Marc VDS: Vergeblicher Kampf für neues Getriebe
Michael Bartholemy, Teamprinzipal von Marc VDS Racing
Michael Bartholemy, Teamprinzipal von Marc VDS Racing, gehört zu den Befürwortern von fortschrittlicherer Technik für die Moto2-WM.
Für 2016 sollte eigentlich das rennuntaugliche Standardgetriebe der CBR-600RR-Einheitsmotoren ersetzt werden. Aber bisher hat HRC nicht eingewilligt.
Also müssen sich die Fahrer wohl auch im sechsten Moto2-Jahr mit unerwünschten Gangwechseln und «unforced neutrals», also versehentlichen Schaltvorgängen in den Leerlauf, abfinden.
«Ich komme mir bei diesem Getriebe vor wie Don Quichote. Ich kämpfe vergeblich gegen Windmühlen», sagt der Belgier Bartholemy. «Ich kam mir bei den Meetings der Teamvereinigung IRTA immer ziemlich allein gelassen vor. Jetzt habe ich mich gar nicht mehr für das IRTA-Komitee wählen lassen. Denn ich habe jahrelang hart für Verbesserungen gekämpft, bin aber oft auf taube Ohren gestossen. Du stösst da auf Leute, die gar nicht verstehen möchten, wo die Probleme liegen, auch bei den Konkurrenzteams, die eigentlich mit den gleichen Problemen kämpfen wie wir. Sie stellen sich aber nicht auf deine Seite, weil sie Ruhe haben wollen oder weil ihnen die Zivilcourage fehlt und sie deshalb nicht genug pushen.»
Bartholemy: «Aber wenn du in der Moto2-WM mitfährst und erlebst, wie viele Probleme mit dem Getriebe in einer Saison auftauchen, zum Beispiel mit Mika Kallio in Phillip Island, wo er im letzten Turn geradeaus gefahren ist – bis rein in die Reifenwand. Er ist dann runtergeflogen. Oder schau dir Sam Lowes an... Wie viele Unfälle und Stürze hatte er 2015 wegen dem Getriebe? Es müsste dringend etwas gemacht werden. Ich war immer kompromissbereit und habe oft gesagt: 'Wir müssen kein komplettes Renngetriebe haben. Wir müssen aber etwas haben, was ein bisschen überarbeitet ist.' Denn von 2010 bis 2015 sind wir heute im Schnitt bei den Rundenzeiten drei Sekunden schneller. Die Moto2-Bikes haben sich verbessert, die Reifen haben sich verbessert. Es ging alles in die richtige Richtung. Aber beim Getriebe hat sich seit 2010 nichts geändert. Man könnte uns mit einem geringen finanziellen Aufwand helfen... Aber im Moment stösst unser Anliegen auf taube Ohren. Dabei würde es die Teams finanziell nicht stark belasten, wenn man eine sicherere Lösung für das Getriebe finden würde. Man darf nicht nur an die etwas höheren Kosten denken. Mir wird oft vorgeworfen, wir bei VDS hätten ja riesige Budgets, das stimmt gar nicht. Wir haben ja damals auch zugestimmt, als das Mindestgesamtgewicht für Motorrad, Fahrer und Ausrüstung auf 215 kg angehoben wurde. So haben wir ermöglicht, dass die kleineren Teams auch ein paar schwerere Teile verbauen können, ohne ihre Konkurrenzfähigkeit einzubüssen.»
Im Winter lag ein Angebot eines After-market-Herstellers vor, dessen Produkte pro Fahrer und Saison rund 10.000 Euro mehr gekostet hätte als die umstrittene Honda-Lösung. Die meisten Teams konnten sich damit anfreunden, zumal die Einheits-Motoren pro Saison mit 63.500 Euro ohnedies unschlagbar preiswert sind. Die zusätzlichen Kosten hätte man bei ein, zwei Stürzen weniger schon eingespart.
Aber Honda verlangte exzessive Testfahrten mit diesem artfremden Getriebe, deshalb kam für 2016 bisher keine Lösung zustande.