MarcVDS: Wer kann Tito Rabat gefährden?
Das belgische MarcVDS-Team verspielte 2013 mit Scott Redding den Moto2-WM-Titel, weil sich der Engländer im Qualifying zum drittletzten Rennen rechts das Handgelenk brach und auch beim nächsten Rennen in Motegi punktelos blieb, weil er in einen Sturz verwickelt wurde.
Jetzt hat MarcVDS mit dem Spanier Tito Rabat den bestmöglichen Ersatz für Redding verpflichtet, der in die MotoGP-Klasse aufsteigt und im Go&Fun-Team von Gresini einen Production-Racer von Honda pilotiert.
Rabat gewann letztes Jahr bereits drei Rennen, er wurde WM-Dritter – laut Papierform ist er der haushohe Favorit für 2014. Wir haben MarcVDS-Teammanager Michael Bartholemy über Vergangenheit und Zukunft befragt.
Michael, wer sind die gefährlichsten Gegner für Rabat?
Ich denke, Terol, Nakagami, Zarco und Kallio, das wären für mich die vier Fahrer, die regelmässig vorne mitfahren können.
Maverick Viñales hat den Almeria-Test im November dominiert. Tom Lüthi war in der zweiten Saisonhälfte 2013 ein fixer Podestkandidat. Sie kommen in deinen Überlegungen nicht vor?
Mit Viñales rechne ich 2014 noch nicht, wenn es um den Titelkampf geht. Aber auf jeden Fall in 2015. Und Lüthi ist für mich ein Fahrer, der kann in einer Saison fünf Rennen gewinnen, aber um den Titel fahren? Hm, sagen wir mal so: Er hat immer ein bisschen Höhen und Tiefen. Mit Sicherheit hatte er 2013 wegen seiner schweren Ellbogenverletzung ein sehr schwieriges Jahr. Er ist aber ein Fahrer, der auf gewissen Strecken unheimlich schnell ist, sodass man ihm fast nicht beikommt. Aber zwischendurch gibt es immer wieder Pisten, wo er einfach schwächelt.
Ähnliches gilt dann aber auch für deinen Nr.-2-Fahrer Mika Kallio. Der Finne fährt jetzt vier Jahre bei MarcVDS und hat immer seine Ups and Downs.
Mika hat letztes Jahr mit seinem neuen Crew-Chief Kaneko einen Schritt nach vorne gemacht. Aber das Training ist bei ihm immer noch ein Problem. Mika probiert immer, das perfekte Motorrad für sich zu erfinden. Das gibt es aber einfach nicht. In den Rennen sind ihm manchmal die Reifen eingegangen, weil er mit seinem geringen Körpergewicht versucht, das Motorrad mit dem Hinterrad zu lenken. Dann hat er hinten zu viel Wheelspin.
Wir haben beim Jerez-Test im November schon an diesem Problem gearbeitet. Wir haben andere Teile gehabt von Kalex, weil wir in eine andere Richtung gehen wollten. Wir müssen dieses Durchdrehen des Hinterrads vermeiden, weil es die Reifen ruiniert. Wenn wir dieses Problem beseitigen können, müsste es eigentlich gut aussehen für die kommende Saison. Wir werden das bei den nächsten Tests weiter im Auge behalten.
Teamchef Sito Pons traut seinem neuen Schützling Viñales den Titel 2014 zu. Auch Kalex-Designer Baumgärtel bezeichnet ihn als Durchmarschierer.
Hm, ja, kann sein. Ehrlich gesagt, Viñales ist ein Topfahrer. Aber selbst Piloten wie Sandro Cortese, die Weltmeister waren in der Moto3, haben in der Moto2 etwas Zeit für die Akklimatisation benötigt. Er wird mit Sicherheit am Ende der Saison ganz vorne sein. Wir müssen also mit Tito Rabat bis dahin genug Vorsprung herausfahren... Unser Ziel ist es, bei den ersten zehn Rennen einen Abstand zu den Verfolgern herzustellen. Wenn nachher irgendeiner vorne aufkreuzt, sollte unser Guthaben gross genug sein.
Ist damit zu rechnen, dass Rabat klar dominiert und fast alle Rennen gewinnt – in Marc-Márquez-Manier?
Tito Rabat ist in Almeria mit einem 2013-Motorrad von Kalex Wahnsinnszeiten gefahren. 1:35 min!
Aber lass’ uns abwarten. Voriges Jahr waren wir lange vorne und haben den Titel trotzdem nicht gewonnen. Wir wollen auf jeden Fall unter den ersten drei mitmischen. Und während der Saison wollen wir uns auf die Suche nach einem neuen jungen Moto2-Fahrer machen für 2015. Darauf arbeite ich bereits hin. Wir waren ja für 2014 mit Alex Rins in Kontakt, aber er wollte noch ein Jahr in der Moto3-Klasse bleiben.
Scott Redding hat im Juni 2013 nach dem Barcelona-GP bereits 47 Punkte Vorsprung auf Pol Espargaró gehabt. Wie lange hat das Team gebraucht, um den Titelverlust wegzustecken?
Hm, wir sind eines der jüngsten Teams, das an der Spitze mitfährt. Pons ist schon viele Jahre da, Aspar auch, bei uns war es die vierte Saison. Mit den besten Teams mitzukämpfen, war natürlich toll. Wir haben vier Siege gehabt und viele Podestplätze. In Le Mans hatten wir beide Fahrer auf dem Podest, das war auch einmalig. Das sind geile Sachen, an die du dich noch im Alter erinnern wirst, glaube ich.
Der Sturz in Australien durch Scott war ein harter Schlag ins Gesicht. Natürlich muss ich auch erwähnen, dass wir bei einigen Rennen wie Sachsenring und Brünn geschwächelt haben. Das müssen wir uns ankreiden. Da gab es Sachen, die nicht 100-prozentig gelaufen sind, wodurch wir wichtige Punkte liegen gelassen haben, die uns dann fehlten, als dieser Sturz passiert ist.