Pit Beirer (KTM): Auf wen setzt er in der Moto3-WM?
Marco Bezzecchi auf der Prüstel-KTM
Das KTM-Aufgebot in der Moto3-Weltmeisterschaft 2017 brachte nur einen Saisonsieg durch Andrea Migno (SKY VR56) in Mugello zustande. In der WM beschlagnahmten die Honda-Fahrer Mir, Fenati, Canet, Martin, Di Giannantonio, Bastianini und McPhee die ersten sieben Plätze.
Die beste KTM mit Marcos Ramirez war auf dem achten WM-Rang zu finden., Ein Desaster für das Werk aus Mattighofen, das die Moto3-Fahrer-WM 2012 mit Cortese, 2013 mit Viñales, und 2016 mit Binder gewonnen und in den gleichen Jahren sowie 2015 die Marken-WM gewonnen hat.
«Besonders ärgerlich ist, dass wir alle Fahrer, die die WM 2017 dominiert haben, bei KTM schon unter Vertrag hatten. Sie sind uns aber eines Tages davongelaufen, weil wir ihnen keinen WM-Platz anbieten konnten und weil viele glaubten, das Red Bull Ajo Team sei das offizielle KTM-Werksteam, nur da hätte man WM-Chancen.»
Um diese unbegründeten Bedenken zu zerstreuen, wollte KTM zuerst kein Red Bull Ajo-Team für 2018 mehr einsetzen. Am Ende wurde aber Weltmeister-Bruder Darryn Binder in das Red Bull-Ajo-Team transferiert. Es fährt als Ein-Mann-Team weiter.
Tatsächlich kommen die Asse Mir, Di Giannantonio, Martin, Bastianini und Co. aus dem Red Bull KTM-Rookies-Cup.
KTM bemühte sich im Vorjahr, die aktuellen Rookies-Talente in private KTM-Teams zu schleusen, weil sie dort im ersten WM-Jahr weniger Druck ausgesetzt sind als bei Red Bull Ajo, wo Talente wie Sissis, Hanika und Bendsneyder nicht ideal zur Entfaltung kamen.
2018 fährt immerhin der letztjährige Rookies-Cup-Sieger Kazuki Masaki im RBA-KTM-Team, er gab in Katar mit Platz 13 eine Talentprobe ab. Und die hochtalentierten türkischen Zwillinge Can und Deniz Öncü (15) bestreiten mit Red Bull-Ajo die Junioren-WM und werden dort für den GP-Sport aufgebaut.
Beim Katar-GP 2018 setzte es neuerlich eine KTM-Niederlage: Jorge Martin siegte vor Canet, Dalla Porta und Antonelli, der auf KTM 2017 kläglich versagte, Gabriel Rodrigo brachte die beste KTM auf Platz 5 ins Ziel. Rückstand: 6,8 Sekunden. Dahinter folgten drei weitere Honda.
Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, weiß, dass sich die Kräfteverhältnisse in der Moto3 nicht über Nacht auf den Kopf stellen lassen.
«Wir tragen vorläufig noch Altlasten mit uns rum», hält Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Weil uns die Fahrer im falschen Moment nicht vertraut haben, weil wir zu schlecht waren… Deshalb haben sich viele Topfahrer Konkurrenzteams ausgesucht. Jetzt ist es mühsam, dieses Vertrauen Schritt für Schritt wieder zurückzukriegen. Wir haben jetzt junge unerfahrene Piloten, die unglaublich schnell sind. Das Prüstel-Team, das bisher kaum Erfahrung mit KTM hat, hat mit Marco Bezzecchi in diesem Jahr schon einiges gezeigt. Bezzecchi konnte mit der KTM auf Anhieb sehr gute Rundenzeiten fahren. Auch McPhee im KTM-Team war in Katar konkurrenzfähig. Das zeigt, dass unser Motorrad wieder auf einer sehr guten Basis steht. Es war mein großes Ziel und das Ziel unserer Mannschaft, dass wir ein einfachea Motorrad bauen, das nicht nur einzelne Fahrer an einem bestimmten Tag für sich gut abstimmen können, sondern ein Motorrad, das überall und bei allen Teams gut funktioniert.»
«Aber klar, der Kampf gegen Honda ist beinhart», ergänzte Beirer. «Die legen die Latte schon hoch. Wir müssen uns ranhalten.»
Welche Fahrer von KTM können 2018 um Podestplätze oder gar um den Titel fighten? «Bezzecchi und Foggia traue ich viel zu», versichert der KTM-Stratege. «Darryn Binder hat 2017 vielversprechende Rennen gezeigt. Man meinte, wenn dieser Trend so weitergeht, darf man ihm den Durchbruch zutrauen. Dazu braucht man aber im Moment viel Phantasie. Wir warten alle darauf, dass Bulega einmal alle seine Fähigkeiten zusammenkriegt. Aber momentan gibt es den klaren Favoriten auf unserer Seite nicht. Wir müssen darauf vertrauen, dass sich von unseren jungen Wilden einer durchsetzt. Ich erinnere daran, dass Aki Ajo oft mit Fahrern in die Saison gestartet ist, die noch keinen Grand Prix gewonnen hatten – mit Miller, mit Oliveira, mit Binder. Die sind alle im Zuge unserer Zusammenarbeit an die Weltspitze vorgefahren. Ich hoffe, dass so jungen Juwelen auch jetzt in unsere Truppe schlummern. Masia, Ramirez und wie sie alle heißen, die haben alle schon Highlight-Runden rausgehaut. Aber sie haben keine Beständigkeit gezeigt. Dazu haben wir Routiniers wie Kornfeil, Öttl und McPhee. Wie gesagt: Die Hoffnung stirbt zuletzt.»