Viñales-Teamchef muss erst im Herbst hinter Gitter
Jaime Fernández-Avilés: bald im Knast
Eigentlich hätte Calvo-LaGlisse-Teambesitzer Jaime Fernández-Avilés am 12. März für fünf bis sieben Monate wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung ins Gefängnis einrücken sollen. Ursprünglich war er sogar zu zweieinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe von 52.000 Euro verurteilt worden. Aber Fernández-Avilés war sowohl beim letzten IRTA-Test in Jerez (18. bis 21. März) als auch beim Katar-GP (5. bis 7. April) in der Box seiner Moto3-Schützlinge Maverick Viñales und Ana Carrasco zu sehen.
Weil er bisher als unbescholten galt und keine Vorstrafen hat, wird Jaime Fernández-Avilés mit einer wesentlich kürzeren Haftstrafe davonkommen. Ausserdem soll er sie erst nach dem Saisonende antreten, wurde mit dem Richter ausgehandelt.
Das Team von Fernández-Avilés hatte letztes Jahr die Moto3-WM mit Efren Vazquez und Adrian Martin (auf FTR-Honda) bestritten und engagierte für 2013 den Titelfavoriten Maverick Viñales – und sicherte sich dadurch erlesenes Werksmaterial von KTM.
2005 betrieb Jaime Fernández-Avilés für den ehemaligen MotoGP-Teambesitzer Luis d’Antin ein Team für die spanische Meisterschaft. D’Antin blieb ihm Geld schuldig, also fackelte Jaime nicht lange: Er eignete sich einen 48.000 Euro teuren Lkw aus dem Eigentum von d’Antin an, indem er einen Kaufvertrag fälschte und das Fahrzeug kurzerhand auf seinen Namen anmeldete.
Die Ermittlungen erstreckten sich über Jahre hin, Fernández-Avilés legte immer wieder Einspruch ein und zog das Verfahren in die nächste Instanz. Aber Ende Februar wurde die letzte Berufung der Rechtsanwälte abgewiesen.
Die Auswirkungen: Bank sprang als Sponsor ab
Von den zwei grossen Sponsoren, mit denen sich Jaime Fernández-Avilés vor drei Wochen in Jerez noch geheimnisvoll gebrüstet hat, ist nur einer übrig geblieben: die Fischkonservenfabrik Calvo, die in Spanien und Südamerika Millionenumsätze macht.
Ricard Jové, persönlicher Manager von Viñales und hauptberuflich Manager des Blusens-Avintia-Teams (Toni Elias, Kyle Smith, Hiroshi Aoyama und Héctor Barbera), hätte diese unerfreuliche Angelegenheit gern genützt, um putschartig das LaGlisse-Team zu übernehmen. Aber da wehrte sich Fernández-Avilés mit Händen und Füssen dagegen.
Schliesslich hat er Jové die Bezahlung von 450.000 Euro als Ablöse für den neunfachen GP-Sieger Viñales zusagen müssen. Er wollte jetzt nicht auch noch sein Lebenswerk an Jové abtreten. Dieser hatte die Bank CaixaCatalunya (im Vorjahr bei Marc Márquez) als Sponsor zur Hand, verlangte aber den Rücktritt von Fernández-Avilés und wollte dessen Teammanager Pablo Nieto in den Vordergrund rücken. Aber Jové verlor sein Druckmittel: Denn das seriöse Bankinstitut wollte nicht mit einem Betrüger wie Fernández-Avilés Geschäfte machen – und sagte den Sponsorship-Deal (man sprach von 390.000 Euro für zwei Jahre) ab.