Überraschung des Jahres: Khairul Idham Pawi
Khairul Idham Pawis sensationeller Sieg beim Grand Prix von Argentinien am 3. April 2016 hielt sein Heimatland Malaysia in Atem. Über Nacht überflutete sein Name die traditionellen und sozialen Medien. Der 17-Jährige kam wie aus dem Nichts und wurde der erste malaysische GP-Sieger aller Zeiten. Nach seinem sensationellen Triumph in Argentinien fuhr Pawi auch beim verregneten Deutschland-GP von Startplatz 20 bis ganz nach vorne und sicherte sich elf Sekunden Vorsprung überlegen den Sieg.
Was nur wenige wissen: Diese Sensation kam nicht wirklich über Nacht zustande, sie ist das Ergebnis von fünf Jahren intensiver Arbeit.
Der in Perak, einem der größten und bevölkerungsreichsten Bundesstaaten Malaysias, geborene Pilot gab sein Rennsport-Debüt in der Petronas AAM Malaysian Cub Prix Championship in der Kategorie Honda Wave Challenge, eine Plattform für junge Talente von Honda, die in Zusammenarbeit mit Cub Prix betrieben wird. In der Saison 2012 stach der damals 13-jährige Khairul Idham unter den Nachwuchsfahrern durch sein Talent hervor. Er zeigte eine perfekte Saison. 2013 wechselte er in die Wira-Kategorie, die für Fahrer zwischen 13 und 17 Jahren angelegt ist, und gewann.
Die Förderung des jungen Fahrers durch Honda brachte ihn in den Asia Dream Cup, der in Zusammenarbeit mit der FIM Asia Road Racing Championship ausgetragen wurde. 2014 wurde Khairul der vierte Fahrer, der den Asia Dream Cup gewinnen konnte. Im selben Jahr holte er auch den Titel in der Wira-Kategorie des Malaysian Cub Prix.
In der Saison 2015 musste Khairul zwischen den Veranstaltungen der Spansichen Meisterschaft (CEV), dort trat er in der Moto3-Junioren-WM an, und des Malaysian Cub Prix pendeln. In der Junioren-WM belegte Pawi 2015 den sechsten Gesamtrang. Dort schaffte er es drei Mal auf das Podest.
2016 folgte mit dem neu formierten Honda Team Asia um den ehemaligen GP-Piloten Tadayuki Okada der WM-Einstieg für Pawi. Der Sieg in seinem erst zweiten WM-Lauf als Stammfahrer sorgte für einige Rekorde. Pawi ist der erste Malaysier, der einen Grand Prix der Motorradweltmeisterschaft gewinnen konnte. Zulfahmi Khairuddin kam diesem Ziel zuvor mit Platz 2 bei seinem Moto3-Heimrennen in Sepang 2012 bereits sehr nah. Pawi ist erst der dritte Malaysier neben Khairuddin und Hafizh Syharin, der es in der Weltmeisterschaft auf das Podest schaffte.
Im Alter von 17 Jahren und 196 Tagen ist er zudem der jüngste nicht-europäische Fahrer, der einen Grand Prix gewann. Damit brach er den Rekord von niemand geringerem als Casey Stoner, der 18 Jahre und 17 Tage alt war, als er 2003 in Valencia seinen ersten Sieg in der 125-ccm-Klasse feierte.
Pawi ist der erste asiatische Fahrer, der einen GP-Sieg einfahren konnte, seit Yuki Takahashi 2012 das Moto2-Rennen in Barcelona gewann. In der kleinsten Klasse ist Pawi der erste asiatische Sieger seit Tomoyoshi Koyama 2007 in Barcelona das 125-ccm-Rennen für sich entschied.
Über Pawis großartige Entwicklung freut ich besonders Ron Hogg, der Direktor von Safe Aim Mutual Sdn Bhd, dem Promoter des Malaysian Cub Prix. «Wir wollen Khairul Idham im Namen des Malaysian Cub Prix herzlich gratulieren. Wir teilen seine Freude und werden weiter für seinen Erfolg in der Zukunft beten. Der Malaysian Cub Prix hat 23 Jahre damit verbracht, den Kurs der Motorradindustrie zu beeinflussen, damit Talente wie Khairul Idham gefördert werden, sich entwickeln und glänzen können. Khairul Idham Pawi ist ein Beispiel dafür, dass es keine Abkürzungen zum Erfolg gibt. Die Entwicklung jedes Athleten braucht Zeit. Resultate kommen nicht über Nacht. Der Malaysian Cub Prix ist für alle Zuschauer kostenlos. Wenn wir also Fahrer fördern, dann geht es nicht um Ticketverkäufe, es geht um die Liebe zum Sport und den festen Glauben an das Talent der asiatischen Fahrer.»
Obwohl Pawi neben seinen beiden Siegen nur drei weitere Male punkten konnte – zwei 14. Plätze und Rang 8 in Sepang – wird er 2017 in die Moto2-Klasse aufsteigen. Er wird im Idemitsu Honda Team Asia eine Kalex pilotieren.
Wie kam es zu dieser überraschenden Entscheidung? «Ich fuhr oft Dirt Track und Supermoto mit Khairul. Er hat schon sehr gute Fähigkeiten. Aber er ist noch nicht schneller als ich», lachte Teamchef Tadayuki Okada im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Da er zuhause eine private Trainingsstrecke hat, fährt er sehr viel. Zudem ist er mental sehr, sehr stark. Sein Körper sieht aus wie der eines Bodybuilders, er ist sehr muskulös. Natürlich ist er noch sehr jung, aber er hat bereits das Paket, um in eine höhere Klasse aufzusteigen. Er lacht immer und ist ein sehr fröhlicher Bursche. Der Umstieg von Moto3 auf Moto2 wird nicht einfach. Doch er soll nun bei den Test so viele Runden wie möglich drehen – am besten hundert pro Tag. Das ist meiner Meinung nach der richtige Weg, wie ein junger Fahrer die Umstellung schneller bewältigen kann. Was die Ergebnisse betrifft, habe ich keine konkreten Ziele. Er soll lernen, wie man diese Maschine fährt und Selbstvertrauen aufbauen, dann kommen auch die Ergebnisse.»
Vor allem bei nassen Streckenbedingungen könnte Pawi 2017 in der Moto2-Klasse erneut für Furore sorgen. Davon ist auch Tadayuki Okada überzeugt. «Er ist bei diesen Bedingungen wirklich ein Künstler», lachte Ex-GP-Pilot Okada.