Philipp Öttl: «Die Moto3 ist die schönste Klasse»
Kalex-KTM-Pilot Philipp Öttl war aus deutscher Sicht die Entdeckung der Moto3-WM-Saison 2013. Er kassierte ab dem neunten Rang in Misano im Herbst noch 33 seiner insgesamt 34 WM-Punkte. Aragón steht als besonderes Highlight zu Buche: fünfter Startplatz, grossartiger sechster Rang im Rennen.
Für 2014 hat sich der 17-jährige Öttl in der WM einen Top-Ten-Rang in der Gesamtwertung zum Ziel gesetzt. Kein unrealistisches Ziel, wenn der Trend und die Form vom letzten Saisondrittel in die kommende Saison mitgenommen werden können. «Das ist bei Philipp ist durchaus realistisches Vorhaben», meint Papa Peter, selber fünffacher GP-Sieger und als Data-Recording-Techniker im Interwetten-Team dabei.
Öttl hat vor Weihnachten noch die Füherscheinprüfung bestanden, er arbeitet bis 1. Februar halbtags im DTM-Team von Schnitzer BMW. Im Dezember ging er zum Indoor-Supermoto-Fahren mit seiner KTM 250 (Baujahr 2009) nach Friedrichhafen. Für Januar sind auch noch Motocross-Trainings geplant. Gemeinsam mit Trainer Franz Dietzinger bereitet sich der schnelle Bayer gewissenhaft auf seine zweite komplette GP-Saison vor.
Öttl hat sich 2013 enorm entwickelt. Denn 2012 erfüllte er in der Spanischen Meisterschaft und im Red-Bull-Rookies-Cup, die er jeweils als Gesamtvierter beendete, seine eigenen hohen Ansprüche nicht.
Philipp, du willst in der Gesamtwertung 2014 unter die Top-Ten. Kann es auch weiter nach vorne gehen?
Ja, das kommt darauf an... Ich denke, dass in dieser Saison eine grössere Spitzengruppe entstehen wird.
Mit Viñales, Salom und Folger steigen drei Fahrer aus den Top-5 in die Moto2-Klasse auf. Wer kann sich neu zu einem Titelfavoriten mausern?
Rins und Márquez sind eine Bank. Wir gehen davon aus, dass die Honda so schnell sein wird wie die KTM. Dann kommen Fahrer wie Miller, Kent, Fenati, Antonelli; Hanika lässt sich noch nicht genau einschätzen.
Danny Kent hat kürzlich vermutet, es wird sechs bis sieben Titelkandidaten geben?
Es kann immer Überraschungen geben. Ich habe zum Beispiel im Red-Bull-Rookies-Cup 2010 die Saison mit einem 16. Platz beendet. Das erste Rennen 2011 habe ich dann gewonnen... Im zweiten Rennen war ich Zweiter.
Dein Papa ordnet dich in der Gesamtwertung auf den Rängen 8 bis 10 ein?
(Er schmunzelt). Der erste Platz ist auch unter den ersten zehn.
Wenn du ein bisschen träumst und wenn alles optimal läuft, könnte am Schluss auch ein Top-5-Rang möglich sein? Oder fehlt es noch an Erfahrung, um den Ergebnissen von Jonas Folger nachzuahmen?
Nein, nein, der Jonas war 2013 nicht in meiner Reichweite. Ich schaue zuerst einmal, wie die IRTA-Tests im Februar und März ablaufen. Dann kann ich mir ein genaueres Urteil bilden. Das Testen ist ja nicht meine Stärke. Wenn ich bei den Tests unter den ersten 15 bin, sieht es gut aus.
Wie gesagt: Es wird mehr Fahrer geben, die konkurrenzfähig sind. Honda und Mahindra werden sicher stärker sein als 2013. Ausserdem haben sie mehr Fahrer.
Wie ist deine starke Steigerung 2013 zustande gekommen? Von welchen Fahrern hast du lernen können?
Ich bin immer weiter nach vorne gekommen... In Aragón habe ich eigentlich das meiste gelernt. Aber auch in Malaysia, wo ich gut vorne mitgekämpft habe.
In der ersten Saisonhälfte hast du lieber auf eigene Faust gelernt? Da bist du die Trainingszeiten immer allein gefahren?
Ja, das habe ich auch zum Schluss immer so gemacht. Aber hin und wieder war ein Windschatten schon hilfreich... Doch die fünftbeste Trainingszeit in Aragón bin ich auch allein gefahren. Aber am Tag vorher habe ich dort Viñales verfolgt.
Wenn du einmal so weit vorne warst, lassen sich die Asse von dir gar nicht mehr verfolgen, oder?
Ja, die meisten Fahrer sind in dieser Hinsicht ein bisschen komisch. Ich drehe das Gas fast nie zu, wenn einer hinter mir hängt.
Die Moto2-WM wird für 2015 noch kein Thema sein? Du planst jetzt noch zwei weitere Moto3-WM-Jahre ein?
Ja, zwei auf jeden Fall. Ich finde, die Moto3 ist die schönste Klasse.