Red Bull KTM Tech3: Moto3-Drama vor großem Triumph
Am Ende kamen sich Ayumu Sasaki und Deniz Öncü auf dem Red Bull Ring zu nahe (dahinter der spätere Sieger Vietti)
1990 gab der Tech3-Rennstall von Hervé Poncharal sein Debüt in der Motorrad-WM, 2001 stieg man in die «premier class» auf. Trotz 31 Podestplätzen in der Königsklasse, die Fahrer wie Johann Zarco, Cal Crutchlow, Andrea Dovizioso und Colin Edwards einfuhren, blieb der französischen Truppe ein MotoGP-Sieg verwehrt – bis zum vergangenen Sonntag, als Miguel Oliveira mit seinem Triumph auf dem Red Bull Ring von Spielberg für Portugal, Tech3 und KTM Geschichte schrieb.
Nur drei Stunden zuvor erlebte Poncharal allerdings noch eine herbe Schlappe im Moto3-Rennen: Fünf Runden vor Schluss fanden sich seine Schützlinge Ayumu Sasaki und Deniz Öncü im Kampf um die Podestplätze wieder, als der Türke in Kurve 1 zu spät bremste und ausgerechnet seinen Teamkollegen abräumte. Öncü wurde anschließend zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht, er kam aber ohne gröbere Verletzungen davon.
«Ich konnte es nicht glauben, als ich sah, wie Deniz auf der Bremse Ayumu traf», schilderte Hervé enttäuscht. «Er war viel zu spät dran. Es war so schade und ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, weil es mehr als nur Pech war für uns. Beide Jungs waren im Kampf um die Top-5 dabei und es gab nur zwei Stürze – und die betrafen unsere zwei Fahrer, die ineinander gekracht sind. Das ist einfach schade.»
Für Sasaki gab es trotzdem aufmunternde Worte vom Teamchef: «Ein guter Job – die Pace und Entschlossenheit von Ayumu waren unglaublich. Er zeigt definitiv, dass er ein Top-Fahrer ist. Wenn er im Moment nicht vorne dabei ist, dann nur, weil er wirklich Pech hatte. Pushe weiter und es wird kommen», lautete die Botschaft an den 19-jährigen Japaner.
Im Fall von Öncü sparte Poncharal dagegen nicht mit Kritik: «Ich war bisher wirklich happy mit Deniz. Aber an diesem Wochenende war er etwas nervös, angespannt und unglücklich mit vielen Dingen, vor allem seinem Teamkollegen. Seinen Aussagen zufolge hatte der ihn nämlich im freien Training aufgehalten. Heute konnten wir zwar sehen, dass er schnell war, die Pace war da, aber er war von der ersten Runde an klar zu aggressiv. Es ist sehr schwierig zu akzeptieren und zu schlucken, was er getan hat, weil es eine verzweifelte Attacke auf der Bremse war, ein zu spätes Manöver, das man so wenige Runden vor Schluss nicht versucht – vor allem wenn dein Teamkollege vor dir liegt und du keine andere Chance hast, als ihn zu treffen, wenn du geradeaus fährst. Ich weiß, dass Deniz jung ist und über großes Talent verfügt. Ich mag ihn sehr, aber das war ein großer Fehler. Ein Fahrer sollte an die Mühen des Teams, von Red Bull und KTM denken: Es ist nicht nur ein Spiel, es ist auch ein Job und du musst verstehen, dass du manchmal dein Ego in der Box lassen musst.»
Umso mehr strahlte der Franzose nach dem historischen MotoGP-Sieg, auf den er mit seinem Team mehr als 20 Jahre hatte warten müssen: «Ich war so niedergeschlagen, nachdem unsere Moto3-Fahrer auf Podestkurs kollidiert waren, dass ich schon dachte, vielleicht ist es für mich an der Zeit aufzuhören, weil sich so traurig darüber war. Und jetzt bin ich fast der glücklichste Mensch auf Erden. Nur das Rennfahren kann dir diese Emotionen geben», betonte Poncharal.
Ergebnis Moto3, Steiermark-GP, 23. August
1. Vietti, KTM
2. Arbolino, Honda
3. Ogura, Honda
4. Rodrigo, Honda
5. Arenas, KTM
6. Binder, KTM
7. Suzuki, Honda
8. Fernandez, KTM
9. Nepa, KTM
10. Garcia, Honda
11. Foggia, Honda
12. Salac, Honda
13. Migno, KTM
14. Masia, Honda
15. Yamanaka, Honda
Ferner:
18. Baltus, KTM
19. Dupasquier, KTM
25. Kofler, KTM
Moto3-WM-Stand nach 6 von 15 Rennen: 1. Arenas, 106 Punkte. 2. 3. Ogura, 81. 3. McPhee, 67. 4. Vietti, 66. 5. Arbolino, 60. 6. Suzuki, 59. 7. Raul Fernandez, 51. 8. Rodrigo, 48. 9. Masia, 41. 10. Foggia, 37. 11. Darryn Binder, 37. 12. Alcoba, 30. 13. Migno, 22. 14. Antonelli, 21. 15. Nepa, 20.
Konstrukteurs-WM: 1. KTM, 136 Punkte. 2. Honda, 130. 3. Husqvarna 17.