Tom Lüthi bei Technomag: Problem für Aegerter?
Tom Lüthi und Dominique Aegerter werden 2015 Teamkollegen sein
Tom Lüthi hat bei den letzten fünf Rennen vor Phillip Island insgesamt 73 WM-Punkte eingeheimst, dazu den Sieg in Motegi und nun Rang 2 in Australien, sein Widersacher Domi Aegerter brachte es in dieser Phase nur auf 31 Punkte, in Silverstone und Motegi blieb er sogar punktelos. In Australien war Rang 8 auch keine Offenbarung.
Und diese Schwächephase begann ausgerechnet beim Brünn-GP, wo das Technomag-carXpert-Team (Aegerter und Mulhauser) und das Interwetten-Paddock-Team (Lüthi) ihr Joint Venture ankündigten.
Es entsteht also ein Schweizer Moto2-Nationalteam. Technomag-Gründer Olivier Métraux (sein Vater Michel war jahrelang Präsident der Teamvereinigung IRTA) verfügt jetzt über drei Moto2-Plätze, Interwetten-Teamchef Daniel M. Epp hat seinen Platz an Métraux abgetreten.
Zum reinen Schweizer Glück fehlt nur das Schweizer Material, denn das Trio steigt auf Kalex um. «Eskil Suter konnte Olivier Métraux und mich im Juli bei einem eineinhalbstündigen Gespräch nicht überzeugen. Wir haben damals keine Argumente gehört, die uns von einem Wechsel zu Kalex abgehalten hätten», schildert Dani Epp. Domi Aegerter kommt mit der neuen Formation des Teams noch nicht so gut zurecht. Er wehrt sich sogar dagegen, dass Lüthi als sein künftiger Teamgefährte bezeichnet wird.
Tom Lüthi, er lag in der WM vor dem Australien-GP zwei Punkte hinter Aegerter, amüsiert sich. «Natürlich werden wir Teamkollegen sein. Die drei Plätze gehören jetzt Métraux, wir testen zusammen, wir haben die gleiche Hospitality, es wird eine gemeinsame Infrastruktur geben. Aber natürlich werden wir uns auf der Rennstrecke bekämpfen wie immer.»
Das künftige Derendinger Interwetten-Team (Lüthi) und Technomag-Interwetten-Team (Aegerter, Mulhauser) operiert gemeinsam, aber gibt sich zwei unterschiedliche Namen.
Und es orientiert sich an Spitzenteams wie Marc VDS mit Rabat und Kallio sowie Paginas Amarillas HP 40 Pons (mit Vinales und Salom), in denen sich die Topfahrer auch gegenseitig zu Spitzenleistungen beflügeln.
«Wie wichtig ist es, in der Moto2-WM bester Schweizer zu werden? Lüthi: «Ja, die Chance ist jetzt wieder sehr gross. Es ist wie immer. Ich will natürlich versuchen, vorne zu sein und in der WM so viele Plätze wie möglich gut zu machen und Domi noch zu schnappen in den verbleibenden Rennen. Ziel Nummer 1 ist wieder: Rennen für Rennen vorne zu sein, so wie in Motegi, das hat schon Spass gemacht. Da kann ich mich daran gewöhnen.»
Nächstes Jahr wird im fusionierten Team dann die Hackordnung aus Schweizer Sicht neu festgelegt. Tom Lüthi lässt sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. «Nächstes Jahr hat jeder sein Ding zu machen. Wir werden sicher versuchen, irgendwo zusammenzuarbeiten hinter den Kulissen. Aber auf der Strecke ist jeder auf sich allein gestellt», weiss Tom.
Domi Aegerter verwehrte sich vor ein paar Wochen noch die Bezeichnung, Lüthi werde 2015 sein Teamkollege sein. «Echt? Hat er das gesagt? Das ist eine schräge Aussage... Wenn er mit der neuen Formation ein Problem hat, ist das sein Problem. Meines nicht. Es ist ein Team, alles unter einem Dach. Mir egal», lachte Tom Lüthi auf Phillip Island.
Und wie wird die Infrastruktur der vereinten Teams im Detail aussehen? Lüthi: «Es wird zwei Lastwagen geben, die Boxen sollen möglichst immer nebeneinander sein, zwischen den andern zwei und mir soll es eine halbe Boxenwand geben. Bei der Hospitality wird es auch eine gemeinsame Nutzung geben. Wir werden auch immer miteinander testen gehen, es ist schlussendlich ein Team, wenn auch mit zwei Strukturen.»
Das Teamquartier wird in die jetzige Technomag-Teambasis in der Nähe von Le Castellet in Südfrankreich verlegt. «Wie viele meiner bisherigen Teammitglieder nächstes Jahr dabei sein werden, ist noch unklar», erzählte Tom. «Mein Wunsch wäre gewesen, das ganze Team mitzunehmen, das sind Topleute. Aber das wird nicht möglich sein, es wird Änderungen geben. Es sind sehr gute Chancen, dass mein Crew-Chief Alfred Willecke mitkommt. Aber es ist noch nicht unterschrieben.»
Und wird es zwischen Aegerter und Lüthi zu einer offenen Kommunikation mit Datenaustausch kommen. «Das weiss ich auch noch nicht genau», versichert Tom Lüthi. «Die Daten werden im ganzen Team sicher offengelegt. Robin und Domi können meine Daten anschauen, ich die ihren. Das wird sicher ein Vorteil sein, aber auf der Strecke muss sich jeder allein durchsetzen.»
Das Formtief von Landsmann Aegerter hat Lüthi natürlich mitbekommen. Hat es womöglich mit der neuen Teamstruktur zu tun? Hat diese Umstellung bei ihm einen Knacks verursacht? «Vielleicht, vielleicht... Keine Ahnung», sagt Tom schulterzuckend. «Ich mache meinen Job und konzentriere mich auf meine Aufgabe.»