Lingg über Sandro Cortese: «Fehler nicht wiederholen»
Teamchef Jürgen Lingg (li.) mit Sandro Cortese
Nach Rang 7 beim Saisonstart in Katar fiel Sandro Cortese trotz teilweise herausragender Trainingsergebnisse (dreimal erste Startreihe) immer weiter zurück, vor Indianapolis ging der Berkheimer dreimal leer aus. Nach Rang 6 und damit seinem besten Moto2-Ergebnis sprach SPEEDWEEK.com mit Dynavolt-Intact-Teamchef Jürgen Lingg.
Deine heftige Kritik im Juni hat Wirkung gezeigt?
Es ist immer schwierig, wenn so etwas in der Öffentlichkeit ausgetragen wird. Mir ging es darum, dass die Fans und alle Bescheid wissen, dass wir daran arbeiten und etwas machen. Das war für mich die Hauptsache und Sandro hat es auch eingesehen. Aber das war natürlich schon hart, aber es hat gewirkt. Wir haben uns ausgesprochen und es ist auch alles okay. Vor Indy haben wir gesagt, dass wir noch mal angreifen und das ausblenden, was in der ersten Saisonhälfte war. Unsere Fehler, egal von welcher Seite, wollen wir nicht wiederholen. Sandro ist auf einem ganz guten Weg. Im Qualifying hätte er 2/10 sec schneller sein können, dann wäre er Vierter. Aber wir sind lieber Achter, dann ist er mit Sicherheit nicht so nervös. Das ist die Platzierung, über die wir im Moment happy sein können. Wenn er das im Rennen durchzieht, dann bin ich zufrieden.
Der Druck war für ihn einfach zu hoch, wenn er so starke Trainings gefahren hat. Es ist ein Unterschied, ob du eine Runde schnell fährst oder 23.
Sandro war Weltmeister, er war es gewohnt von Pole zu starten und Rennen zu gewinnen. Warum tut er sich jetzt so schwer damit?
Er hat sich zu viel Druck gemacht. Es tut sich auch nicht jeder gleich leicht mit dem Klassenwechsel. Dem einen kommt er zugute, dem anderen weniger. Ich finde es auch unfair, wenn man jetzt sagt, der ist schlecht und der ist besser. Vielleicht braucht er einfach ein bisschen länger.
Jonas Folger kommt Moto2 super zugute, weil er auch groß ist. Das ist ja auch schön und gut, das ist auch für uns gut, es geht ja auch darum, wer der Bessere ist. Wettkampf ist immer gut, drum sind wir hier.
In Indianapolis hat Sandro gezeigt, was er wirklich kann?
Wir sind super happy. Alles andere, soweit sind wir noch nicht. Das war okay. Schade war, der Zarco bremst wie ein Tier, Sandro ist mehr der flüssige Fahrer, deshalb ist gleich so eine riesige Lücke entstanden. Man hat gesehen, dass die Spitzengruppe einen Tick schneller war, aber er hat sich zumindest in seiner Gruppe durchgesetzt, damit können wir erst mal zufrieden sein.
Glaubst du, er kann diesen Schwung mitnehmen? Brünn taugt ihm.
In Brünn waren wir auch schon beim Testen und der Test war echt gut. Was ihm fehlt, ist Selbstvertrauen. So ein Ergebnis gibt ihm das. Auf dem Sachsenring hatte er zwar einen schlechten Startplatz, ist aber gut vorgefahren, bis er einen technischen Defekt hatte. In Indy hatte er einen ordentlichen Start, er hat seine Position mehr oder weniger gehalten. Wir haben daran gearbeitet, das scheint Früchte zu tragen. Ich bin recht zufrieden. Auf die ersten paar Runden, da schaue ich ganz genau drauf, das hat er echt gut gemacht.
Habt ihr euch mit Sandro für nächstes Jahr schon geeinigt?
Schriftlich noch nicht, aber wir werden auf jeden Fall mit ihm weitermachen.