Kiefer: «Ähnliche Kosten wie in der Moto2-WM»
So eine Kalex-KTM erhält Kiefer Racing
Das Team Kiefer Racing hat bis Ende 2009 die 125-ccm-Weltmeisterschaft bestritten, dann mit Stefan Bradl zwei Jahre lang die Moto2-Klasse. Die insgesamt vierjährige Zusammenarbeit mit Bradl gipfelte in dem Moto2-Titelgewinn 2011.
Jetzt kehrt Kiefer Racing mit den deutschen Talenten Florian Alt und Toni Finsterbusch in die kleinste WM-Klasse zurück, erstmals steht die Moto3-Kategorie auf dem Programm – das Material kommt von Kalex-KTM.
Teammanager Stefan Kiefer hat auch schon die 250er-WM bestritten, mit Fahrern wie Gemmel, Heidolf, West, Leonov und Baldolini. Mit Honda und Aprilia.
Deshalb kann Stefan Kiefer sehr gute Vergleiche ziehen zu den Kosten von früher und heute, auch zwischen der kleinsten und der mittleren GP-Klasse.
Am preiswertesten war die 125er-WM in den letzten Jahren ihres Bestehens, 2010 und 2011, damals wurden die Aprilia-RSA-125-Werksmaschinen zum Kaufpreis von 100.000 Euro verscherbelt. 2009 war für eine Aprilia RSA 125 noch ein Kaufpreis von € 160.000.- zu berappen. Vorher wurden sie um ähnliche Preise verleast, mussten also am Saisonende wieder abgeliefert werden! Eine neue Kalex mit KTM-Triebwerk steht heute für rund € 110.000.- in der Preisliste.
Jetzt beginnt bei Kiefer die Moto3-Ära, die Kosten liegen über den Erwartungen. Allein für die KTM-Motoren fallen pro Saison bei zwei Fahrern Kosten von rund € 140.000.- an.
Heute sind maximal acht Moto3-Motoren pro Saison erlaubt. Man verwendet vier neue und lässt jeden einmal revidieren, so kommen die Teams auf ihre acht Motorenleben. In der 125-ccm-Zweitakt-Ära brauchte man nur zwei Motoren; statt aufwändigen Revisionen musste nach einer gewissen Laufzeit nur ein neuer Kolben eingebaut werden, aus, basta.
Für die ersten Tests in Cartagena erhalten Alt und Finsterbusch frische KTM-250-Motoren, die nach 1500 km zur Revision müssen, die € 5500.- kostet. «Die ersten drei Tests in Cartagena, Valencia und Jerez können wir mit einem Motor pro Fahrer abspulen», weiss Kiefer. «Vor dem letzten Jerez-Test Mitte März bekommen wir von KTM neue Motoren.»
Der Stückpreis pro Motor wurde von der Grand Prix Commission mit 12.000.- festgeschrieben. Pro Fahrer sind vier Saison im Jahr nötig, macht bei zwei Fahrern € 96.000.- Wenn man jeden der insgesamt acht Motoren einmal revidieren lässt, werden weitere 44.000.- fällig, ergibt zusammen Motorenkosten für zwei Fahrer von € 140.000.- im Jahr.
Zum Vergleich: Für die Honda-Einheitsmotoren der Moto2-WM sind pro Fahrer und Saison € 56.000.- fällig; dazu kommen vielleicht noch Kosten für Testmotoren von € 5000.-
«Ich weiss, dass die Teams mit der Dorna und IRTA reden wollen, damit die Kosten in der Moto3 besser kontrolliert und eingedämmt werden», sagt Kiefer. «5500 Euro für eine Revision, das ist ein stattliches Sümmchen, obwohl natürlich bei so einem Viertakter viel gemacht werden muss. Jedenfalls sind die Materialkosten in der Moto2 und Moto3 heute sehr ähnlich. Aber ich will mich nicht beschweren. Wir sind in der Moto3-WM bei KTM gut aufgehoben.»
Am teuersten war das Leasingpaket von Aprilia in der 250er-WM, die Ende 2009 beerdigt wurde. Damals schröpfte das italienische Werk als Monopolist Teams wie Interwetten (Fahrer: Tom Lüthi) mit Leasinggebühren von 1,2 bis 1,3 Millionen Euro pro Fahrer und Saison. Eine Weiterentwicklung fand nicht statt. Manche Teams wurden drei Jahre lang mit identischen Material beliefert.
Es ging damals auch billiger. «Wir hatten in der 250er-Zeit Production-Racer von Aprilia, die wir zum Stückpreis von € 86.000.- gekauft haben», erinnert sich Stefan Kiefer. «Insgesamt haben wir damals Materialkosten von rund € 200.000.- pro Fahrer und Saison gehabt. Aber wir konnten mit diesen Motorrädern nicht gewinnen, weil zehn Werksmaschinen von Aprilia und Honda vor uns rumfuhren.»
Die Situation änderte sich erst mit der Einführung der Moto2 samt Einheitsmotoren von Honda. «2011 haben wir maximal € 450.000.- Materialkosten gehabt, als wir mit Stefan Bradl die Moto2-WM gewonnen haben», blickt Kiefer zurück.