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Aki Ajo (KTM): «Mit neuer Strategie in der Moto3-WM»

Von Günther Wiesinger
Red Bull-KTM-Teambesitzer und Weltmeister-Macher Aki Ajo setzt in der Moto3-WM 2018 nur Darryn Binder ein. «Das muss kein Nachteil sein. Wir haben einen langfristigen Plan», betont Aki Ajo.

In der 2012 neu eingeführten Moto3-Klasse erleben wir seit dem ersten Jahr ein erbittertes Duell KTM gegen Honda.

KTM hat die Fahrer-WM 2012 mit Sandro Cortese, 2013 mit Maverick Viñales und 2016 mit Brad Binder gewonnen, dazu die Marken-WM 2012, 2013, 2014 und 2016.

Besonders drückend war die Überlegenheit von KTM in der Saison 2016. Der Südafrikaner Brad Binder gewann den Titel auf der Red Bull-KTM des Ajo-Teams mit 319 Punkten, er ließ Honda-Pilot Enea Bastianini um 142 Punkte hinter sich.

In der Saison 2015 sah es knapper aus: Da unterlag Miguel Oliveira (KTM) gegen Danny Kent nur knapp 254 zu 260.

Doch 2017 hat das Honda-Imperium zurückgeschlagen – mit Mir, McPhee, Martin, Canet und Romano Fenati trafen sieben Honda NSF 250RW-Piloten auf den ersten fünf Plätzen ein.

Andrea Migno aus dem SKY VR46-Team sorgte 20917 für den einzigen KTM-Sieg – in Mugello.

Doch Red Bull KTM-Teambesitzer Aki Ajo hat sich schon oft aus offenbar aussichtslosen Situationen heraus manövriert. Brad Binder war vor einem Jahr auch kein heißer WM-Kandidat. Jack Miller vor der Saison 2014 ebenfalls nicht, Sandro Cortese vor dem Titelgewinn 2012 schon gar nicht.

2008 hat Ajo Motorsport die 125-ccm-WM sogar mit Mike di Meglio gewonnen. Der Franzose war im Jahr davor WM-17. mit 42 Punkten. Bei Ajo sammelte er ein Jahr später 262 Punkte ein – und den WM-Titel.

In der Saison 2018 tritt das Ajo-Team in der Moto3-W M nur mit einem Fahrer an – mit Darryn Binder, der von Dienstag bis Donnerstag am IRTA-Test in Valencia teilnahm.

Aki Ajo hat in der Moto3-WM immer wieder Talente vom Red Bull Rookies-Cup direkt in die WM gebracht – von Sissis über Kent bis zu Hanika und Bendsneyder. Aber keiner hat bei KTM wirklich den Durchbruch geschafft. Die meisten Ex-Rookies fahren jetzt auf Honda. Das war 2017 bei Joan Mir der Fall, bei Jorge Martin, bei Di Giannantonio, Bastianini sowie Sasaki und Koba. Daran hat sich wenig geändert. Mit dem letztjährigen Rookies-Cup-Gewinner Kazuki Masaki fährt zumindest ein Nachwuchsfahrer auf KTM – beim RBA-Team.

Aki, Talente wie Arthur Sissis zeigten sich im ersten WM-Jahr sehr vielversprechend, später auch Hanika und Bendnseyder. Er schaffte im ersten Jahr gleich Podestplätze, aber 2017 steigerte er sich nicht. Sind die Rookies im Red Bull-Ajo-Team in der WM überfordert? Verkraften sie den Druck nicht?

Ich habe in der Vergangenheit schon oft betont, dass meistens das zweite Jahr sehr schwierig ist. Im ersten Jahr in der Weltmeisterschaft ist der Fahrer schüchtern, man weiß nicht, was man erwarten kann. Besonders wenn es im ersten Jahr recht gut gelaufen ist, wird es in der zweiten WM-Saison mühsam.

