Teamchef Niklas Ajo: «Can Öncü ist einzigartig»
Sieger Can Öncü mit Teamchef Niklas Ajo
Erstmals seit dem 24. März 1991 in Suzuka/Japan gewann ein GP-Debütant gleich sein erstes WM-Rennen, damals gelang diese Kunststück dem Japaner Noboru Ueda.
Der Türke Can Öncü hat heute GP-Geschichte geschrieben, er ist der erste Türke, der einen Motorrad-GP-Sieg davontrug. Und er war schon im Training der beste Türke mit Startplatz 4 seit Kenan Sofuoglu, der 2010 beim Portugal-GP in der Moto2-Klasse den vierbesten Startplatz erreichte.
Und er ist der jüngste Rennfahrer, der je einen GP-Sieg errungen hat – mit 15 Jahren, drei Monate und 23 Tagen.
Niklas Ajo, selbst ehemaliger GP-Fahrer, Sohn von Teambesitzer Aki Ajo und jetzt Manager des Red Bull Ajo-Junior-Teams, betreut Öncü in diesem Jahr schon in der CEV Repsol-Junioren-WM.
Jetzt macht sich bezahlt, dass Red Bull und KTM die überirdische Begabung des jungen Türken Can Öncü schon 2017 im Red Bull Rookies-Cup entdeckten und ihn langfristig unter Vertrag nahmen – samt Zwillingsbruder Deniz, der fast zwei Köpfe kleiner ist, 2018 im Rookies-Cup-Zweiter und wurde und im Wachstum zurückgeblieben ist, weil er im Mutterleib unterversorgt wurde.
Das Talent der Öncü-Zwillinge war 2017 auch anderen Teambesitzern ins Auge gestochen, plötzlich standen Manager von Leopard und anderen Moto3-Teams im Red Bull-Rookies-Zelt – sie wurden freundlich hinauskomplimentiert…
Niklas Ajo war sprachlos, als er seinem Schützling unter dem Siegerpodest zujubelte. «Natürlich haben wir nicht mit einem Podestplatz gerechnet», stellte der Finne fest. «Aber der Level der Moto3-Junioren-WM ist im Moment sehr hoch. Deshalb haben talentierte Nachwuchsfahrer gute Chancen; wir haben das bei Vietti gesehen, der bei seinem zweiten Grand Prix in Australien auf Platz 3 gefahren ist. Auch Raul Fernandez hat als Neuling in den Top-Ten gekämpft. Wir wussten, dass unsere Rundenzeiten in der Junioren-WM sehr nahe an den GP-Zeiten liegen. Wir haben uns also vorgestellt, dass wir zumindest an die Spitzengruppe herankommen können. Aber in erster Linie wollten wir hier Erfahrung sammeln und das Rennen zu Ende fahren. Wir hatten keine konkrete Erwartungshaltung. Wir haben mit Can hier vor einer Woche erstmals mit der 2018-KTM getestet, denn in der CEV-Serie hat er bisher ein 2017-Modell gesteuert. Aber wir sind nur einen halben Tag gefahren, und es war sehr windig.»
Wo liegen die Stärken von Can und Deniz? Niklas Ajo: «Ich glaube, diese beiden Jungs sind mit einem unglaublichen Talent gesegnet. Ich habe noch sie bei einem Rennfahrer so eine Einstellung und so eine Gesinnung gesehen. Sie sind beide so reif und so ehrgeizig. Das konnten wir gestern im Qualifying beobachten. Can ist auf Platz 4 gelandet, ein erstaunliches Ergebnis. Aber er war zornig und hat sich geärgert, er hat fast geweint, denn er kam hierher, um zu gewinnen. Diese Einstellung und diese Entschlossenheit hebt ihn von den Rivalen ab.»
Öncü war schon am Freitag Achter nach dem FP2. «Was, seit Ueda 1991 hat kein Fahrer seinen ersten Grand Prix gewonnen? Ich war damals noch nicht einmal geboren… Aber wir müssen gestehen, dass das Wetter ein bisschen auf unserer Seite war. Ich weiß nicht, ob wir auch im Trockenen gewonnen hätten. Das werden wir nie erfahren. Anderseits dauerte das Rennen im Regen so lang, mehr als 43 Minuten, es war wirklich schwierig. Can musste die Konstanz und die Konzentration über 23 Runden aufrecht halten. Wir haben in der letzten Runde gesehen, als er das Gas etwas zugedreht und hat und langsamer gefahren ist, er hatte gleich einen argen Slide. Er ist fast gestürzt. Dieser Grand Prix war eine wertvolle Erfahrung für ihn. Er war vor dem Rennen ziemlich gestresst. Jetzt hat er gezeigt, was er kann. Jetzt wird der Stress abnehmen.»