Eskil Suter: «Bei Tom Lüthi hat sich nichts geändert»
2012 war Suter noch in allen drei GP-Klassen vertreten. In Jerez findet der erste Moto2-WM-Lauf der Geschichte ohne den Schweizer Motorradhersteller statt.
107 Moto2-WM-Läufe haben seit dem Beginn dieser neuen 600-ccm-Viertakt-Kategorie stattgefunden. Suter hat die ersten drei Konstrukteurs-WM-Titel 2010, 2011 und 2012 gewonnen, dazu 2012 die Fahrer-WM mit Marc Márquez.
Weil immer mehr Teams und Fahrer zu Kalex wechselten und sich nicht genug Kunden für das 2016-MMX2-Bike fanden, löste Suter für die Moto2-WM-Saison 2016 keine Konstrukteurslizenz mehr. Nur das Team JP Moto Malaysia mit Rookie Efren Vazquez geht in diesem Jahr noch mit Material von Suter an den Start. Nach einer Knöcheloperation wird der 29-jährige Baske jedoch in Jerez und voraussichtlich auch in Le Mans fehlen.
Das heisst: In Jerez wird erstmals in der Moto2-Geschichte eine Suter fehlen; schon in Texas stand Vazquez nach dem Quali-Sturz nicht in der Startaufstellung.
Firmenchef Eskil Suter trägt diese Nachricht mit Fassung. «Das ist gut. Es sind in den letzten Jahren alle auf Kalex umgestiegen, wobei sich aber an den Resultaten nichts geändert hat», ist dem SRT-Geschäftsführer aufgefallen. «Die meisten Fahrer erreichen dieselben Resultate wie vorher auf Suter. Beim Tom Lüthi hat sich nichts geändert, seit er auf Kalex unterwegs ist. Bei seinem Sieg in Katar habe ich gedacht, jetzt hat er endlich das Kriegsbeil ausgegraben. Aber bei den nächsten zwei Rennen ist er wieder dort rumgefahren, wo er immer war. Die andern auch.»
Die Firma Suter Racing Technology in Turbenthal/ZH ist der erfolgreichste Motorradhersteller der Schweiz. 32 Moto2-GP-Siege, insgesamt 95 Podestplätze, drei Konstrukteurs-WM-Titel und einen Fahrer-WM-Titel (mit Marc Márquez 2012) hat Suter in der Mittelgewichtsklasse gewonnen.
Dabei war Suter in den letzten 30 Jahren beileibe nicht der einzige Schweizer Hersteller im GP-Sport.
Zuvor hatte der Schweizer Teambesitzer Michel Métraux mit dem Geld des Zigarettenherstellers Parisienne in den 1980er-Jahren eine 250er bauen lassen, die vom deutschen Ingenieur Jörg Möller konstruiert und vom Franzosen Pierre Bolle eingesetzt wurde.
Auch die elf 500 mit dem swissauto-V4-Motor entstand in der Schweiz, dazu baugleiche die MZ-Weber und die MuZ 500, die Eskil Suter 1998 selbst bei acht WM-Rennen pilotierte.
Zurück zu den Suter-Erfolgen in der Moto2-Weltmeisterschaft. Für den ersten Suter-Sieg sorgte Shoya Tomizawa 2010 gleich beim Saisonauftakt auf dem Losail Circuit in Katar – beim allerersten Moto2-WM-Rennen der Geschichte.
Weitere Meilensteine: Den ersten Doppelsieg für Suter stellten Marc Márquez und Kenan Sofuoglu beim Assen-GP 2011 sicher, auch in Brünn 2011 (Iannone von Márquez) und in Aragón 2011 (Márquez vor Iannone) wurden Doppelsiege gefeiert.
Es gab sogar Triple-Erfolge: 2011 in Motegi/Japan durch Iannone, Márquez und Lüthi sowie 2012 in Valencia durch Márquez, Simón und Terol.
2010 bis 2012 gewann Suter Racing die Moto2-Marken-WM dreimal hintereinander; in der Saison 2012 landete bei jedem Grand Prix mindestens ein Suter-Pilot auf dem Podium.
Suter Racing: Die Anzahl der GP-Siege und Podestplätze:
2010: 4 Siege, sieben zweite und sechs dritte Plätze
2011: 11 Siege, neun zweite und fünf dritte Plätze
2012: 9 Siege, sieben zweite und sieben dritte Plätze
2013: 4 Siege, drei zweite und acht dritte Plätze
2014: 3 Siege, vier zweite und sieben dritte Plätze.
In der Saison 2015 kam als bestes Ergebnis ein siebter Platz im Regenrennen von Ricky Cardus in Silverstone zustande.
Suter Racing Technology (SRT) hatte 2015 in der Moto2-WM nur zwei Fahrer im Einsatz (neben Cardus noch Florian Alt bei Iodaracing); für 2016 wurde ein neues Motorrad gebaut, sechs bis acht Fahrer sollen verpflichtet werden; es blieb aber schliesslich nur das JP Moto Malaysia-Team bei Suter.
Das sind die Moto2-GP-Sieger auf Suter:
Márquez (16), Lüthi (4), Terol (3), Iannone (3), Rolfo (1), Aegerter (1), Torres (1), Tomizawa (1), Cluzel (1) und Bradl (1).
Die 30 zweiten Plätze eroberten
Márquez (6), Lüthi (5), Simón (7), Iannone (2), Tomizawa (1), Siméon (1), Rea (1), Aegerter (1), Zarco (1), Redding (1), Terol (1), Torres (1), Sofuoglu (1) und Kallio (1).
Für die insgesamt 33 dritten Plätze waren verantwortlich:
Lüthi (11), Zarco (5), Aegerter (4), Márquez (3), Simón (4), Torres (1), Terol (1), Cluzel (1), Rolfo (1), Redding (1) und Iannone (1).
Das heisst: Marc Márquez (er gewann die Moto2-WM 2012) hat für Suter nicht weniger als 25 Podestplätze sichergestellt, Tom Lüthi liegt mit 20 Podestplätzen auf Suter an zweiter Stelle.
Tom Lüthi hat auch für den letzten Moto2-Sieg von Suter gesorgt – am 9. November 2014 in Valencia.
Konkurrent Kalex rüstet hingegen 25 Fahrer aus. Der deutsche Hersteller hat 2013, 2014 und 2015 die Moto2-Konstrukteurs-WM gewonnen und dazu dreimal hintereinander die Fahrer-WM mit Pol Espargaró, Tito Rabat und Johann Zarco. Für Kalex (bisher 55 GP-Siege) sind Dreifach-Erfolge schon 2014 zum Moto2-Alltag geworden.