Ich betone jetzt auch in der Moto2-WM immer: Wir haben zwar im Herbst drei Rennen gewonnen. Aber wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Es ist nicht selbstverständlich, dass es 2018 so weitergeht.

Das zweite Jahr wird oft zu einer Herausforderung.

Aber ich schaue nicht nur auf die Resultate. Bo Bendsneyder hat sich während der vergangenen Saison als Rennfahrer stark verbessert.

Doch es gab verschiedene Gründe, warum er nicht aufs Podest gefahren ist.

In der Moto3-WM hast du bis zu fünf Fahrer eingesetzt, oft drei, 2017 nur zwei, für 2018 blieb einer übrig. So wird es schwierig, gegen die Honda-Meute und die anderen KTM-Teams zu bestehen. Zumal Darryn Binder im Vorjahr nur WM-17. war. Anderseits hast du 2008 aus dem WM-17. Mike di Meglio auch einen Weltmeister gemacht.

Man darf nie aufgeben. Du musst auf die Wahl vertrauen, die du getroffen hast. Du bildest ein Paket, auf das musst du dich verlassen. Die Saison hat noch nicht richtig beginnen, wir stecken in der Vorbereitung.

Wir werden alles tun, um mit Darryn Binder eine starke Saison zu haben.

Jedes Teamformat hat positive und negative Seiten, egal ob du einen, zwei oder drei Fahrer hast.

Wir hatten in der Moto2-WM 2015 und 2016 nur einen Fahrer – und haben mit Johann Zarco zweimal in Folge den WM-Titel gewonnen.

Ich will deshalb nicht sagen, ein Ein-Fahrer-Team ist schwächer als ein Team mit zwei oder drei Fahrern. Wenn man nur einen Fahrer unterstützt, kann das auch Vorteile haben.

Darryn Binder ist ein unbeschriebenes Blatt. Kann man ihn wirklich mit Zarco vergleichen?

Unser Team verfolgt jetzt in der Moto3-WM ein etwas andere Strategie, das hat mehrere Gründe.

Wir fokussieren uns auch auf die CEV-Junioren-Weltmeisterschaft, wir setzen dort die Türken Can und Deniz Öncü ein. Wir haben in dieser Kategorie auch einen langfristigen Plan.

Brad Binder hatte schon Podestplätze auf Mahindra, als er zur dir kam und 2016 Weltkmeister wurde. Hat Darryn Binder ähnlich viel Talent?

Man findet nie zwei Fahrer mit identischem Talent.

Can und Deniz haben unterschiedliche Charaktere, auch wenn sie Brüder sind. Ich sehe aber auch bei Darryn viel Talent.

Bei Brad hat sich der Erfolg vielleicht durch harte Arbeit eingestellt. Vom natürlichen Talent her schätze ich Darryn fast höher ein. Wenn wir Supermoto trainieren, sehe wir manchmal, dass er schneller ist.

Aber wir arbeiten das erste Jahr mit Darryn zusammen. Es wäre mir lieber, wenn du mich in fünf Monaten wieder fragst. Bis dahin weiß ich mehr.

Traust du Darryn Binder zu, 2018 um den Titel zu fighten? Oder wie sehen deine Saisonziele mit ihm aus?

Du kennst meinen Stil. Ich behaupte nie, dass wir um den Titel kämpfen werden oder dass wir Weltmeister werden. Das Ziel ist immer, besser zu werden und alle Werkzeuge zu finden, um den bestmöglichen Job abzuliefern.

Aber vom Red Bull-KTM-Team ist man gewöhnt, an der Spitze mitzufahren. Sind zumindest die Top-5 möglich?

(Er lacht). Ja, Red Bull-KTM wäre es natürlich am liebsten, wenn wir jedes Jahr die Weltmeisterschaft gewinnen würden. Deshalb sage ich, wir möchten uns verbessern und so gut wie möglich abzuschneiden.

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