Philipp Öttl: «Mein Ehrgeiz ist grösser»
Philipp Öttl: Rang 11 beim Valencia-GP
Philipp Öttl kennt alle europäischen GP-Strecken, muss aber in seiner ersten Moto3-GP-Saison die sieben Pisten in Übersee noch kennenlernen. «Aber Austin in Texas ist für alle andern auch neu», tröstet sich der Red-Bull-Rookies-Cup-Gesamtvierte.
Die Ziele des 16-jährigen Bayern sind klar umrissen. «Der Papa sagt, wenn ich in der WM am Ende unter die ersten 20 komme, ist er zufrieden», hält Öttl fest. «Aber mein Ehrgeiz ist grösser. Für mich wäre der 20. Platz eher eine Enttäuschung. Ich schaue, dass ich auf einen gewissen Speed komme und konstant in die Punkteränge fahre. Natürlich darf man nicht immer elfte Plätze von mir erwarten. Aber ich möchte im Laufe der Saison eine Steigerung zeigen.
2012 wechselte Philipp Öttl immer wieder von der Viertakt-Kalex-KTM aus der Spanischen Meisterschaft (Gesamtrang 4) auf die 125-ccm-Zweitakt-KTM aus dem Rookies-Cup. «Es war sicher kein Vorteil, dass ich mich immer umstellen musste», blickt der WM-Neuling zurück. «In den ersten fünf Runden hatte ich oft Mühe, wenn ich von der 125er auf die 250er umgestiegen bin oder umgekehrt. Aber im letzten Saisondrittel sind die Umstiegsprobleme immer kleiner geworden. Wir sind dann beim Viertakter mit weniger Motorbremse gefahren. So ist das Umsteigen leichter geworden.»
Philipp Öttl absolviert momentan die zehnte Klasse, hat am 24. Juni seine Abschlussprüfung und wird dann Profi-Rennfahrer. «Dass ich in der ersten Saisonhälfte neben den Grands Prix, die teilweise in Übersee stattfinden, noch in die Schule gehen muss, ist kein Problem. Ich habe gute Noten. Und nach dem 24. Juni gehe ich nur noch einmal pro Wochen; das ist dann nur für die Optik».
Für die ersten WM-Saison erhält Philipp Öttl im Interwetten-Paddock-Team eine neue Kalex des Jahrgangs 2013. «Zuerst hat es geheissen, ich behalte meine 2012-Maschine und bekomme ein paar Updates. Jetzt erhalte ich ein ganz neues Motorrad mit etlichen Verbesserungen. Ich fahre auch weiter mit WP-Suspension. Die meisten andern Kalex-Piloten werden Öhlins verwenden.»
Öttl lieferte mit Rang 11 beim Valencia-GP als Wildcard-Pilot eine erstaunliche Talentprobe ab. Er hat aber eine Schwachstelle aufgespürt. «Ich war in der abgelaufenen Saison in der ersten Rennhälfte oft zu verkrampft. Dadurch habe ich in der Anfangsphase zu viel Zeit verloren», rechnet der Nachwuchsfahrer vor. «Auch bei den Rennen in Spanien habe ich mich auf diese Weise manchmal selber behindert. Da muss ich ruhiger und selbstsicherer werden.»
Papa Peter Öttl hat allerdings an seinem Junior wenig auszusetzen. Beachtlich ist vor allem die Standfestigkeit des talentierten Rookies, der bei seinen 72 Strassenrennen bisher kein einziges Mal aus eigenem Verschulden gestürzt ist. «Der Philipp ist besser als ich. Er schmeisst’s net immer weg», lobt Peter Öttl, der 1989 WM-Dritter in der 80-ccm-Klasse war und insgesamt fünf GP-Siege errungen hat.