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Ralf Waldmann: Mit 400-Liter-Heizöltank zur EM Jerez

Kolumne von Günther Wiesinger
Es werden viele Erinnerungen an den am Samstag (10. März) vermutlich an einem Herzinfarkt verstorbenen Ralf Waldmann. Rennfahrer-Kollege Matthias Ehinger erzählt Anektoten.

Eine der vielen positiven Charaktereigenschaften von Ralf Waldmann war, dass er nie abhob. Er blieb ein Muster an Bodenständigkeit, auch wenn er in seiner besten Zeit ungeheuer populär war, höchstes Ansehen genoss und aus steuerlichen Gründen sogar jahrelang in der Glitzerwelt in Monte Carlo wohnte.

Aber der gelernte Gas-Wasser-Installateur aus Ennepetal fühlte sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland in seinem Bauernhaus aus dem 15. Jahrhundert im Chiemgau mit seiner jungen Familie zehnmal wohler.

Waldi nahm sich immer für seine Fans Zeit, er vergaß seine Freunde und Kollegen aus der beschwerlichen und finanziell schwierigen Anfangszeit nie.

Wir greifen den deutschen Ex-Rennfahrer Matthias Ehinger heraus, der in der DM, EM und WM (80 ccm) immer wieder auf Waldi traf und den 20-fachen GP-Sieger in bester Erinnerung hat.

«Als ich am Sonntag auf SPEEDWEEK.com über den Tod von Waldi erfahren hatte, war ich unendlich traurig. Vielleicht könnte eine Waldi-Erinnerungs-Seite auf SPEEDWEEK machen. Oder könnte Günther Wiesinger ein Buch über ihn schreiben?»

«Die Zeit in der 80-ccm- DM, EM und WM von 1987 bis 1989 war das Ende meiner Motorsportzeit, ich war damals schon 31 Jahre Jahre alt. Diese Phase ist mit dem Beginn von Waldis abenteuerlichen erfolgreichen Motorsportkarriere zusammengefallen. Zu Günther Wiesingers Geschichte ‚Bettelarmes Team gewinnt EM-Lauf’ von Jerez 1988 kann ich noch etwas beitragen. Papa und Ralf Waldmann hatten in dem Renault-Kastenwagen im Laderaum an der Fahrer-Beifahrerrückseite einen 400-Liter Heizöltank montiert, damit sie auf dem Weg nach Jerez und zurück nicht tanken mussten. Waldi und ich parkten im Fahrerlager nebeneinander. Papa Waldmann und Ralf waren ja beide Klempner und hatten den Klempner-Werkzeugkasten dabei, dementsprechend sahen auch meistens ihre Hände aus. Wir haben vor dem 80-ccm-Rennen noch etwas an seiner Maschine geschraubt. Als er die Handschuhe anziehen wollte, sagte ich zu Ralf: ‚Hey, geh’ doch wenigstens noch die Hände waschen.’ Seine Antwort: ‚Für was denn?’»

Ich habe entgegnet: «Ja, stell’ dir vor, du gewinnst nachher das Rennen und stehst dann mit ölverschmierten Händen auf dem Treppchen. Er ging brav die Hände waschen – und hat dann das 80-ccm-EM-Rennen gewonnen!

Bei der Sektrunde nach der Siegerehrung konnte er sein Grinsen nicht verkneifen.»

Ehinger erinnert sich auch an einen DM-Lauf in Speyer 1988 oder 1989 im Regen. «Waldi hat mich auf nasser Fahrbahn viermal überholt. Aber nicht beim Überrunden, sondern es geschah jedes Mal nach einem Ausritt seinerseits. Auch er konnte nicht fehlerlos übers Wasser fahren! Aber er ist seine schnellste Runde in 1:01,20 min gefahren, ich in 1:08,07 min. Ich bin Vierter geworden, er ist nach 16 von 21 Runden ausgeschieden.»

«In den ganzen Jahren nach unserem letzten gemeinsamen Podium in Most 1989 hatte ich immer wieder Kontakt mit Waldi, auch während seiner aktiven 125-ccm- und 250-ccm-WM-Zeit. Zum Beispiel 2010, als ich mit meiner Tochter beim GP in Jerez war und zuletzt 2015 in Hockenheim, als er diesen Ducati- Einsatz fuhr. Waldi war ein gnadenloser und begeisterter Rennfahrer sowie ein authentischer und immer liebenswürdiger, bodenständiger Freund», seufzt Matthias Ehinger im Andenken an den verstorbenen GP-Star und TV-Kommentator.

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