusto am Beginn zu den Favoriten gehörte. Aber es sind viele Dinge auf ihn eingestürzt. Zuerst musste er sich in einem neuen Team zurechtfinden und an die neue Umgebung gewöhnen. Dazu hat Dunlop den Vorderreifen verändert, und er hat wie viele andere Piloten mit mehr Erfahrung sehr viele Probleme damit gehabt. Es hat länger gedauert, bis er sich daran angepasst hatte. Danach hat er bereits in Brünn mit Platz 11 ein sehr gutes Rennen gezeigt. Doch danach begannen bei ihm die ‚arm pump‘-Probleme, er musste sich operieren lassen. Es war schwierig, einen geeigneten OP-Termin zu finden, weil fast jedes Wochenende ein Rennen stattfand. Nach Le Mans hat Augusto eingesehen, dass es zu mühsam war, mit diesen Einschränkungen am rechten Unterarm Rennen zu fahren, obwohl er in Misano noch einmal auf Platz 5 gelandet war.»
Fernandez ließ sich also im Oktober operieren, doch er stürzte beim ersten Valencia-GP und zog sich eine Fußverletzung zu.
«Insgesamt war es eine schwierige Saison für Augusto. Die Resultate sind nicht so ausgefallen, wie es sich der Fahrer und das Team vorgestellt haben», räumt Joan Olivé ein. «Aber was er und das Team 2020 gelernt haben, wird uns in der kommenden Saison bei der Titeljagd auf jeden Fall nützlich sein. Das steigert unsere Motivation.»
Olivé weiß auch, dass die Saisonvorbeitung für 2020 nicht ideal verlaufen ist, weil Augusto Fernandez erst so spät verpflichtet werden konnte. Denn es musste zuerst eine Klausel im Vertrag mit Sito Pons gefunden werden, die den Transfer möglich machte.
Olivé: «Wir sind froh, dass wir Augusto im Team haben. Ich hoffe, dass 2021 unser Jahr wird. Wir haben mit Sam Lowes und Augusto Fernandez eine sehr starke Fahrerpaarung. Beide haben Titelchancen.»
Bei Marc VDS sind die Erinnerungen an 2014 noch ziemlich wach: Damals beschlagnahmte das Fahrerduo Tito Rabat und Mika Kallio in der WM die Plätze 1 und 2. Der Spanier eroberte sieben Siege, Kallio vier, dazu wurden neun zweite und fünf dritte Plätze verbucht, also total 24 von 48 möglichen Podestplätzen in einer Saison!
«Das ist ein Ergebnis, dass Teambesitzer Marc van der Straten gerne wiederholen würde», weiß Joan Olivé. «Und ehrlich gesagt, wenn wir eine gute Vorsaison erleben, wenn für die Fahrer alles geklärt ist und wenn wir ein gutes Set-up haben, können wir ein paar erfreuliche Wochenende erleben...»
Die Pre-Season-Tests beginnen für Marc VDS bereits am 1./2. Februar in Valencia. «Unsere Techniker sind der Meinung, dass diese Rennstrecke wie Jerez sehr gut geeignet ist, um ein ordentliches Set-up für die neuen Bikes zu finden», sagt Olivé. «Nachher testen wir noch in Jerez, ehe wir im März am IRTA-Test im Katar teilnehmen.»
Moto2-WM-Endstand nach 15 von 15 Rennen:
1. Bastianini 205 Punkte. 2. Marini 196. 3. Lowes 196. 4. Bezzecchi 184. 5. Martin 160. 6. Gardner 135. 7. Roberts 94. 8. Nagashima 91. 9. Schrötter 81. 10. Vierge 79. 11. Lüthi 72. 12. Baldassarri 71. 13. A. Fernandez 71. 14. Canet 67. 15. Di Giannantonio 65. 16. Garzo 63. 17. Navarro 58. 18. Dixon 44. 19. Ramirez 37. 20. Bulega 32. 21. Syahrin 21. 22. Manzi 21. 23. Bendsneyder 18. 24. Corsi 15. 25. Chantra 10. – Ferner: 28. Aegerter 4.
Team-WM
1. Sky Racing Team VR46, 380 Punkte. 2. Estrella Galicia 0,0 Marc VDS 267. 3. Red Bull KTM Ajo, 251. 4. Italtrans Racing Team 210. 5. Liqui Moly Intact GP 153. 6. ONEXOX TKKR SAG Team 135. 7. Flexbox HP 40, 134. 8. Tennor American Racing 131. 9. Petronas Sprinta Racing 123. 10. MB Conveyors Speed-up Racing 40. 11. Openbank Aspar Team 40. 12. Federal Oil Gresini 37.
Marken-WM
1. Kalex 375. 2. Speed up 118. 3. MV Agusta 32. 4. NTS 22.