MotoGP: Bittere Pille für Stefan Bradl

Auinger: „Aldeguer und fünf andere“

Von Werner Jessner
Wer folgt Pedro Acosta als Moto2-Weltmeister? Gustl Auinger von ServusTV analysiert diesmal die mittlere Kategorie mit all ihren Veränderungen.

30 Piloten versuchen, den letzten Schritt in die Königsklasse zu setzen. Wer sich den Moto2-WM-Titel auf die Fahnen heften kann, hat gute Chancen auf einen Gig ganz oben. Unglaublich aber wahr: Nach 2003 (Manuel Poggiali) hat es jeder einzelne Champion der Moto2 bis in die MotoGP geschafft. Ob Marc Márquez, sein Bruder Álex, Pecco Bagnaia oder Franco Morbidelli: Sie alle wurden Weltmeister in der Moto2, bevor sie einen Vertrag in der Königsklasse unterschreiben durften.

Technisch ist für die Saison 2024 vor allem der Wechsel von Dunlop- auf Pirelli-Reifen interessant. Die Dreizylinder-Motoren kommen natürlich weiterhin von Triumph. Der Großteil des Feldes verwendet auch 2024 Chassis von Kalex, nur SpeedUp sowie das neue Team von MT Helmets vertrauen auf Boscoscuro. Exot im Feld ist das Forward Racing Team (mit Alex Escrig und Xavi Artigas), das auf den Rahmen des gleichnamigen Herstellers aus dem Tessin an den Start geht.

 

Was erwartet die Fahrer in der Moto2 mit dem neuen Pirelli-Reifen?

Bisher hatten Fahrer, die von der Moto3 aufgestiegen sind, ein klares Bild. Sie kannten die Dunlop-Charakteristik bereits. Genau diese Charakteristik fanden sie auch in der Moto2 wieder, allerdings mit fast 100 PS mehr. Ich erwarte, dass sich der Moto2-Pirelli ähnlich verhält wie der in der Superbike-WM, also viele Fahrstile zulässt. Der größte Punkt beim Aufstieg in die Moto2 sind der Leistungssprung und die Größe des Motorrads. Viele Rookies grinsen beim Absteigen und sagen: Endlich kann ich mit dem Motorrad arbeiten und muss nicht ausschließlich darauf achten, dass keine Körperteile in den Wind ragen.

 

Was macht der Geschwindigkeitsunterschied mit den Fahrern?

Weniger als man meint. In erster Linie arbeitest du als Rennfahrer mit dem Geschwindigkeitsunterschied. In der Moto3 fährt der Großteil 230 km/h Spitze, und wenn einer 235 km/h schafft, ist er um diese 5 km/h schneller als der neben ihm. Die Differenz ist das, was der Fahrer spürt, nicht der Wert an sich. Das ändert sich auch in der sehr harmonischen und ausgeglichenen Moto2-Klasse nicht, selbst wenn die Topspeeds ein bissl höher liegen. Die Adaption geht bei diesen Talenten sehr, sehr fix.

 

Wo müssen sich Aufsteiger wie der amtierende Moto3-Champ Jaume Masiá umstellen?

Sie können nicht mehr so sorglos am Gas drehen wie in der Moto3. Mehr Leistung, aber auch mehr Gewicht. Das bedeutet mehr Körpereinsatz, aktivere Gewichtsverlagerung. Um dieses Motorrad zu erlernen, braucht es aber nicht viel, wenn man die Moto3 kapiert hat. Größte Aufgabe: Bring dein Tun mit dem Motorrad in Harmonie. Und das ist gut. Strategien etc. sind in dieser Zwischen-Kategorie aktuell nicht so wichtig wie das Schulen fahrerischer Qualitäten. Und keiner muss fürchten, in der Entwicklung seines Motorrads etwas versäumt zu haben. Diese Angst kommt dann erst in der MotoGP.

 

Der Leistungssprung von Moto3 auf Moto2 ist also nicht zu groß? Immerhin reden wir von einer Verdoppelung…

Nein, der hat noch keinem so richtig Kopfzerbrechen bereitet. Was wäre denn die Alternative? Wer mehr Leistung in die Moto3 einfüllt, wird sofort mit massiv höheren Kosten konfrontiert. Es gibt wichtigere Dinge, wie man Reglements verbessern kann, etwa, indem man Teams mehr Freiheiten bei Strategien ermöglicht. Und man sollte eines nicht vergessen: Ein Fahrer, der den Aufstieg von Moto3 in Moto2 schafft, hat schon etwas Riesiges geschafft.

 

Noch mal zurück zu den Reifen: Wird der Pirelli schneller sein als der Dunlop? Werden die Rundenzeiten purzeln?

Das ist schwer einzuschätzen. Pirelli macht in der Superbike einen fantastischen Job, und ich gehe davon aus, dass in der Moto2 sehr viel ähnlich sein wird wie in der WorldSBK. Wie seine Charakteristik in der Moto3 sein wird: Dafür fehlt mir aktuell noch die Fantasie. Das wird erst die laufende Saison zeigen.

 

Wer sind deine Titelkandidaten für die Moto2?

Fermín Aldeguer hat jetzt nahezu die Verpflichtung, den Titel zu holen. Seine zweite Saisonhälfte 2023 hat jedem Respekt abgenötigt. Was mir wahnsinnig gut gefällt: Es muss nicht unbedingt Kalex sein. Wie Fermin bewiesen hat, kann man auch mit einem anderen Rahmen-Hersteller wie Boscoscuro gewinnen – selbst wenn ich persönlich die Kalex-Jungs unglaublich gern mag. Aber Konkurrenz ist immer interessant, und der Titel wird für alle ein wenig mehr wertvoll.

 

Wer könnte ihm gefährlich werden?

Mindestens fünf! Aber bitte nagle mich nicht auf Namen fest (lacht). Im Ernst: In dieser Klasse kann es den einen Überflieger, der die gesamte Saison dominiert, gar nicht geben. Alle, die vorn an der Spitze mitfahren, haben irgendwann den Moment, in dem sie realisieren: wir kochen alle nur mit Wasser. Oft genügen ein, zwei bessere Rennen, und schon bekommst du einen Lauf. Oder umgekehrt: ein, zwei weniger gute Rennen, und du hast du in der Tabelle den Retourgang drin.

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