Claiming Rule: Es gibt sie auch in der Moto3-WM!
Nie geclaimt: Werksmotor von KTM
Haben Sie das gewusst? Auch in der Moto3-Saison 2012 bestand die Möglichkeit für gegnerische Teams, einen 250-ccm-Einzylinder-Viertakt-Motor der Konkurrenz zu «claimen», also zu kaufen.
Bekanntlich wurde für die Moto3-WM ein maximaler Kaufpreis für die Motoren von € 12’000.– festgeschrieben.
Damit nicht irgendein erfolgshungriger Hersteller ein Hightech-Triebwerk zu exorbitanten Kosten entwickelt, wurde im Reglement eine «Claiming Rule» vorgeschrieben. Jedes in der Moto3 ganzjährig vertretene Team hat das Recht, nach einem Rennen den Motor kompletten eines anderen Teams zum Preis von € 12’000.– zu «claimen» oder zu kaufen.
Es dürfen aber von jedem Fahrer maximal drei Motoren pro Saison gekauft werden. Genau genommen darf pro Saisondrittel ein Triebwerk handstreichartig beschlagnahmt werden. Das erste Drittel dauerte zum Beispiel 2012 vom ersten Grand Prix bis 18. Juni, das zweite vom 19. Juni bis 31. August, das dritte vom 1. September bis 30. November. Vom selben Fahrer darf maximal ein Motor in einer Saison gekauft werden. Kein Team darf mehr als drei Motoren pro Saison kaufen. Alle «Claims» bedürfen der Zustimmung der Race Direction. Die Motoren müssen die offiziellen Siegel aufweisen und müssen zwei Stunden nach dem Rennen bei der Technischen Abnahme angeliefert werden.
Die Vorgangsweise für einen Claim ist ähnlich wie in der MotoGP-Klasse. Ein Team, das einen Claim plant, muss die Race Direction nach dem Rennbeginn schriftlich über seine Absichten informieren. Kommt es zu mehr als einer Kaufabsicht, wird der erste Antrag berücksichtigt. Die anderen werden missachtet.
Wenn alle erwähnten Vorschriften eingehalten wurden, wird die Race Direction den Technical Director bitten, das strittige Triebwerk unmittelbar nach der Zieldurchfahrt zu identifizieren. Danach wird es dem gegnerischen Team ausgehändigt. Die Teamvereinigung IRTA stellt die pünktliche Bezahlung der € 12’000.– sicher.
Fahrer und Teams, die auf diese Weise einen der acht erlaubten Motoren einbüssen, dürfen beim nächsten Grand Prix ein zusätzliches Triebwerk in Betrieb nehmen.
KTM verfügte 2012 über die stärksten Moto3-Motoren, es wurde aber in der Saison 2012 kein Antrag für einen «Claim» eingebracht.
Im Reglement war vorgeschrieben, dass jeder Hersteller neue Leistungsteile sofort an alle Fahrer des jeweiligen Werks ausliefern muss. So sollte die Chancengleichheit gewährleistet werden. Daran hielten sich weder Honda noch KTM. Und Technical-Director Danny Aldridge konnte diese kleinen Schummeleien nie ernsthaft überwachen.
Es stand auch im Reglement, dass jeder Moto3-Hersteller mindestens acht Fahrer beliefern muss – wenn es die Teams wünschen. Aber die schwachbrüstigen Minutenbrenner von Oral Engineering (Mahindra, bis Le Mans auch Ambrogio Next Racing) und Emir (Iodaracing) wollte sich ohnedies kein Team freiwillig antun. Die Emir-Piloten hatten ihre acht erlaubten Triebwerke bereits im August geschlachtet und mussten deshalb pro zusätzlichem Triebwerk einmal aus der Boxengasse starten.